Ueber die chemische Wirkung des galvanischen Stromes und über die Vertheilung der freien Electricität auf der Oberfläche der Stromleiter. (Q1560596)

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Ueber die chemische Wirkung des galvanischen Stromes und über die Vertheilung der freien Electricität auf der Oberfläche der Stromleiter.
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    Ueber die chemische Wirkung des galvanischen Stromes und über die Vertheilung der freien Electricität auf der Oberfläche der Stromleiter. (English)
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    1872
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    Während der Verfasser in der ersten Abhandlung die Grundzüge seiner neuen Theorie der electrischen Erscheinungen entwickelt, enthalten die beiden folgenden Arbeiten speciellere Ausführungen einiger Hauptpunkte jener Theorie. Das Bestreben, die electrischen Erscheinungen, mit Vermeidung besonderer Hypothesen, aus denjenigen Annahmen zu erklären, welche man sich aus andern Gründen über die Beschaffenheit der Materie gebildet hat, ist characteristisch für die neuere Physik. Besonders ist schon oft genug der Gedanke hervorgetreten, ein einziges Medium anzunehmen, dessen Bewegungen unter gewissen Umständen als Licht und Wärme, unter anderen als Electricität wahrgenommen werden. Dies ist auch der Grundgedanke der Edlund'schen Theorie. Ueber dieses Medium, den Aether, macht derselbe die folgenden Annahmen. ``Der electrische Aether ist elastisch, er ähnelt im höchsten Grade einem gewöhnlichen Gase; in Distanz befindliche Aethertheile stossen sich im umgekehrten Verhältnisse der Quadrate der Entfernungen ab. In einem Leiter ist er leicht beweglich, in einem Nichtleiter ist die Beweglichkeit gehemmt. Ein Körper ist, positiv electrisch, wenn er mehr Aether enthält als im Normalzustand; negativ, wenn er wenig enthält. Ein galvanischer Strom besteht darin, dass der Aether sich in der Stromrichtung weiter bewegt''. Um hieraus zunächst die Grundgesetze der Electrostatik abzuleiten, muss nicht allein die Wirkung des etwa im Ueberschuss auf zwei Kugeln befindlichen Aethers, sondern auch nach Analogie des Archimedischen Princips, die Mitwirkung des gesammten umgebenden Mediums in Betracht gezogen werden. Auf diese Weise wird es möglich, aus den ausschliesslich angenommenen Abstossungskräften auch die Anziehungserscheinungen abzuleiten, wenn auf der einen Kugel ein Ueberschuss, auf der andern eine geringere Aethermenge sich befindet, als im Normalzustande. Für die Electrostatik ist demnach die neue Theorie eigentlich mir eine Reproduction der älteren, unitarischen Theorie; doch sind die Schwierigkeiten bei der Ableitung der Fundamentalgesetze aus derselben in geschickter Weise vermieden. Als Basis der Theorie der electrodynamischen Erscheinungen dient eine, schon mehrfach gemachte Hypothese. Es wird angenommen, dass die Fortpflanzung der Wechselwirkung der Aethertheile eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt. Bewegte Aethertheile wirken also anders auf einander als ruhende. Die Wechselwirkung bewegter Aethertheile hängt nicht allein von ihrer Entfernung, sondern auch von ihrer relativen Geschwindigkeit und von ihrer relativen Beschleunigung ab. Die hierbei unbestimmt gelassenen Functionen werden durch Vergleich mit dem Ampère'schen Gesetz für einen speciellen Fall bestimmt. Durch ähnliche Betrachtungen findet man auch die Gesetze der Induction. Auch hier bleibt eine Function unbestimmt. Dieselbe wird durch Vergleich mit Versuchen gefunden, welche an geschlossenen Inductionskreisen angestellt wurden. Offenbar hat man hier ein ganz ähnliches Verfahren vor sich, wie bei der Ableitung des Weber'schen Gesetzes, durchgeführt für den Fall eines electrischen Fluidums. Die zweite Arbeit beschäftigt sich ausführlicher mit der Theorie der constanten Ströme. Setzt man hierbei die electromotorische Kraft, wie jede andere Kraft, dem Producte aus Masse und Beschleunigung gleich, so dass, da bekanntlich sehr kurze Zeit nach Schliessung eines Stromes die Stromintensität constant wird, ein der Geschwindigkeit proportionaler, sehr grosser Reibungswiderstand durch die in beschleunigte Bewegung gesetzten Aethertheile zu überwinden sein. Hiernach kommt der Verfasser zu dem Satz: ``Der Widerstand ist der Stromintensität proportional''. Derselbe lässt sich übrigens mit der gewöhnlichen Anschauung wohl vereinen. Die experimentell ermittelten Zahlenwerthe für die Widerstände sind dann nichts auderes als die Reibungsconstanten in verschiedenen Körpern. Die Betrachtungen über Electrolyse in der letzten Arbeit können hier übergangen werden. Am Schluss derselben kommt der Verfasser noch einmal auf die electroskopische Ladung einer Stromleitung zurück. Während dieselbe nach der bisherigen Theorie als nächste Ursache des Stromes angesehen wird, muss, sie sich hier als Folge desselben ergeben. Um dieselbe zu erklären, fasst der Verfasser den electrischen Aetherstrom auf, wie den Strom eines compressiblen Gases durch eine Röhre in Folge eines Druckunterschiedes an den beiden Enden, so dass die Dichtigkeit des Gases von einem Ende der Leitung bis zum anderen gleichmassig abnimmt. In dem einen Theile des Stromdrahtes ist also ein Ueberschuss von Aether, in dem anderen eine geringere Quantität als im Normalzustand. Wegen der abstossenden Kräfte kann sich der Ueberschuss nur an der Oberfläche anhäufen und ebenso muss die fehlende Menge in der Oberflächenschicht fehlen. Zum Schluss mögen einige Bedenken über einzelne Punkte der besprochenen Theorie hier ausgesprochen werden. 1. Der Aether (s. oben) ist mit so verschiedenartigen Eigenschaften ausgestattet, dass dieselben einander zum Theil widersprechen. Stösst sich derselbe ab, wie electrisches Fluidum, so dürfte er sieb nur an der Oberfläche von Leitern vorfinden. Wollte man auch gelten lassen, dass die Molecüle ihn festhalten, so entsteht die Frage, wie er sich im leeren Räume verhält. Bei der leichten Verschiebbarkeit müsste derselbe gut leiten, was bekanntlich nicht der Fall ist. Vom Lichtaether wird ferner angenommen, dass er incompressibel ist. Darnach kann sich der Aether also nicht wie ein compressibles Gas verhalten. Die Grundlage der Theorie beruht also auf mangelhaften Voraussetzungen. 2. Für die Annahme einer Zeitdauer der Fortpflanzung der Wirkung spricht bis jetzt keine einzige Thatsache. 3. Die electrodynamischen Erscheinungen lassen bis jetzt noch nicht die Ermittelung der Grundgesetze für Stromelemente zu. Dass ein solches Gesetz der Erfahrung an geschlossenen Strömen nicht widerspricht, ist also noch kein Beweis für seine Richtigkeit.
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