Die Zahl: Einleitung zur Theorie der analytischen Funktionen. (Q1465652)

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Die Zahl: Einleitung zur Theorie der analytischen Funktionen.
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    Die Zahl: Einleitung zur Theorie der analytischen Funktionen. (English)
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    1920
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    Es ist mit großer Freude zu begrüßen, daß\ hier einer der prominentesten Schüler von Weierstraß\ dessen Theorie der analytischen Funktionen darzustellen begonnen hat. In den vorliegenden ersten drei Kapiteln (I. Die ganze Zahl. II. Die gebrochene Zahl. III. Gruppen aus einer unbeschränkten Anzahl von Zahlen. Die allgemeine absolute Zahl.) handelt es sich um die Weierstraßsche Theorie der reellen Zahlen, die bisher nur in der Darstellung von E. Kossak (Berlin 1872) vorgelegen hat. Von dieser aber hatte Weierstraß\ an Mittag-Leffler geschrieben (5. Apr. 1895): ``Sie wissen, wie meine Einleitung in die Funktionentheorie von Herrn Kossak und \(\dots\) verhunzt worden ist.'' Wie eng sich der Verf. an die Weierstraßschen Vorlesungen gehalten hat, ist schwer zu sagen. In allem wesentlichen, sagt er, schließe er sich an Weierstraß\ an, ohne indessen eine Reproduktion seiner Vorlesungen zu geben. Und weiter, er habe hauptsächlich versucht, den Zusammenhang zwischen Weierstraß\ grundlegender Auffassung und Cantors späteren Arbeiten klar hervortreten zu lassen. Da ist es nun sehr zu bedauern, daß\ der Verf. sich nicht auch mit den übrigen entscheidenden Arbeiten (Dedekind, Peano, Frege, Russel, Hilbert, Poincaré, Hölder, Loewy Pringsheim u. a) befaßt, die seit 1860 den Gegenstand behandelt und die Weierstraßsche Theorie vom Standpunkt der Gegenbart aus kritisch beleuchtet haben. Bewußt weicht die Darstellung von der Weierstraßschen in der Erklärung des Zahlbegriffs ab. Dieser sagt nach einer lithographierten Vorlesung noch ziemlich unkritisch: ``Was aber eine Zahl ist, machen wir uns klar, indem wir uns vergegenwärtigen, was wir tun, wenn wir zählen; denn die Zahl ist das Resultat des Zählens''. Was Verf. aber an dessen Stelle setzt, hält der Kritik nicht besser stand. Er wählt zur Erklärung die ``Nachfolge'', um den Anzahlbegriff vermeiden, -- benutzt aber bei der Definition der Addition doch wieder unbedenklich den Anzahlbegriff. Die fundamentale Rolle des Induktionsschlusses ist dabei nicht deutlich herausgearbeitet. Besonders unbefriedigend ist die Einführung der gebrochenen Zahlen (-um die Gleichung \(nx - b\) zu lösen, ``müssen wir der Einheit die Bestimmung beilegen, daß\ sie teilbar sei \(\dots\)'') und die Definitionen der Rechenoperationen mit ihnen. -- Hier wird die Abzählbarkeit der rationalen Zahlen bewiesen, ohne daß\ zu sehen ist, ob sie Weierstraß\ schon vor Cantor gekannt und benutzt hat. Die reellen (positiven) Zahlen werden dann als ``Gruppenzahlen'' eingeführt, nämlich als eine ``Gruppe'' (positiver) rationaler Zahlen mit der Eigenschaft, daß\ es eine (etwa ganze Zahl) gibt, die größer ist als jede Summe aus einer beliebig großen Anzahl von Elementen der Gruppe. Daß\ diese neuen Dinge nun Zahlen sind, wird rein operativ festgestellt: Nachdem die Ordnungsbeziehungen, die Verknüpfungen und die dafür gültigen Rechengesetze definiert sind, heißt es einfach, daß\ sie ``also'' Zahlen sind, während vorher der Zahlbegriff ganz anders eingeführt war. Wegen solcher und vieler ähnlicher, durch die gründliche Kritik der letztvergangenen fünf Jahrzehnte meist behobener schwächen, vermag dieser Darstellung doch nur ein historisches Interesse gesprochen werden, das noch dadurch beeinträchtigt wird, daß\ das Weierstraßsche Original nicht eindeutig zu erkennen ist.
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