The theory of algebraic equations. (Q5969703): Difference between revisions

Mit dieser Arbeit bezweckt der Verfasser ein Lehrbuch zur Einführung in die Lehre von den algebraischen Gleichungen, hauptsächlich bestimmt für mathematische und polytechnische Studirende, zu geben. Sie enthält deshalb ausser der mehr elementaren Theorie der Gleichungen höherer Ordnung auch solche Theile der höheren Theorie, welche bei dem weiterem Unterricht mitgetheilt werden können. Am nächsten schliest dieses Lehrbuch sich an den Cours d'Algèbre supérieure von Serret, von welchem Handbuch es gewissermassen als eine verkürze Bearbeitung aufgefasst werden kann, doch ist eine solche Bezeichnung in so weit irrig, als es sowohl in der Anordnung, als in den Beweisen der einzelnen Sätze so viel neues und bemerkenswerthes enthält, dass es gänzlich das Gepräge einer selbständigen Auffassung trägt, und deshalb auch für ein grösseres Publikum Interesse darbieten dürfte. Das Buch zerfällt in vier Abschnitte. Der erste derselben umfasst die allgemeine Theorie der algebraischen Gleichungen. Hier wird behandelt der Satz über die Anzahl der Wurzeln einer Gleichung, die Berechnung von symmetrischen Functionen derselben, Bedingungen für gleiche Wurzeln, ferner verschiedene Eliminationsmethoden und endlich einige Bemerkungen über die Transformation der Gleichungen mittelst linearer und anderer Substitutionen. Von besonderem Interesse muss hier eine vereinfachte Modification des Cauchy'schen Beweises für die Existenz von \(n\) Wurzeln einer Gleichung des \(n^{\text{ten}}\) Grades genannt werden, sowie eine neue Darstellung des Eliminationsprocesses von Bézout, wodurch man die Resultante ohne überflüssige Factoren erhält. Der zweite Abschnitt behandelt die algebraische Auflösung der Gleichungen. Hier werden die verschiedenen bekannten Methoden zur Auflösung der Gleichungen des \(3^{\text{ten}}\) und \(4^{\text{ten}}\) Grades dargestellt, insofern sie nicht Kenntnisse der Theorie der Invarianten und Covarianten erfordern, ferner die Lösung der binomischen Gleichungen und der Beweis für die Unmöglichkeit der algebraischen Auflösung der allgemeinen Gleichungen \(5^{\text{ten}}\) Grades nach Galois. Hieran schliesst sich eine hübsche Darstellung der Theorie der Abel'schen Gleichungen und eine Reihe von originalen Untersuchungen über solche Gleichungen, welche mittelst einer Anzahl von Ausziehungen von Quadratwurzeln gelöst werden können. Solche Gleichungen sind deshalb von besonderem Interesse, weil geometrische Constructionsaufgaben, die auf sie führen, immer mittelst Cirkel und Lineal lösbar sind. Im dem dritten Abschnitt stellt der Verfasser die verschiedenen Methoden zur Ausscheidung und numerischen Berechnung der Wurzeln dar. Hier schliesst er sich im Ganzen ziemlich nahe an das Handbuch von Serret an, doch giebt er ausserdem, was hier erwähnt wird, eine mit eigenen Untersuchungen erweiterte Darstellung von den Methoden von Newton und Sylvester zur Bestimmung von reelen Wurzeln zwischen gegebenen Grenzen. Der vierte und letzte Abschnitt ist der Galois'schen Substitutionstheorie gewidmet, von welcher eine kurze Darstellung gegeben wird. Nach Einführung des allgemeinen Begriffs der Substitution wird hier eine ziemlich vollständige Theorie der conjugirten Systeme oder ``Gruppen'' entwickelt und demnächst die Galois'sche Theorie und deren Anwendung in der Theorie der Abel'schen, der Hesse'schen und anderer specieller Gleichungen angeführt. Obgleich dieser ganze Abschnitt mit besonderer Vorliebe vom Verfasser behandelt ist, und auch nicht wenig beachtungswerthes enthält, scheint er uns doch wegen der Kürze der Darstellug etwas gedrängt und eben deshalb schwieriger zu sein, als es für ein Lehrbuch zweckmässig sein möchte. Es lässt sich auch nicht leugnen, dass dieser Theil des Buches in etwas loser Verbindung mit dem vorhergehenden steht, obgleich man an vielen Stellen spüren kann, dass hauptsächlich die Galois'sche Substitutionstheorie den fundamentalen Gesichtspunkt für die ganze Behandlung des Verfassers von der Lehre der Auflösung der Gleichungen bildet. Aus eben diesem Grunde ist das erwähnte Lehrbuch auch im Ganzen erwas einseitig geworden, indem die andere Seite der neueren Untersuchungen, die Lehre der Invarianten und die aus dieser folgenden Ansichten, gar keinen Einfluss auf die Behandlungsweise gehabt haben. Während also dieses Lehrbuch in dem, was die höhere Theorie der algebraischen Gleichungen betrifft, nicht gänzlich die Höhe der modernen Wissenschaft erreicht, muss doch hervorgehoben werden, dass es in Bezug auf die älteren Theile der Theorie der Gleichungen allen billigen Forderungen entspricht. Namentlich zeichnet sich die ganze Behandlungsweise durchgängig durch eine einfache und concise Form aus, was eben in einem Lehrbuche einen grossen Vortheil bildet.