Ueber eine von Gauss angeregte Ableitung elektrodynamischer Punktgesetze. (Q1542936)
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English | Ueber eine von Gauss angeregte Ableitung elektrodynamischer Punktgesetze. |
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Ueber eine von Gauss angeregte Ableitung elektrodynamischer Punktgesetze. (English)
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1884
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Der Verfasser erinnert zuerst an den von Gauss ausgesprochenen Gedanken, ``man müsse die Zusatzkräfte, durch welche das elektrodynamische Punktgesetz sich vom elektrostatischen unterscheidet, aus der Annahme ableiten, dass die elektrische Kraftwirknng sich nicht momentan, sondern, ähnlich wie das Licht, in der Zeit fortpflanze''. Er kritisirt zunächst die von C. Neumann (``Die Principien der Elektrodynamik'') gegebene Ausführung dieses Gedankens, und zeigt, dass eine blosse ``Verspätung der Kraft'', d. h. die Annahme, dass die Kraft in Folge der zur Fortpflanzung nötigen Zeit lediglich einer andern als der augenblicklichen Lage der zwei Teilchen entspreche, zu dem unzulässigen Resultat führen würde, dass an dem System zweier gleichbewegten, also relativ ruhenden Teilchen eine das System als Ganzes bewegende Kraft aufträte. Seine Behandlung des Problems ist im wesentlichen folgende. 1) Zwei ruhende Punkte. Der von der wirkenden Masse \(\varepsilon\) ausgehende Zustand des kraftvermittelnden Mediums (``Emission'') wird in der Entfernung \(r\) von \(\varepsilon\) dargestellt durch \(V=f(r)\); die daraus von der Masse \(\varepsilon'\) aufgenommene Kraft (``Reception'') ist \(K' = \varphi(V)\), wo \(\varphi(V)\) ausser \(V\) nur auf \(\varepsilon'\) bezügliche Grössen enthält. Nun ist erfahrungsmässig \(K'=\,\frac{C}{r^2}\); die obigen Bedingungen werden also erfüllt, wenn man setzt \[ V=\,\frac ar,\quad K'=-b'\,\frac{dV}{dr}, \] wo \(a\) nur von \(\varepsilon, b'\) nur von \(\varepsilon\)' abhängt; schreibt man \[ K'=-b'\,\frac{dV}{dm'}, \] wo \(dm'\) die Richtung des Maximalgefälles von \(V\) am Ort von \(\varepsilon'\) ist, so sieht man, dass in der That \(K'\) ausser \(V\) nichts auf \(\varepsilon\) Bezügliches enthält. Die Wirkung von \(\varepsilon\) auf die Umgehung wird nun als eine Aussendung von \(N\) Strahlen nach allen Richtungen aufgefasst, welche sich mit der sehr grossen Geschwindigkeit \(c\) fortpflanzen, und deren jeder eine bestimmte ``Wirkungsfähigkeit'' \(e_0\) besitzt; \(a\) wird gleich der gesamten Wirkungsfahigkeit der in der Entfernung 1 von \(\varepsilon\) auf die Flächeneinheit auffallenden Strahlen (``der Wirkungsdichtigkeit von \(\varepsilon\) in der Entfernung 1'') gesetzt, also \(a = \,\frac{Ne_0}{4\pi}\). Ferner wird \(b' = n' e_0'\) gesetzt, wo \(e_0'\) den von \(\varepsilon'\) recipirten Bruchteil von \(e_0, n'\) denjenigen Bruchteil der Flächeneinheit bedeutet, auf welchen sich die Reception erstreckt. Es ist also \[ (1)\quad V=\,\frac{Ne_0}{4\pi r},\quad K'=-n'e_0'\,\frac{dV}{dr}=\,\frac{Ne_0}{4\pi r^2} n'e_0', \] sodass also \(K'\) gleich der von \(\varepsilon'\) recipirten Wirkungsdichtigkeit ist. 2) Zwei gleichförmig bewegte Punkte. \(\varepsilon\) und \(\varepsilon'\) mögen sich mit den constanten Geschwindigkeiten \(v\) und \(v'\) bewegen; die Fortpflanzungsgeschwindigkeit eines jeden der in kurzen Intervallen von \(\varepsilon\) ausgesandten Strahlenelemente wird als die Resultirende aus \(v\) und derjenigen Geschwindigkeit betrachtet, welche dasselbe, von dem ruhenden \(\varepsilon\) ausgehend, haben würde. Befinden sich also \(\varepsilon\) und \(\varepsilon'\) zur Zeit in den Punkten \(E\) und \(E'\) in der Entfernung \(r\), so ist das zur Zeit in \(E'\) ankommende Strahlenelement von einer zur Zeit \(t-\varDelta t\) stattfindenden Lage \(D\) des Punktes \(\varepsilon\) ausgegangen, und \(DE'\) ist die Resultireilde aus \(DE = v\varDelta t\) und einer Strecke \(DF\neq EE'\) und \(= EE' = r c\varDelta