Bemerkungen zu der Arbeit des Herrn. O. Wiener ``Stehende Lichtwellen und die Schwingungsrichtung polarisirten Lichtes''. (Q1534248)
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English | Bemerkungen zu der Arbeit des Herrn. O. Wiener ``Stehende Lichtwellen und die Schwingungsrichtung polarisirten Lichtes''. |
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Bemerkungen zu der Arbeit des Herrn. O. Wiener ``Stehende Lichtwellen und die Schwingungsrichtung polarisirten Lichtes''. (English)
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1889
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Hrn. O. Wiener (siehe JFM 22.1033.03) ist es gelungen, zum ersten Male stehende Lichtwellen dem Experimente zugänglich zu machen. Es geschah das mit Hülfe eines lichtempfindlichen, vollkommen durchsichtigen Collodiumhäutchens von einer gegen die Lichtwellenlänge geringen Dicke; dasselbe wurde zwischen optisch mit ihm nahezu homogenen Körpern eingebettet und dann in geringer Entfernung vor einem Metallspiegel aufgestellt, gegen diesen schwach geneigt. Nach längerer Belichtung mit spectral zerlegtem Lichte wurde das Häutchen der photographischen Entwickelung unterzogen; und dadurch entstanden auf demselben Streifen, die allein durch die Wirkung stehender Lichtwellen veranlasst sein konnten. Eine genauere Untersuchung der letzteren lehrte, dass bei senkrechter Reflexion am optisch dichteren Medium die Knotenpunkte der chemischen Lichtwirkung in Abständen gleich dem Vielfachen einer halben Wellenlänge von der reflectirenden Fläche, die Bäuche inmitten dazwischen, nämlich in Abständen gleich dem ungeraden Vielfachen einer Viertel-Wellenlänge lagen. Aus Versuchen, bei welchen zwei geradlinig polarisirte Lichtwellen sich rechtwinklig durchkreuzten, folgert Hr. Wiener, dass die chemisch wirksamen Schwingungen einer geradling polarisirten Welle zu deren Polarisationsebene senkrecht stehen. Unter Zugrundelegung der Annahme, dass die Schwingungen des lichtvermittelnden Mediums gleichgerichtete Schwingungen des lichtvermittelnden Mediums gleichgerichtete Schwingungen der Körperteilchen hervorgerufen, welche die photographisch-chemische Veränderung des empfindlichen Häutchens bewirken, führen die Experimente nach des Verfassers Ansicht eine Entscheidung zwischen den mechanischen Lichttheorien zu Gunsten der Fresnel'schen herbei. In der Sprache der elektromagnetischen Lichttheorie ausgedrückt, würden die Versuche lehren, dass die chemische Wirkung einer geradling polarisirten Lichtwelle an das Vorhandensein der elektrischen und nicht der magnetischen Schwingungen geknüpft ist. Herr Drude erkennt den Fortschritt an, den die Wiener'sche Arbeit in experimenteller Hinsicht enthält, ist aber der Ansicht, dass die aus den Resultaten gefolgerten theoretischen Schlüsse zu weit gehende seien. Um dies nachzuweisen, macht er darauf aufmerksam, dass neben der eigentlichen Lichtschwingung, die als Schwingungszustand erster Art bezeichnet werden möge, und deren Componenten \(u,v,w\) seien, noch Schwingungen eines Zustandes zweiter Art existiren, welch letzterer dadurch definirt wird, dass seine Componenten irgend welche linearen Functionen der ersten Ableitungen \(u,v,w\) nach den Coordinaten sind. Dieser Zustand zweiter Art, der mehr als drei Componenten hat und daher nicht mehr eine Vectorgrösse ist, wie die Schwingung erster Art, sondern eine allgemeinere Grösse, wird gewöhnlich als die in dem Medium wirkende Kraft bezeichnet, als Druckkraft, elektrische oder magnetische Kraft. Es wird dies zunächst an den stehenden Schwingungen erläutert, die durch senkrechte Reflexion linear polarisirten Lichtes entstehen. Es sei \[ u_e=E\sin 2v\left( \frac tT-\frac z{\lambda} \right) \] die Schwingung der einfallenden, \[ u_r=E\sin 2v \left( \frac tT+ \frac{z+\delta} {\lambda} \right) \] die der reflectirten Welle, deren Amplitude gleich der der einfallenden sei. Dann stellt \(u_e+u_r\) eine stehende Wellenbewegung des Zustandes erster Art dar, dagegen \(\frac{\partial u_e} {\partial z}+ \frac{\partial u_r} {\partial z}\) eine stehende Wellenbewegung des Zustandes zweiter Art; und die Schwingungsknoten desselben fallen mit den Schwingungsbäuchen der stehenden Wellen des Zustandes erster Art zusammen. Bei der Reflexion von Licht unter \(45^{\circ}\) entstehen, je nach der Schwingungsrichtungh des einfallenden Lichtes, stehende Wellen nur für den Schwingungszustand erster oder nur für den zweiter Art. Welcher von beiden Zuständen nun für die photographische Wirkung massgebend ist, kann man bis jetzt nicht wissen. Falls bei der Lichtbewegung nur eine Vectorgrösse existirt, wie es die mechanischen Lichttheorien annehmen, so kann man aus den Wiener'schen Versuchen sowohl folgern, dass diese senkrecht zur Polarisationsebene liegt als in derselben, je nachdem man annimmt, dass die photographische Wirksamkeit an den Zustand erster oder an den zweiter Art gebunden ist. Geht man dagegen von der Vorstellung aus, dass die Lichtbewegung in der gleichzeitigen Schwingung zweier zu einander senkrechten Vectorgrössen besteht, wie es in der elektromagnetischen Lichttheorie geschieht, so folgt aus den Versuchen nicht einmal, dass die photographische Wirkung entweder nur an einen Zustand erster, oder nur an einen solchen zweiter Art geknüpft ist. Nach diesen Erörterungen, die von jeder Hypothese über die Natur die Lichtbewegung unabhängig sind, entscheiden die Versuche des Hrn. Wiener weder im Fresnel'schen Sinne, noch gewinnt man aus ihnen für die elektromagnetische Lichttheorie das von Hrn. Wiener ausgesprochene Resultat.
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