Nuovo saggio su l'infinito. Contributo allo studio dei problemi della logica. (Q577742): Difference between revisions

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Es handelt sich hier um eine groß angelegte Zusammenstellung fast alles dessen, was in der Mathematik und der Logik für die Philosophie bedeutsam ist, insbesondere aber der Fragen, die sich an den Begriff des Unendlichen knüpfen. Die ganze Abhandlung besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil ist der reinen Logik gewidmet und entwickelt in der Hauptsache die Prinzipien der \textit{Aristotel}ischen Syllogistik, geht dabei genauer auf alle bekannten logischen Paradoxien ein. Die Erweiterung der Logik durch die Relationstheorie wird nur kurz gestreift, offenbar hält sie der Verf. für entbehrlich. Im zweiten Teil wird zunächst auf den erkenntnistheoretischen Charakter der Mathematik eingegangen. Verf. vertritt dabei die Ansicht, daß die ganze Mathematik (einschließlich der Arithmetik) ein System von synthetischen Urteilen darstellt, wofür ihm in der Geometrie (in durchaus zutreffender Weise) die logische Unabhängigkeit der einzelnen Axiome und die Möglichkeit nichteuklidischer Geometrien Bürge ist. In bezug auf die Arithmetik sucht er merkwürdigerweise nicht den synthetischen Charakter der arithmetischen Axiome zu belegen, sondern er findet, daß in den Beweisen der logische Zusammenhang unterbrochen wird und neue synthetische Prinzipien auftreten. (Wir kommen darauf weiter unten zurück.) Nach einem Exkurs über das Kausalitätsprinzip und die unvollständige Induktion in der Physik, in dem er alle pragmatischen Theorien ablehnt und die \textit{Kant}sche These verteidigt, bespricht er das Unendliche in der Mathematik, wie es in Analysis und Mengenlehre auftritt. Es wird ein Überblick gegeben über die Ansichten von \textit{Poincaré, Brouwer, Weyl} und \textit{Hilbert}, wobei der Verf. den Ansichten der erstgenannten zuneigt. Es folgen noch einige Seiten über das Unendliche in der Philosophie (\textit{B. Croce, Hegel}). So wertvoll die Zusammenstellung des Verf. für manche informatorischen Zwecke sein mag, so ist das, was er an eigenen Ansichten hinzufügt, zum Teil wenig glücklich. Wir erwähnen nur das folgende. Für alle Schwierigkeiten, wie sie in der Logik (Antinomien) oder bei der Behandlung des Unendlichen auftreten, macht er im Grunde eine einzige Sünde verantwortlich, nämlich die Verwechslung von Begriff (Prädikat) und der zugehörigen Menge (Klasse). Diese Verwechslung, die dann die Identifikation von Logik und Mengenlehre nach sich zieht, soll erst die \textit{Russell}sche Antinomie hervorgerufen haben. Daß sich dieselbe Antinomie ergibt, wenn man das Wort ``Menge'' überhaupt nicht gebraucht, sondern nur mit Begriffen arbeitet, scheint dem Verf. nicht bekannt zu sein. Die genannte Verwechslung soll auch erst die Existenz der mathematischen (d. h. symbolischen) Logik ermöglicht haben, die daher als von Grund aus verfehlt angesehen wird. So ist dann auch der Beweis, den die mathematische Logik für den analytischen Charakter der arithmetischen Axiome durch eine Definition des Zahlbegriffs erbringt, nach dem Verf. bedeutungslos; ja, die mathematische Logik wird, wie er sagt, durch seinen eigenen Beweis für den synthetischen Charakter der arithmetischen Axiome ad absurdum geführt. Wir stellen demgegenüber folgendes fest: 1) Der analytische oder synthetische Charakter der arithmetischen Axiome hat mit der mathematischen Logik an und für sich gar nichts zu tun. Der Versuch, die Arithmetik auf die Mengenlehre bzw. die Logik zu gründen, wie er von \textit{Dedekind, Frege} und \textit{Russell} unternommen worden ist, ist nicht ein notwendiger Bestandteil eines Systems der symbolischen Logik. 