Anwendung der Zyklographie auf die Lehre von den ebenen Kurven. (Q1501811)

Unter der zyklographischen Abbildung eines Punktes \(P\) im Raum auf eine Ebene \(B\) versteht man bekanntlich den Kreis der Bildebene \(B\), dessen Mittelpunkt das von \(P\) auf \(B\) gefällte Lot und dessen Radius gleich der Länge dieses Lotes ist. Zwei symmetrisch zu \(B\) gelegene Punkte liefern denselben Bildkreis. Man kann durch Unterscheidung des Umlaufssinns im Kreise die Abbildung zu einer ein-eindeutigen machen, doch ist diese Unterscheidung für die vorliegende Abhandlung ohne Belang. Zu jeder Kurve \(C\) gehört nun eine durch die Kurve bestimmte und umgekehrt die Kurve bestimmende Fläche: die ``zyklographische Fläche'', deren Studium sich für die Erkenntnis mancher Eigenschaften der Kurve als nützlich erweist. Diese Fläche kann definiert werden 1. als geometrischer Ort derjenigen Punkte, deren zyklographische Bilder die Kurve \(C\) berühren; 2. als Regelfläche, bestehend aus den unter \(45^\circ\) gegen die Bildebene \(B\) geneigten Normalen der Kurve \(C\); 3. als Umhüllungsfläche der gemeinsamen Tangentialebenen von \(C\) und dem Kegelschnitt \(K_\infty\), welcher durch die gegen \(B\) unter \(45^\circ\) geneigten Geraden aus der unendlich fernen Ebene ausgeschnitten wird. Die zyklographische Fläche ist also abwickelbar, und man erkennt leicht, daß die zyklographische Abbildung ihrer Rückkehrkante, bzw. Doppelkurve das System der Krümmungskreise, bzw. der doppelt berührenden Kreise von \(C\) ist. Überhaupt ist einleuchtend, daß die Einführung der zyklographischen Fläche dem Studium der Berührungskreise ebener Kurven dient. Es handelt sich hierbei um Anzahlbestimmungen. Zugrunde gelegt werden neben Ordnung und Klasse der Kurve die Anzahlen ihrer Doppel- und Rückkehrpunkte, Doppel- und Wendetangenten, endlich die Vielfachheit der absoluten Kreispunkte als Punkte und der unendlich fernen Geraden als Tangente von \(C\). Mit Hülle dieser Zahlen lassen sich die für die zyklographische Fläche, ihre Rückkehrkante und Doppelkurve wichtigen Zahlen bestimmen und aus diesen Aufschlüsse über die Evolute von \(C\) und den Ort der Mittelpunkte der sie doppelt berührenden Kreise gewinnen. Von den weiteren Anwendungen nennen wir nur noch die letzte: das Apollonische Problem für drei beliebige algebraische Kurven der Ebene, d. h. die Bestimmung der Anzahl der diese drei Kurven berührenden Kreise.