Pendelbeobachtungen. (Q1562639): Difference between revisions
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scientific article
Language | Label | Description | Also known as |
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English | Pendelbeobachtungen. |
scientific article |
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Pendelbeobachtungen. (English)
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1870
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Zur Reduction der in Luft stattfindenden Pendelschwingungen auf den leeren Raum ist bekanntlich eine doppelte Correction nöthig, die aërostatische (der scheinbare Gewichtsverlust in der Luft), und die aërodynamische, herrührend von der Einwirkung der bewegten Luft auf das Pendel. Der von Poisson für die letztere Correction theoretisch berechnete Werth stimmt mit den Bessel'schen Beobachtungen nicht überein, da Poisson die innere Reibung der Luft vernachlässigt hat. Eine vollständige Theorie, die die innere Reibung berücksichtigt, ist von Stokes entwickelt. Diese findet jedoch Herr Meyer in mathematischer Hinsicht nicht allseitig befriedigend, da die von Stokes entwickelten Formeln nicht die vollständige Auflösung der für dies Problem geltenden Differentialgleichungen bilden, wodurch es zweifelhaft wird, ob die Stokes'sche Lösung die einzig mögliche ist. Um diese Frage zu entscheiden, behandelt Herr Meyer (JFM 03.0475.01) in der ersten der oben citirten Arbeiten das Problem von Neuem. Um die Bewegung der das Pendel umgebenden Luft zu bestimmen, geht Herr Meyer von den hydrodynamischen Gleichungen aus, wie sie mit Berücksichtigung der innern Reibung von Navier und Anderen aufgestellt sind; dabei abstrahirt er von vorneherein von den Dichtigkeitsänderungen, nimmt also die das Pendel umgebende Luft als incompressibel an. Er setzt ferner voraus, die Bewegungen der Pendelkugel und in Folge dessen auch die durch die Schwingungen der Kugel erregten Bewegungen der Flüssigkeit seien unendlich klein. Dann können die Glieder zweiter Ordnung der Geschwindigkeitscomponenten vernachlässigt werden und es kann daher der totale Differentialquotient der Geschwindigkeit nach der Zeit in den Differentialgleichungen ersetzt werden durch den partiellen Differentialquotienten nach der Zeit. Von äusseren Kräften endlich wird die Schwere berücksichtigt. Nach diesen vereinfachenden Voraussetzungen werden statt der rechtwinkligen Coordinaten räumliche Polarcoordinaten eingeführt, deren Axe die gerade Linie ist, auf der sich der Mittelpunkt der Pendelkugel bewegt [denn bei unendlich kleinen Bewegungen kann statt des Bogens eine gerade Linie substituirt werden]; endlich wird vorausgesetzt, dass die Bewegungen unabhängig seien von dem Winkel, den eine Meridianebene des Coordinatensystems mit einer festen Meridianebene bildet. Die Geschwindigkeitscomponenten lassen sich dann als partielle Differentialquotienten einer Function \(\psi\) nach den Coordinaten \(r\), \(\vartheta\) darstellen und für \(\psi\) selbst ergiebt sich die lineare partielle Differentialgleichung vierter Ordnung: \[ 0 = \varDelta \; \left( \varDelta \psi - \frac{1}{\gamma^{2}} \quad \frac{d \psi}{dt} \right). \] Unter \(\gamma\) ist dabei eine Constante (der Reibungscoefficient, dividirt durch die Dichtigkeit) verstanden, unter \(\varDelta a\) der Ausdruck \[ \frac{\partial^{2}a}{\partial r^2} + \frac{\sin \vartheta}{r^2} \quad\frac{\partial}{\partial \vartheta} \left( \frac{1}{\sin \vartheta} \; \frac{\partial a}{\partial \vartheta} \right). \] Die Auflösung dieser Gleichung vierter Ordnung setzt sich zusammen aus denen der beiden Gleichungen zweiter Ordnung: \[ 0 = \varDelta \psi_{1}, \quad 0 = \varDelta \psi_{2} - \frac{1}{\gamma^{2}} \; \frac{d\psi_{2}}{dt}, \] wie schon Stokes gefungen. Beide Theile unterscheiden sich hinsichtlich ihrer physikalischen Bedeutung, indem \(\psi_{1}\) den Theil der Bewegung darstellt, der ohne Rotation der Theilchen erfolgt, während \(\psi_{2}\) eine mit Rotation der Theilchen verknüpfte Bewegung darstelle. Die beiden Integrale für \(\psi_{1}\) und \(\psi_{2}\) lassen sich in unendliche Reihen von der Form \[ \sum (BO_{n} + CZ_{n}) \; Re^{\lambda^{2}\gamma^{2}t} \] entwickeln, worin \(\theta_{n}\), \(Z_{n}\) Function von \(\vartheta\) sind, \(R\) eine Function von \(r\) ist, \(B\), \(C\), \(\lambda^{2}\) Constante. Die Summe ist eine Doppelsumme; sie ist auszudehnen über alle positiven, ganzen Zahlen und über alle näher zu bestimmenden Werthe von \(\lambda\). \(\theta_{n}\), \(Z_{n}\), \(R\) werden durch gewöhnliche Differentialgleichungen bestimmt, die sich leicht integriren lassen. Die Bestimmung der Constanten, mit denen die particulären Lösungen multiplicirt sind, geschieht nach einem Verfahren, das von dem gewöhnlichen etwas abweicht. Ein Theil der Constanten \(B\), \(C\) verschwindet, wenn man berücksichtigt, dass die Geschwindigkeitscomponenten nie unendlich gross werden; zugleich werden in diesem Falle \(\theta_{n}\), \(Z_{n}\) ganze rationale Functionen von \(\cos \vartheta\). Die Grenzbedingungen ferner sind folgende: An der Oberfläche der Pendelkugel ist die Geschwindigkeit der Luft gleich der der Kugel für jeden Werth von \(t\); dabei kann (wieder mit Vernachlässigung unendlich kleiner Grössen zweiter Ordnung) die Kugel als fest angenommen werden. An der äussern Grenzfläche der Luftmasse, die als eine mit der Pendelkugel concentrische Kugelfläche angesehen wird, muss die Geschwindigkeit gleich Null sein. Aus diesen Bedingungen ergeben sich sämmtliche Constanten für \(n=1\) und ein Theil der Constanten für \(n>1\). Es folgt ferner, dass die Grösse \(\lambda^{2}\) in \(\psi_{1}\) und \(\psi_{2}\) dieselbe ist für alle \(n>1\) ergiebt sich sodann eine transcendente Gleichung für \(\lambda\). Endlich ergiebt sich, dass die unendlich kleine Ablenkung der Kugel aus der Gleichgewichtslage \((\xi)\) sich durch eine Reihe von der Form \[ \sum \frac{D}{\lambda^{2} \gamma^{2}}\; e^{\lambda^{2} \gamma^{2} t} \] darstellen lassen muss. Nunmehr geht Herr Meyer zur Bildung der Differentialgleichung für die Bewegung der Pendelkugel selbst über, indem er aus \(\psi\) die Componenten des auf die Kugel ausgeübten Druckes und das Moment dieser Druckkraft berechnet. Die Bedingung, dass die Lösung dieser Gleichung die vorher angegebene Form hat, liefert eine neue transcendente Gleichung für \(\lambda\) für den Fall \(n=1\). Die noch übrig bleibenden Constanten bestimmen sich durch den Anfangszustand der Bewegung der Pendelkugel. Dabei (und schon bei der vorhergehenden Constantenbestimmung) werden einige Theoreme in Bezug auf die Functionen \(R\), \(\theta\), \(Z\) entwickelt, die gewissen Sätzen der Kugelfunctionen analog sind; auf dieselben hier näher einzugehen, würde zu weit führen. Es folgt nun die Untersuchung der transcendenten Gleichungen für \(\lambda\). Ohne auf das Einzelne einzugehen, geben wir hier nur das Resultat. Die transcendente Gleichung für \(\lambda\) in dem Falle, wo \(n>1\), stellt die Bewegung der Flüssigkeit