Über die Theorie des Kreisels. Heft III. Die störenden Einflüsse. Astronomische und geophysikalische Anwendungen. (Q1505747)

Der Beginn des vorliegenden Heftes schließt sich an die vorhergehenden Kapitel in Heft II an (vergl. F. d. M. \( 29\), 623, 1898, JFM 29.0623.02), der auf der Horizontalebene spielende Kreisel durch Näherungsrechnungen mit strenger Fehlerabschätzung behandelt wird. In dem dann folgende Kapitel VII werden die allgemeinen Erfahrungen über die Wirkung der Reibungseinflüsse dargestellt, und im Anschlusse daran wird die Reibung im Stützpunkte und deren Wirkung, das Aufrichten des Kreisels, ausführlich diskutiert. Die Behandlung wird zum Teil auf graphischem Wege unter Zuhülfenahme von Vernachlässigungen und Näherungsmethoden durchgeführt, mit dem Ziele, von den in der Wirklichkeit zu beobachtenden Erscheinungen ein klares qualitatives und ein innerhalb der Fehlergrenze der Beobachtungen genaues quantitatives Bild zu entwerfen. Neben der Reibung im Stützpunkte werden als weitere, die ideale Kreiselbewegung entstellende Ursachen der Luftwiderstand, die Elastizität des Kreiselmaterials und der Unterlage berücksichtigt. In einem Nachtrag zu diesem Kapitel wird sodann unter Hinzuziehung von Beobachtungsmaterial die Behandlung des auf der Ebene spielenden Kreisels mit Rücksicht auf die Reibung ergänzt. Das VIII. Kapitel behandelt in einem ersten Abschnitt die astronomischen Anwendungen der Kreiseltheorie, in einem zweiten die geophysikalischen. In den klassischen Problemen der Präzession und der Nutation zielt die Darstellung darauf hin, die für den Nichtfachmann nicht immer durchsichtige Darstellungsweise der Astronomen durch ein anschaulicheres Verfahren zu ersetzen. Die Mittel hierzu bietet eine Methode von \textit{Gauß}\ zur Störungsrechnung, welche hier nach verschiedenen Richtungen ausgebaut wird. In dem geophysikalischen Abschnitte handelt es sich namentlich um die freien Nutationen der Erdachse, deren Periode von \textit{Chandler} festgestellt wurde, und weiter um die Erscheinung der Polschwankungen überhaupt. Sowohl in der Darstellung des objektiven Sachverhaltes wie in der Erklärung desselben weist die hier gebotene Darstellung entschiedene Fortschritte auf. Wegen der grundlegenden Wichtigkeit der Frage sind bei der Erklärung der vierzehnmonatlichen \textit{Chandler}schen Periode auch die erforderlichen Hülfssätze aus der Hydrodynamik und der Elastizitätstheorie aufgenommen und auf vereinfachtem Wege bewiesen. Ferner ist zur Erklärung der jährlichen Periode der Polschwankungen die Theorie der meteorologischen Massentransporte entwickelt. Den Schluß\ des geophysikalischen Abschnittes bildet die Besprechung des \textit{Foucault}schen Kreiselversuchs zum Nachweise der Erdrotation. Mehr als in den vorigen beiden Heften gehört der Inhalt des jetzigen dem Bearbeiter der Vorlesungen, \textit{Sommerfeld,} dessen Übernahme der Professur für Mechanik an der Technischen Hochschule zu Aachen das Erscheinen der Fortsetzung verzögert hat. Das in Aussicht gestellte Schlußheft soll die technischen und die physikalischen Anwendungen bringen.