Zur Theorie der geodätischen Linie und des geodätischen Dreiecks. (Q1546793): Difference between revisions

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Zur Theorie der geodätischen Linie und des geodätischen Dreiecks.
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    Zur Theorie der geodätischen Linie und des geodätischen Dreiecks. (English)
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    1883
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    Die Arbeit knüpft an die Untersuchungen von Christoffel, Weingarten u. a. an und sucht die Probleme, welche Christoffel behandelt hat, in einer für die geometrische Interpretation bequemeren Form zu lösen. Namentlich untersucht der Herr Verfasser die Verschiebbarkeit eines geodätischen Dreiecks ohne Aenderung der Seiten und Winkel. Zur Veranschaulichung der Betrachtung dient besonders die Betrachtung eines ``geodätischen Streifens'', d. h. eines Flächenstückes, welches zwischen zwei von einem Punkte ausgehenden unendlich nahen geodätischen Linien liegt. Unter Voraussetzung orthogonal geodätischer Parameter ist das Quadrat des Linienelementes \[ ds^2 = du^2+ g^2dv^2. \] Sind speciell \(u\) und \(v\) geodätische Polarcoordinaten, so nennt der Herr Verfasser die Function \(g\) das Mass der Breite des geodätischen Streifens in dem betrachteten Punkte. Hat man nun ein geodätisches Dreieck \(OPP_0\) und bezeichnet die Seiten \(OP\), \(PP_0\), \(P_0O\) der Reihe nach mit \(u\), \(u_1\), \(u_0\), die Winkel \(O\), \(P\), \(P_0\) der Reihe nach mit \(v\), \(\vartheta_1\), \(\vartheta_0\), so \(u\) und \(v\) geodätische Polarcoordinaten von \(P\). Wird dann \(v = 0\), \(g = g_0\) für \(u = u_0\), und betrachtet man ein zweites geodätisches Polarsystem \((u_1 v_1)\) mit dem Anfangspunkt \(P_0\), so dass \(v_1=\vartheta_0\) ist, so ergeben sich die Relationen \[ \frac{\partial \lg g_1}{\partial u_1}\;\cos \vartheta =\frac {\partial \lg g}{\partial u} + \frac{\text{ctg}\,\vartheta_0\sin\vartheta}{g_1} -\frac{\partial}{\partial u}\;\text{tg}\;\frac {g \sin\vartheta}{g_0\sin\vartheta_0} \] und , wenn man \(v_1 = \text{const.}\), \(dv_1 = 0\) setzt, folgt \[ \lg\;\frac{g\sin \vartheta}{g_0\sin \vartheta_0}=\int^v_0\;\frac{\partial \lg g}{\partial v}\;dv=\int \frac{1}{g}\;\frac{\partial ^2\lg g}{\partial u\partial v}\;d\varOmega, \] wo \(d\varOmega\), das Flächenelement bedeutet und wo die zweite Integration sich über das Dreieck erstreckt. In diesen Formeln sind gewisse Verallgemeinerungen der sphärischen Trigonometrie dargestellt. Durch Anwendung derselben auf ein unendlich schmales Dreieck \((\lim v = 0)\) erhält man zwei Hauptfälle \[ (1)\quad \vartheta=\pi,\quad\vartheta_0=\pi,\quad \lim\;\frac{\sin\vartheta}{\sin\vartheta_0} = \frac{g_0}{g}\,, \] mithin \[ g_0=gg_1\left(\frac{\partial \lg g_1}{\partial u_1} + \frac{\partial \lg g}{\partial u}\right),\quad u_0=u+u_1\, \] \[ (2)\quad \vartheta=0,\quad\vartheta_0 =0,\quad\lim\;\frac{\sin\vartheta}{\sin\vartheta_0} = \frac{g_0}{g}\,, \] \[ u_0 = u-u_1, \] \[ g_0=gg_1\left(\frac{\partial \lg g_1}{\partial u_1}-\frac{\partial \lg g}{\partial u}\right)\,. \] Man erkennt, dass im ersten Falle \(g_0\) sich symmetrisch zu \(u\) und \(u_1\), verhält; es ist aber \(g_0\) nicht nur das Mass der Breite des von \(O\) ausgehenden Streifens \(OP_0\) im Punkte \(P_0\), sondern auch das Mass der Breite des von \(P_0\) ausgehenden Streifens \(P_0O\) im Punkte \(O\). Deswegen wird \(g_0\) nach Christoffel die reducirte Länge von \(OP_0\) genannt. Die reducirte Länge ist noch durch anderweitige, ebenfalls von Herrn Christoffel gefundene Eigenschaften ausgezeichnet. Auf der durch diese Betrachtungen gewonnenen Grundlage erörtert der Herr Verfasser die Frage nach der Verschiebbarkeit eines geodätischen Dreiecks. Man betrachtet ein geodätisches Dreieck \(ABC\) und bezeichnet die reducirten Längen der drei Seiten durch \((a)\), \((b)\), \((c)\), die den Seiten gegenüberliegenden Winkel entsprechend durch \(\alpha\), \(\beta\), \(\gamma\). Erleidet nun der Punkt \(A\) eine unendlich kleine Verschiebung für \(\omega_1\) in einer Richtung, deren geodätische Normale mit den Seiten \(AB\) und \(AC\) bezüglich die Winkel \(\beta_1\) und \(\gamma_1\) bildet, und so fort, so dass \[ \beta_1-\gamma_1=\alpha-\pi,\quad \gamma_2-\alpha_2=\beta-\pi,\quad \alpha_3-\beta_3 =\gamma-\pi, \] und setzt man \[ Q=\frac{\sin \alpha_3 \sin \beta_1 \sin \gamma_2}{\sin \alpha_2 \sin \beta_3 \sin \gamma_1}\,, \] so findet der Herr Verfasser für die Incremente der Seitenlängen und der Winkel die sechs Formeln: \[ \begin{aligned} & \varDelta a = \omega_2 \sin \alpha_2-\omega_3 \sin a_3,\\ & \varDelta b = \omega_3 \sin \beta_3-\omega_1 \sin\beta_1,\\ & \varDelta c = \omega_1 \sin \gamma_1-\omega_2 \sin \gamma_1,\end{aligned} \] \[ \begin{aligned} & \varDelta\alpha = \frac{\varDelta b}{(b)}\;\text{ctg}\,\beta_3 - \frac{\varDelta c}{(c)}\;\text{ctg}\,\gamma_2+\omega_1\;\frac{\partial \lg Q}{\partial u_1}\,,\\ & \varDelta\beta = \frac{\varDelta c}{(c)}\;\text{ctg}\,\gamma_1 - \frac{\varDelta a}{(a)}\;\text{ctg}\,\alpha_3+\omega_2\;\frac{\partial \lg Q}{\partial u_2}\,,\\ & \varDelta\gamma = \frac{\varDelta a}{(a)}\;\text{ctg}\,\alpha_2 - \frac{\varDelta b}{(b)}\;\text{ctg}\,\beta_1+\omega_3\;\frac{\partial \lg Q}{\partial u_3}\,.\end{aligned} \] Drei Richtungen werden conjugirte genannt, wenn senkrecht zu ihnen eine unendlich kleine Verschiebung des Dreiecks ohne Aenderung der Seiten möglich ist. Die Bedingung dafür ist, wie man leicht erkennt, \(Q=1\). Soll nun eine unendlich kleine Verschiebung ohne Aenderung der Seiten und der Winkel eintreten, so müssen die Bedingungen erfüllt sein: \[ Q=1,\quad \frac {\partial Q}{\partial u_1} = \frac{\partial Q}{\partial u_2} = \frac{\partial Q}{\partial u_3} = 0, \] d. h. es müssen die drei zu den Verschiebungsrichtungen senkrechten Richtungen conjugirt sein nicht nur für