ohne Einwirkung des Pendels dar. Diese transcendente Gleichung kann weder reelle, noch complexe Wurzeln besitzen, sondern nur unendlich viele, rein imaginäre, so dass \(\lambda^{2}\) negativ ist. Dieser Theil stellt somit eine nicht periodische Bewegung dar. Anders verhält es sich mit der Bewegung, welche die Pendelkugel und die Flüssigkeit gemeinsam ausführen. Diese wird durch die particulären Lösungen bestimmt, welche den Wurzeln der transcendenten Gleichung für den Fall \(n=1\) entsprechen. Dieser transcendenten Gleichung genügt ebenfalls kein reelles \(\lambda\); dagegen kann sie neben unendlich vielen rein imaginären Wurzeln auch complexe Wurzeln haben, deren Anzahl vier oder eine durch vier theilbare Zahl ist. Im ersteren Falle haben die vier Wurzeln die Form \[ \pm (a \pm bi). \] Die complexen Wurzeln für \(\lambda\) ergeben eine periodische Bewegung von der Beschaffenheit, dass die Amplituden des Pendels und der mitschwingenden Luft nach dem Gesetz einer geometrischen Reihe abnehmen. Die Dauer der Pendelschwingung wird dabei durch das Mitschwingen des umgebenden Mediums vergrössert. Würden mehr als vier complexe Wurzeln \(\lambda\) existiren, so würde die Schwingungsdauer mehrdeutig sein, sie würde daher von dem Anfangszustande abhängen. Es wird aber bewiesen, dass wenn jene Gleichung überhaupt complexe Wurzeln hat, deren Anzahl höchstens vier beträgt, die Schwingungsdauer und das logarithmische Decrement der Amplituden sind daher von der anfänglichen Ursache der Bewegung unabhängig. Zum Schluss werden die Formeln auf den Fall angewandt, dass der Radius der äussern Grenzfläche unendlich gross ist, und dass die Bewegung durch eine anfängliche Ablenkung des Pendels aus seiner Gleichgewichtslage, nicht aber aus einer mitgetheilten ursprünglichen Geschwindigkeit entstanden sei. Dann verschwinden die Glieder, in denen \(n>1\). Die Glieder für \(n=1\) geben theils eine periodische [für complexe \(\lambda\)], theils eine nicht periodische Bewegung des Pendels. Von letzterer wird gezeigt, dass sie, wenn seit dem Beginn der Schwingung eine erheblich lange Zeit verflossen ist, gegen den periodischen Theil der Bewegung zu vernachlässigen ist. Mit einigen weiteren zulässigen Vernachhlässigungen ergeben sich für die Schwingungsdauer \(T\) und das logarithmische Decrement \(E\) der Amplituden folgende Formeln: \[ \frac{T^{2}}{\pi^{2}} = \frac{(M + kM^{1})l}{(M - M^{1})g}, \quad E = \frac{\tfrac{1}{2} \pi k_{1} M^{1}}{M + \tfrac{1}{2} \bigl(k +\tfrac{1}{2}\bigr) M^{1}}, \] \[ k = \tfrac{1}{2} + \frac{9}{4 \nu a}, \quad k_{1} = \frac{9}{4\nu a} \left( 1 + \frac{1}{\nu a} - \tfrac{1}{2} \frac{E}{\pi} \right). \] Darin ist \(a\) der Radius der Pendelkugel, \(M\) ihre Masse, \(M'\) die Masse der von der Kugel verdrängten Flüssigkeit, \(l\) die Pendellänge, \(g\) die Constante der Schwerkraft; \(\nu\) hängt mit dem Reibungsindex \(\gamma\) durch die Gleichung zusammen: \[ \nu^{2} = \frac{\pi}{2 \gamma^{2} T}. \] Stokes hat für \(T^{2}\) dieselbe Formel gefunden, dagegen eine andere für \(E\), die aber mit derselben Genauigkeit den Beobachtungen entspricht. Die Formel für \(T^2\) stimmt ferner mit der von Bessel experimentell ermittelten überein, nur dass bei Bessel \(k\) constant ist. Die zweite Arbeit in Poggendorf's Annalen enthält auf denselben Gegenstand bezügliche experimentelle Untersuchungen.
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Viscous fluid motion classical pendulum
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