Ueber eine Klasse von Differentialgleichungen, welche durch Abel'sche oder elliptische Functionen integrirbar sind. (Q1553310): Difference between revisions

Herr Hermite hat in einer Folge von Abhandlungen, die 1877. C. R. 85 (s. JFM 09.0349.01) erschienen sind, die Lamè'sche Differentialgleichung \[ \text{(1)} \frac{d^2y}{dx^2} = (n(n+1)k^2 \sin^2 \text{am} x +h)y \] für beliebige Werthe von \(h\) zu intergriren gelehrt, während Lamé selbst und später Herr Heine, der die Lamé'sche Functionen zum Gegenstande eingehender Untersuchungen machte (Borchardt's J. 60, 252), sich darauf beschränkt hatten, nur solche Werthe von \(h\) in Betracht zu ziehen, für welche die Differentialgleichung durch doppeltperiodische Functionen integrirbar ist. Transfomirt man die Gleichung (1) durch die Substitution \[ \frac{dz}{dx} =\sqrt{R(z)}, \quad R(z)=(1-z^2)(1-k^2z^2), \] so erhält man \[ \text{(2)} \quad R(z) \frac{d^2u}{dz^2} +\frac12 R'(z) \frac{du}{dz} -[n(n+1) k^2z^2+h]n =0. \] Herr Fuchs weist nun darauf hin, dass er in seiner in Borchardt's J. 81 erschienenen Arbeit ``Ueber die linearen Differentialgleichungen zweiter Ordnung, welche algebraische Integrale besitzen'' (s. JFM 07.0172.01) eine Klasse von linearen Differentialgleichungen durch Abel'sche oder elliptische Functionen integrirt hat, wovon nicht nur die Gleichung (2), sondern auch diejenigen Differentialgleichungen, welche Herr Heine den Lamé'schen Functionen höherer Ordnung zu Grunde gelegt hat, besondere Fälle sind. Die hier zu betrachtende, der erwähnten Klasse angehörige Gleichung ist: \[ \text{(3)} \quad R(z)\frac{d^2u}{dz^2} +\frac12 R'(z) \frac{du}{dz} +H(z) u=0, \] wo \(R(z)\) und \(H(z)\) ganze Polynome von der Graden \(m\) und \(in-2\) sind, und ausserdem \(H(z)\) so bestimmt ist, dass die Differentialgleichung \(3^{\text{ter}}\) Ordnung \[ \text{(4)} \quad R\frac{d^3w}{dz^3} +\frac12 R'\frac{d^2w}{dz^2} +\frac12 (R'' +4H) \frac{dq}{dz} +2H'(w)=0, \] der das Product zweier Lösungen von (3) genügt, durch eine ganze rationale Function \(G(z)\) vom Grade \(2n\) befriedigt wird; die Coefficienten von \(H(z)\) ergeben sich hierdurch sämtlich als Functionen eins derselben, welcher willkürlich bleibt und man erhält als Fundamentalsystem von Integralen der Gleichung (3) \[ u_1= G^{\frac12} e^{\frac12 \sqrt{-\lambda} \int \frac{dz}{G\sqrt R}}, \quad u_2=G^{\frac12} e^{-\frac12 \sqrt{-\lambda} \int \frac{dz}{G\sqrt R}}, \] wo \(\lambda\) eine Constante, die dadurch bestimmt ist, dass für jeden Nullwerth \(b\) von \(G\) \[ G'(b)^2 R(b)=-\lambda \] ist. Durch Einführung der Abel'schen Functionen lassen sich daher \(u_1, u_2\) durch Thetafunctionen mit \(\varrho\) Argumenten darstellen, wenn \(m=2\varrho+1\) oder \(2\varrho +2\) ist. Wenn \(\lambda=0\) ist, dann genügt \(\sqrt G\) der Differentialgleichung (3), und die Bedingung dafür ergiebt eine algebraische Gleichung für den einen im allgemeinen Falle noch willkürlich verbleibenden Coefficienten in \(H(z)\). In dem besonderen Falle der Gleichung (2), für den die Rechnungen ausgeführt werden, zeigt sich der bemerkenswerthe Umstand, dass der Gleichung (4) für jeden Werth von \(h\) eine ganze rationale Function \(G(z)\,2n^{\text{ten}}\) Grades genügt, und es ergeben sich für die Integrale der Lamé'schen Gleichung (1) Ausdrücke in Thetafunctionen, die für \(n=1\) mit den von Herrn Hermite gegebenen (l. c. p. 826) übereinstimmen.