das ursprüngliche Dreieck, sondern auch für irgend drei von diesem verschiedene Dreiecke, deren Eckpunkte von den gegebenen in den Richtungen jener Senkrechten unendlich wenig abstehen. Den so gefundenen Bedingungen giebt der Herr Verfasser nun noch eine andere Form, indem er sie ausdrückt durch die Projectionen der Verschiebungen auf je zwei der drei Seiten des ursprünglichen Dreiecks. Darauf werden die Betrachtungen auf specielle Fälle angewandt, woraus Folgendes hervorgehoben werden möge. Soll eine unendlich kleine Verschiebung des Dreiecks ohne Aenderung derseiten und Winkel nach allen Richtungen möglich sein, so müssen sich die Sinus der Winkel wie die reducirten Längen der gegenüberliegenden Seiten verhalten, und zwar nicht nur für das Dreieck selbst, sondern auch für jedes benachbarte. Es genügt indes, den Nachweis zu führen, dass eine unendlich kleine Drehung um jeden der Eckpunkte ohne Seiten- und Winkeländerung möglich ist. Eine endliche Drehung um einen Eckpunkt ist nur bei Rotationsflächen möglich. Soll eine Verschiebung des Dreiecks ohne Winkeländerung möglich sein, bei der die Eckpunkte sich auf dem Umfang bewegen, so muss die Fläche abwickelbar sein. Ebenso, wenn von zwei sich schneidenden geodätischen Linien durch jede dritte ein veränderliches Dreieck mit constanter Winkelsumme abgeschnitten werden soll. Beiläufig ergiebt sich auch der folgende Satz: Wenn ein geodätischer Kreis die Eigenschaft hat, dass die Breite der Streifen für alle seine Punkte ein Maximum ist, so ist er selbst eine geodätische Linie. In dem letzten Teile der Arbeit wird die reducirte Länge auf Rotationsflächen eingehend untersucht. Für eine solche ist, wenn man Meridiane und Parallele als Parametercurven wählt, \[ ds^2 = du^2 + g^2dv^2, \] wo \(g\) Function von \(u\) allein ist. Für irgend eine geodätische Linie ist dann \(g \sin \vartheta = g_0\sin \vartheta_0 = k\). Da nun \(\text{tg\,}\vartheta = \frac{g\,dv}{du}\,,\) so ergiebt sich \[ v- v_0 =\int^u_{u_0}\;\frac{k\,du}{g\sqrt{g^2-k^2}},\quad u_1= \int^u_{u_0}\;\frac{du}{\sqrt{g^2-k^2}}\,. \] Geht man nun zu irgend einem neuen orthogonal-geodätischen Parametersystem über, so ist \[ ds^2 = du^2_1+g^2_1 dv^2_1, \] wo im allgemeinen \[ g_1=\sqrt{\frac{g^2-k^2}{g^2_0k^2}}+k'\sqrt{g^2-k^2}\;\int^u_{u_0}\;\frac{g\,du}{\sqrt{g^2-k^2}^3}\,, \] bei orthogonal-geodätischen Parametern aber: \[ g_1 = \sqrt{g^2_0-k^2}\;\sqrt{g^2-k^2}\;\int^u_{u_0}\;\frac{g\,du}{\sqrt{g^2-k^2}^3}\,, \] und alsdann ist \(g_1\) die reducirte Länge. Aus dieser Darstellung lassen sich alle Eigenschaften der reducirten Länge, wie sie Herr Christoffel gefunden hat, leicht herleiten; auch die im Anfang der vorliegenden Arbeit angestellten Betrachtungen können darauf zurückgeführt werden, da für einen geodätischen Streifen \(v\) constant ist, also der Streifen stets als auf einer Rotationsfläche abwickelbar betrachtet werden kann.
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