Wahrscheinlichkeitsrechnung und allgemeine Integrationstheorie. (Q2606316): Difference between revisions
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scientific article
Language | Label | Description | Also known as |
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English | Wahrscheinlichkeitsrechnung und allgemeine Integrationstheorie. |
scientific article |
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Wahrscheinlichkeitsrechnung und allgemeine Integrationstheorie. (English)
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1936
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Auf den ersten hundert Seiten wird die allgemeine Theorie der Mengenfunktionen dargestellt. Nach Einführung der Mengensysteme, der Ringe und Körper wird der Begriff des kleinsten Körpers festgelegt und erörtert. Es folgen die Axiome der formalen Maß- und Inhaltstheorie, nämlich das Axiom der eindeutigen Bewertung, das Zerlegungsaxiom, Stetigkeitsaxiom und Monotonieaxiom; es wird gezeigt, daß diese Axiome widerspruchsfrei sind. Die Begriffe Inhalt und Meßbarkeit und die daraus gewonnenen Sätze bilden die wesentliche Grundlage des Buches. Der umfangreiche Abschnitt über die allgemeine Integrationstheorie enthält eine Fülle von Sätzen mit originellen Beweisen. Zum Schluß dieses ersten Teiles werden die allgemeinsten Folgenmengen und die Grundmengen eingeführt und ihre Eigenschaften soweit entwickelt, daß für die eigentliche Wahrscheinlichkeitsrechnung ein solides Fundament vorliegt. Nur weil dieses Fundament so breit und fest gefügt ist, gelingt die Zusammenfassung der wesentlichsten Fragen der Wahrscheinlichkeitstheorie auf den sechzig folgenden Seiten. Ihre Grundbegriffe werden folgendermaßen gewonnen. Gegeben sei eine Versuchsvorschrift, etwa die Regel, mit einem (nicht notwendig symmetrischen) Würfel zu spielen und die Ergebnisse fortlaufend zu notieren. Man stelle sich die Gesamtheit aller logisch denkbaren Notierungen vor, also für das Beispiel auch jene, die bei einem symmetrischen Würfel praktisch nicht erscheinen werden, wie die Folge \(1, 1, 1,\cdots\). Diese Gesamtheit von Folgen heiße die der ``Versuchsvorschrift zugeordnete Folgenmenge \(B\) aller logisch möglichen Realisierungen''. Nunmehr seien eine Reihe von Eigenschaften \(\alpha\), \(\beta\) usw. fixiert, die gewissen Realisierungen zukommen, z. B. die Eigenschaft \(\alpha\), daß das fünfte Element einer Realisierung eine 1 sei. \(\mathfrak A\) bzw. \(\mathfrak B\) usw. seien diejenigen Teilmengen von \(B\), die die Eigenschaften \(\alpha\) bzw. \(\beta\) usw. besitzen. Jede Eigenschaft \(\alpha\) (und damit also die zugeordnete Menge \(\mathfrak A\)) sei durch eine nicht negative Zahl \((F, \mathfrak A)\), durch die ``Wahrscheinlichkeit der Eigenschaft \(\alpha\)'', bewertet. Insbesondere sei eine ``Grundeigenschaft'' die Eigenschaft einer Realisierung, mit einer vorgegebenen Ergebnisserie zu beginnen. Die Gesamtheit der mit einer Grundeigenschaft behafteten Realisierungen ist eine ``Grundmenge'' von \(B\). Das System aller den betrachteten Eigenschaften zugeordneten und bewerteten Teilmengen von \(B\) heiße \(F\). Es entsteht die Frage, welche Eigenschaften jene Wahrscheinlichkeiten, deren Ursprung zunächst unerörtert bleibe, gefühlsmäßig haben müßten. Bei Aufstellung und Erörterung derselben zeigt sich, daß die zweckmäßigerweise zu fordernden Rechenregeln mit denen der vorher entwickelten Inhaltstheorie übereinstimmen. Wesentlich ist dabei diese Erkenntnis: \(\alpha\) und daher auch die zugehörige Menge \(\mathfrak A\), \(\beta\) und also die zugehörige Menge \(\mathfrak B\) seien bewertet. Realisierungen mit der Eigenschaft \(\beta\) sollen auch die Eigenschaft \(\alpha\) besitzen, \(\mathfrak B\) sei also Teilmenge von \(\mathfrak A\). Dann ist es sinnvoll zu fordern, daß auch die Eigenschaft: ``\(\alpha\), aber nicht \(\beta\)'' bewertet sei, daß mithin die dieser Eigenschaft zugeordnete Menge \(\mathfrak A - \mathfrak B\) zu \(F\) gehöre, daß \(F\) also ein Mengenkörper sei. Nunmehr wird das mit Bewertungen versehene System \(F\) als ``Wahrscheinlichkeitsfeld'' bezeichnet, wenn sechs Axiome erfüllt sind. Die ersten vier dieser Axiome seien hier wegen ihrer Bedeutung für den \textit{Tornier}schen Aufbau, den der Verf. schon in seinen früheren Arbeiten vorbereitet hat, wörtlich wiedergegeben; das fünfte und sechste, das sogenannte Zugehörigkeitsaxiom und das Übergangsaxiom, erfordern zuviel begriffliche Vorbereitungen, um es für ein Referat verständlich zu machen: 1. Körperaxiom: Die Mengen aus \(F\) bilden einen Mengenkörper. 2. Spezielles Zugehörigkeitsaxiom: Jede Grundmenge aus \(B\) gehört zu \(F\), und insbesondere ist \((F, B) = 1\). 3. Spezielles Additionsaxiom: Wird die Grundmenge \(E\) in ihre paarweise fremden größten echten Teilgrundmengen zerlegt: \(E=\sum\limits_n E_n\), so gilt \((F, E) =\sum\limits_n(F,E_n)\). 4. Allgemeines Additionsaxiom: Sind \(\mathfrak A\) und \(\mathfrak B\) zwei fremde Mengen aus \(F\), so gilt \((F, \mathfrak A + \mathfrak B)=(F,\mathfrak A)+(F,\mathfrak B)\). Als Verknüpfungsaxiom zweier sich ausschließender Eigenschaften wurde also die Addition gewählt. Es wird betont, daß diese Wahl nur eine Normierung bedeutet und daß statt dessen jede für die Inhaltstheorie mögliche Verknüpfung hätte gewählt werden können. Die Axiome sind ferner so beschaffen, daß das gesamte Wahrscheinlichkeitsfeld schon durch Vorgabe der Wahrscheinlichkeiten der Grundmengen festgelegt wird. Ihre Bestimmung geschieht experimentell durch Ermittlung der Häufigkeitsgrenzwerte in Versuchsserien und ist -- genau wie bei der \textit{Mises}schen Auffassung -- nicht Gegenstand der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Diese Prozesse werden durch die folgende Definition genau präzisiert: ``Eine Folge von monoton wachsenden Versuchsserien soll ein Modell \(\overline{F}\) der Versuchsvorschrift heißen, wenn in ihr der Grenzwert der relativen Häufigkeit für jede Grundmenge \(E\) existiert und der Wahrscheinlichkeit \((F, E)\) gleich ist. Die Gesamtheit aller Modelle \(\overline{F}\) der Versuchsvorschrift soll die Modellklasse \(\overline{\overline{F}}\) der Versuchsvorschrift heißen. Ebenso soll jede unendliche Folge von Realisierungen genannt werden, die durch unbegrenzte willkürliche Verlängerung der einzelnen Versuchsserien eines Modells entsteht''. Die beiden grundlegenden Paragraphen, auf die es dem Verf. wohl am meisten ankam, gipfeln dann in folgender hier ebenfalls wörtlich wiedergegebener Zusammenfassung: ``\dots Dies Beispiel lehrt, daß man verschiedene Wahrscheinlichkeitsrechnungen, die sämtlich Häufigkeitsdeutungen zulassen, als Erweiterung der von uns gegebenen aufbauen kann, die alle für die Mengen von \(F\) dieselben Wahrscheinlichkeiten ergeben, für andere Mengen aber gänzlich verschiedene Zahlenwerte. Da es sehr wohl möglich ist, daß solche verschiedenen Wahrscheinlichkeitsrechnungen für verschiedene Fragen brauchbar sind, so wollen wir bei unserem Bereich stehen bleiben, eben um nicht durch willkürliche Festlegung eines bestimmten weiteren Bereiches andere Wahrscheinlichkeitsrechnungen auszuschließen und dann auch, weil unser Bereich, trotzdem er sozusagen nur der gemeinsame Kern aller möglichen Wahrscheinlichkeitsrechnungen ist, doch so umfangreich ist, daß alle bisherigen Sätze der Wahrscheinlichkeitsrechnung in ihm beweisbar sind''. Es folgen die wichtigsten Additions- und Multiplikationssätze, der Begriff der Veränderlichen in \(F\) und das \textit{Markoff}sche Lemma, die Spezialisierung dieser Veränderlichen als Treppenfunktion, eine ausführliche und sehr viel Raum erfordernde Herleitung von Hilfsformeln und Sätzen über Treppenfunktionen, der Unabhängigkeitsbegriff und endlich einige klassische Theoreme von \textit{Bernoulli} und \textit{Poisson}, jedoch ohne Ausblick auf ihre Anwendungen. (II; IV 3 A, B.) Besprechung : K. Dörge, Deutsche Math. l, 421-422.
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