t\). Irgend ein anderes Strahlenelement, welches auf dem Wege \(DE\) von \(\varepsilon\) ausgesandt ist und welches bei ruhendem 6 eine mit \(DF\) parallele Fortpflanzungsrichtung haben würde, hat bei bewegtem \(\varepsilon\) eine mit \(DE'\) parallele Fortpflanzungsrichtung und befindet sich zur Zeit \(t\) auf \(EE'\); der Strahl \(EE'\) besteht also aus denjenigen Elementen, welche bei ruhendem \(\varepsilon\) einen parallelen Strahl bilden würden; daher ist auch die Strahlendichtigkeit in \(E'\) dieselbe, als wenn \(\varepsilon\) in \(E\) ruhte, d. h. \(=\,\frac{N}{4\pi r^2}\). Dagegen werden \(e_0\) und \(e_0'\) in Folge der Bewegung andere Werte \(e, e'\) erhalten; es wird also \[ (2)\quad V=\,\frac{Ne}{4\pi r},\quad K'=-n'e'\,\frac{dV}{dr} = \,\frac{Nn'ee'}{4\pi r^2}\cdot \] Da nämlich das in \(E'\) ankommende Strahlenelement eine andere Fortpflanzungsrichtung und Fortpflanzungsgeschwindigkeit hat als bei ruhendem \(\varepsilon\), so kann zunächst hierdurch das Product \(ee'\) geändert werden, und man kann \(ee' = e_1 e_1' (1 + Q)\) setzen wo \(e_1e_1'\) derjenige Wert ist, in welchen \(e_0e_0'\) durch die Bewegung von \(\varepsilon\) und \(\varepsilon'\) selbst, ohne Berücksichtigung der geänderten Bewegung der Strahlen, übergeht. Nun muss \(Q=0\) sein, sowohl wenn \(v = 0\) ist, als auch wenn \(v =\) und \(\neq v'\) ist, da im letzteren Falle jedes Strahlenelement sich gegen \(\varepsilon'\) so bewegt, als wenn \(\varepsilon\) und \(\varepsilon'\) ruhten; man kann daher, wenn man beachtet, dass \(Q\) eine reine Zahl sein muss, \(Q =\,\frac vc f\left( \,\frac 1c \,\frac{dr}{dt} \right)\) setzen, sieht man ferner den daher rührenden Teil von \(K'\) als eine nach \(v\) gerichtete Kraft an, während der erste Teil von \(K'\) nach \(r\) gerichtet ist, so erhält man für die \(x\)-Componente von \(K'\) \[ (3)\quad K_x'=\,\frac{Nn'e_1e_1'}{4\pi r^2} \left[ \,\frac{dr}{dx'}+ \,\frac 1c \,\frac{dx}{dt} f\left( \,\frac 1c \,\frac{dr}{dt} \right) \right]\cdot \] Was nun den directen, von der Fortpflanzung der Strahlen unabhängigen Einfluss der Bewegung auf das Product \(ee'\) betrifft, so setzt der Verfasser als die einfachste, sich aus der Quaternionen-Theorie ergebende Annahme \[ e_1e_1'=e_0e_0'\left( 1-\,\frac{1}{c^2} vv'\cos(vv')\right), \] also. mit Vernachlässigung von \(\,\frac{1}{c^4}\), und da nach Gleichung (1) \( \,\frac{Nn'e_0e_0'}{4\pi}=\varepsilon\varepsilon'\) ist, \[ (4)\quad K_x'=\,\frac{ \varepsilon\varepsilon'}{r^2} \left[\left( 1-\,\frac{1}{c^2} vv'\cos(vv')\right) \,\frac{dr}{dx'} + \,\frac 1c \,\frac{dx}{dt} f\left( \,\frac 1c \,\frac{dr}{dt} \right)\right], \] was, wenn man \(f(u) = u\) setzt, das Clausius'sche Gesetz für zwei Punkte ohne Beschleunigung ist. 2) Zwei Punkte mit Beschleunigung. Als das Einfachste wird angenommen, dass die Beschleunigung auf die Wirkungsfähigkeit keinen Einfluss hat, sondern dass die Kraft noch durch die Gleichung (4) dargestellt wird, worin nur statt des Punktes \(E\) derjenige Punkt \(G\) zu setzen ist, in welchem sich \(E\) zur Zeit \(t\) befinden würde, wenn es sich vom Punkt \(D\) aus constant mit derjenigen Geschwindigkeit bewegt hätte, welche es zur Zeit \(t-\varDelta t\) wirklich besitzt; die Lage des Punktes \(G\) berechnet sich aus der Geschwindigkeit \(v\) und der Beschleunigung \(v\), deren Richtung \(d\sigma\) sei, zur Zeit \(t\), und es ergiebt sich für \(f(u) = u\) \[ (5)\quad \begin{cases} K_x'=\,\frac{ \varepsilon\varepsilon'}{r^2} \left[\left( 1-\,\frac{1}{c^2} vv'\cos(vv')\right) \,\frac{dr}{dx'}\right. \\ \left. + \,\frac{1}{c^2}\left(\frac{dx}{dt} \,\frac{dr}{dt} - r\,\frac{d^2x}{dt^2} \right)\right] + \,\frac 32 \,\frac{\varepsilon\varepsilon'}{c^2} v\,\frac{d}{d\sigma} \left( \,\frac{dr}{dx} \right)\cdot \end{cases} \] Das erste Glied ist die Formel von Clausius; das zweite verschwindet für ponderomotorische Wirkungen, und auch für elektromotorische Wirkungen in geschlossenen Stromkreisen.
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