2) Die mathematische Logik verwechselt keineswegs Prädikat und Menge. Derselbe Formalismus kann als Prädikatenkalkül oder auch als Klassenkalkül interpretiert werden. Bei der Auffassung als Klassenkalkül wird ein Axiom hinzugefügt, das ausdrückt, daß Klassen, die dieselben Elemente haben, als identisch anzusehen sind, während im Prädikatenkalkül ein entsprechendes Axiom fehlt. 3) Der ``Beweis'' des Verf. für den synthetischen Charakter der Arithmetik, der sich auf die angebliche Tatsache gründet, daß beim Beweise einfacher zahlentheoretischer Sätze neue synthetische Prinzipien eingeführt werden müssen, ist vollkommen verfehlt. Der. Irrtum ist darauf zurückzuführen, daß die Zusammenstellung der logischen Schlußweisen, wie sie sich im ersten Teile der Arbeit finden, vollständig unzureichend ist. Hier rächt sich die Vernachlässigung der Relationslogik, deren Entstehung gerade dem Umstände zu verdanken ist, daß sich der \textit{Aristotel}ische Syllogismus als unfähig erwies, das logische Schließen in der Mathematik darzustellen. Im übrigen hat die Relationslogik durchaus nicht etwa spezifisch mathematischen Charakter. Besprechung: C. Carbonara; Logos Palermo 15 (1932), 107-109.
Property / review text: Es handelt sich hier um eine groß angelegte Zusammenstellung fast alles dessen, was in der Mathematik und der Logik für die Philosophie bedeutsam ist, insbesondere aber der Fragen, die sich an den Begriff des Unendlichen knüpfen. Die ganze Abhandlung besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil ist der reinen Logik gewidmet und entwickelt in der Hauptsache die Prinzipien der \textit{Aristotel}ischen Syllogistik, geht dabei genauer auf alle bekannten logischen Paradoxien ein. Die Erweiterung der Logik durch die Relationstheorie wird nur kurz gestreift, offenbar hält sie der Verf. für entbehrlich. Im zweiten Teil wird zunächst auf den erkenntnistheoretischen Charakter der Mathematik eingegangen. Verf. vertritt dabei die Ansicht, daß die ganze Mathematik (einschließlich der Arithmetik) ein System von synthetischen Urteilen darstellt, wofür ihm in der Geometrie (in durchaus zutreffender Weise) die logische Unabhängigkeit der einzelnen Axiome und die Möglichkeit nichteuklidischer Geometrien Bürge ist. In bezug auf die Arithmetik sucht er merkwürdigerweise nicht den synthetischen Charakter der arithmetischen Axiome zu belegen, sondern er findet, daß in den Beweisen der logische Zusammenhang unterbrochen wird und neue synthetische Prinzipien auftreten. (Wir kommen darauf weiter unten zurück.) Nach einem Exkurs über das Kausalitätsprinzip und die unvollständige Induktion in der Physik, in dem er alle pragmatischen Theorien ablehnt und die \textit{Kant}sche These verteidigt, bespricht er das Unendliche in der Mathematik, wie es in Analysis und Mengenlehre auftritt. Es wird ein Überblick gegeben über die Ansichten von \textit{Poincaré, Brouwer, Weyl} und \textit{Hilbert}, wobei der Verf. den Ansichten der erstgenannten zuneigt. Es folgen noch einige Seiten über das Unendliche in der Philosophie (\textit{B. Croce, Hegel}). So wertvoll die Zusammenstellung des Verf. für manche informatorischen Zwecke sein mag, so ist das, was er an eigenen Ansichten hinzufügt, zum Teil wenig glücklich. Wir erwähnen nur das folgende. Für alle Schwierigkeiten, wie sie in der Logik (Antinomien) oder bei der Behandlung des Unendlichen auftreten, macht er im Grunde eine einzige Sünde verantwortlich, nämlich die Verwechslung von Begriff (Prädikat) und der zugehörigen Menge (Klasse). Diese Verwechslung, die dann die Identifikation von Logik und Mengenlehre nach sich zieht, soll erst die \textit{Russell}sche Antinomie hervorgerufen haben. Daß sich dieselbe Antinomie ergibt, wenn man das Wort ``Menge'' überhaupt nicht gebraucht, sondern