Bemerkungen zu den Archimedischen Näherungswerten der irrationalen Quadratwurzeln. (Q5914538): Difference between revisions

Theon Smyrnaeus hat zur Auflösung der Gleichung \(x^{2}-2y^{2}=1\) oder, wie er sich ausdrückt, zur Bildung der Seiten- und Diametralzahlen ein Verfahren angegeben, welches hier zur Lösung der allgemeineren Pell'schen Gleichung \(x^{2}-ay^{2}=b\) und damit zur Berechnung rationalen Näherungswerte von \(\sqrt{a}\) verwertet, also entsprechend verallgemeinert wirt. Man bilde zwei Systeme recurrirender Gleichungen von folgender Form: \[ \begin{aligned} S_{1} & =S_{0} + D_{0},\\ S_{2} & =S_{1} + D_{1},\\ S_{3} & =S_{2} + D_{2},\\ &\quad\vdots\\ S_{n} & =S_{n-1} + D_{n-1},\end{aligned} \quad \begin{aligned} D_{1} & =aS_{0} + D_{0},\\ D_{2} & =aS_{1} + D_{1},\\ D_{3} & =aS_{2} + D_{2},\\ & \quad\vdots\\ D_{n} & =aS_{n-1} +D_{n-1};\end{aligned} \] dann gilt offenbar die Relation \[ D^{2}_{n}-aS^{2}_{n}= (1-a)^{n}(D^{2}_{0}-aS^{2}_{0}) \] oder, wenn \(D_{0}=S_{0}=1\) ist, \[ D^{2}_{n}-aS^{2}_{n}=(1-a)^{n+1}. \] Je weiter man mit der Berechnung fortschreitet, mit um so grösserer Annhäherung wird \(\frac{D_{n}}{S_{n}}\) als von \(\sqrt{a}\) nur wenig verschieden angesehen werden können, denn offenbar kann man der zuletzt erhaltenen Gleichung auch diese Gestalt erteilen: \[ \frac{D_{n}}{S_{n}}=\sqrt{a+\frac{(1-a)^{n+1}}{S^{2}_{n}}}, \] und bei dem Bruche unter der Klammer wächst der Nenner ungleich rascher, als der Zähler. Herr Heilman zeigt nun, dass und wie man durch diese Methode die archimedischen Näherungswerte zum grossen Teile finden könne; sogar solche, die sich derselben auf den ersten Anblick entziehen zu wollen scheinen, müssen sich ihr fügen, wenn man \(a\) nicht gleich 3, sondern gleich einer damit zusammenhängenden Zahl setz. Ueberhaupt empfiehlt es sich in vielen Fällen, \[ a=1+\frac{b^{2}}{c} \] zu setzen und die beiden Terme \(c\) und \(b\) entsprechend zu bestimmen. Endlich giebt der Verfasser noch einen Weg an, der mittels geometrischer Betrachtungen von grosser Einfachheit zu einer Kattenbruchentwickelung für \(\sqrt{2}\) und \(\sqrt{3}\) führt. Uebersetzen wir diese geometrische Herleitung in die Sprache der Algebra, so gewinnt der Verfasser seiner Kettenbruch dadurch, dass er zuerst \[ \sqrt{a}=\sqrt{\frac{m^{2}}{a^{2}} +\frac{a^{3}-m^{2}}{a^{2}}} \] und sodann \[ \sqrt{\frac{m^{2}}{a^{2}} +\frac{a^{3}-m^{2}}{a^{2}}}=\frac{m}{a} +\frac{\frac{a^{3} -m^{2}}{a^{2}}}{\frac{2m}{a} +\frac{\frac{a^{3} -m^{2}}{a^{2}}}{\frac{2m}{a}+}_{^{\cdots}}} \] setz. Er erhält auf diese Weise, indem er zuerst \(a\) mit 2, \(m\) mit 2, sodann aber \(a\) mit 3, \(m\) mit 5 identificirt, die Relationen \[ \sqrt{2}=1+\frac{1}{2+}_{\frac{1}{2+}_{\frac{1}{2+}_{\cdots}}}, \quad \quad \sqrt{3}=\frac{5}{3}+\frac{\frac{2}{9}}{\frac{10}{3}+ _{\frac{\frac{2}{9}}{\frac{10}{3}+}{\cdots}}}. \] Mag man auch vielleicht nicht der Ansicht zuneigen, die Alten hätten wirklich in ähnlicher Art rationale Näherungswerte quadratischer Irrationalitäten bestimmt, unter dem rein mathematischen Gesichtspunkt sind diese Entwickelungsmethoden doch immer höchst interessant.