nur mit Begriffen arbeitet, scheint dem Verf. nicht bekannt zu sein. Die genannte Verwechslung soll auch erst die Existenz der mathematischen (d. h. symbolischen) Logik ermöglicht haben, die daher als von Grund aus verfehlt angesehen wird. So ist dann auch der Beweis, den die mathematische Logik für den analytischen Charakter der arithmetischen Axiome durch eine Definition des Zahlbegriffs erbringt, nach dem Verf. bedeutungslos; ja, die mathematische Logik wird, wie er sagt, durch seinen eigenen Beweis für den synthetischen Charakter der arithmetischen Axiome ad absurdum geführt. Wir stellen demgegenüber folgendes fest: 1) Der analytische oder synthetische Charakter der arithmetischen Axiome hat mit der mathematischen Logik an und für sich gar nichts zu tun. Der Versuch, die Arithmetik auf die Mengenlehre bzw. die Logik zu gründen, wie er von \textit{Dedekind, Frege} und \textit{Russell} unternommen worden ist, ist nicht ein notwendiger Bestandteil eines Systems der symbolischen Logik. 2) Die mathematische Logik verwechselt keineswegs Prädikat und Menge. Derselbe Formalismus kann als Prädikatenkalkül oder auch als Klassenkalkül interpretiert werden. Bei der Auffassung als Klassenkalkül wird ein Axiom hinzugefügt, das ausdrückt, daß Klassen, die dieselben Elemente haben, als identisch anzusehen sind, während im Prädikatenkalkül ein entsprechendes Axiom fehlt. 3) Der ``Beweis'' des Verf. für den synthetischen Charakter der Arithmetik, der sich auf die angebliche Tatsache gründet, daß beim Beweise einfacher zahlentheoretischer Sätze neue synthetische Prinzipien eingeführt werden müssen, ist vollkommen verfehlt. Der. Irrtum ist darauf zurückzuführen, daß die Zusammenstellung der logischen Schlußweisen, wie sie sich im ersten Teile der Arbeit finden, vollständig unzureichend ist. Hier rächt sich die Vernachlässigung der Relationslogik, deren Entstehung gerade dem Umstände zu verdanken ist, daß sich der \textit{Aristotel}ische Syllogismus als unfähig erwies, das logische Schließen in der Mathematik darzustellen. Im übrigen hat die Relationslogik durchaus nicht etwa spezifisch mathematischen Charakter. Besprechung: C. Carbonara; Logos Palermo 15 (1932), 107-109. / rank
 
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Revision as of 18:07, 1 July 2023

scientific article
Language Label Description Also known as
English
Nuovo saggio su l'infinito. Contributo allo studio dei problemi della logica.
scientific article

    Statements

    Nuovo saggio su l'infinito. Contributo allo studio dei problemi della logica. (English)
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    1931
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    Es handelt sich hier um eine groß angelegte Zusammenstellung fast alles dessen, was in der Mathematik und der Logik für die Philosophie bedeutsam ist, insbesondere aber der Fragen, die sich an den Begriff des Unendlichen knüpfen. Die ganze Abhandlung besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil ist der reinen Logik gewidmet und entwickelt in der Hauptsache die Prinzipien der \textit{Aristotel}ischen Syllogistik, geht dabei genauer auf alle bekannten logischen Paradoxien ein. Die Erweiterung der Logik durch die Relationstheorie wird nur kurz gestreift, offenbar hält sie der Verf. für entbehrlich. Im zweiten Teil wird zunächst auf den erkenntnistheoretischen Charakter der Mathematik eingegangen. Verf. vertritt dabei die Ansicht, daß die ganze Mathematik (einschließlich der Arithmetik) ein System von synthetischen Urteilen darstellt, wofür ihm in der Geometrie (in durchaus zutreffender Weise) die logische Unabhängigkeit der einzelnen Axiome und die Möglichkeit nichteuklidischer Geometrien Bürge ist. In bezug auf die Arithmetik sucht er merkwürdigerweise nicht den synthetischen Charakter der arithmetischen Axiome zu belegen, sondern er findet, daß in den Beweisen der logische Zusammenhang unterbrochen wird und neue synthetische Prinzipien auftreten. (Wir kommen darauf weiter unten zurück.) Nach einem Exkurs über das Kausalitätsprinzip und die unvollständige Induktion in der Physik, in dem er alle pragmatischen Theorien ablehnt und die \textit{Kant}sche These verteidigt, bespricht er das Unendliche in der Mathematik, wie es in Analysis und Mengenlehre auftritt. Es wird ein Überblick gegeben über die Ansichten von \textit{Poincaré, Brouwer, Weyl} und \textit{Hilbert}, wobei der Verf. den Ansichten der erstgenannten zuneigt. Es folgen noch einige Seiten über das Unendliche in der Philosophie (\textit{B. Croce, Hegel}). So wertvoll die Zusammenstellung des Verf. für manche informatorischen Zwecke sein mag, so ist das, was er an eigenen Ansichten hinzufügt, zum Teil wenig glücklich. Wir erwähnen nur das folgende. Für alle Schwierigkeiten, wie sie in der Logik (Antinomien) oder bei der Behandlung des Unendlichen auftreten, macht er im Grunde eine einzige Sünde verantwortlich, nämlich die Verwechslung von Begriff (Prädikat) und der zugehörigen Menge (Klasse). Diese Verwechslung, die dann die Identifikation von Logik und Mengenlehre nach sich zieht, soll erst die \textit{Russell}sche Antinomie hervorgerufen haben. Daß sich dieselbe Antinomie ergibt, wenn man das Wort ``Menge'' überhaupt nicht gebraucht, sondern nur mit Begriffen arbeitet, scheint dem Verf. nicht bekannt zu sein. Die genannte Verwechslung soll auch erst die Existenz der mathematischen (d. h. symbolischen) Logik ermöglicht haben, die daher als von Grund aus verfehlt angesehen wird. So ist dann auch der Beweis, den die mathematische Logik für den analytischen Charakter der arithmetischen Axiome durch eine Definition des Zahlbegriffs erbringt, nach dem Verf. bedeutungslos; ja, die mathematische Logik wird, wie er sagt, durch seinen eigenen Beweis für den synthetischen Charakter der arithmetischen Axiome ad absurdum geführt. Wir stellen demgegenüber folgendes fest: 1) Der analytische oder synthetische Charakter der arithmetischen Axiome hat mit der mathematischen Logik an und für sich gar nichts zu tun. Der Versuch, die Arithmetik auf die Mengenlehre bzw. die Logik zu gründen, wie er von \textit{Dedekind, Frege} und \textit{Russell} unternommen worden ist, ist nicht ein notwendiger Bestandteil eines Systems der symbolischen Logik. 2) Die mathematische Logik verwechselt keineswegs Prädikat und Menge. Derselbe Formalismus kann als Prädikatenkalkül oder auch als Klassenkalkül interpretiert werden. Bei der Auffassung als Klassenkalkül wird ein Axiom hinzugefügt, das ausdrückt, daß Klassen, die dieselben Elemente haben, als identisch anzusehen sind, während im Prädikatenkalkül ein entsprechendes Axiom fehlt. 3) Der ``Beweis'' des Verf. für den synthetischen Charakter der Arithmetik, der sich auf die angebliche Tatsache gründet, daß beim Beweise einfacher zahlentheoretischer Sätze neue synthetische Prinzipien eingeführt werden müssen, ist vollkommen verfehlt. Der. Irrtum ist darauf zurückzuführen, daß die Zusammenstellung der logischen Schlußweisen, wie sie sich im ersten Teile der Arbeit finden, vollständig unzureichend ist. Hier rächt sich die Vernachlässigung der Relationslogik, deren Entstehung gerade dem Umstände zu verdanken ist, daß sich der \textit{Aristotel}ische Syllogismus als unfähig erwies, das logische Schließen in der Mathematik darzustellen. Im übrigen hat die Relationslogik durchaus nicht etwa spezifisch mathematischen Charakter. Besprechung: C. Carbonara; Logos Palermo 15 (1932), 107-109.
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