Ueber das Grassmann'sche Gesetz der ponderomotorischen Kraft. (Q1555526)

Schon im Jahre 1845 hatte H. Grassmann ein Grundgesetz der Wechselwirkung zweier Stromelemente aufgestellt, welches, abweichend von Ampère's Gesetz, für geschlossene Ströme dieselben Kräfte lieferte. Grassmann weist nach (JFM 09.0735.01), dass das Clausius'sche Gesetz genau mit dem seinigen übereinstimmt. Zu dem Zweck transformirt er die Formel (F. d. M. VIII. 685-686, JFM 08.0685.01): \[ X=k.ii' \left( \frac{d\frac 1 r}{dx}\cdot \cos\varepsilon- \frac{d\frac 1 r}{ds}\cdot \frac{dx'}{ds'} \right) ds ds' \] durch passende Wahl der Coordinatenaxen in die Formel seines Grundgesetzes: \[ X=\frac{k.a.b_1 \sin\alpha}{r^2}, \] wo \[ \begin{aligned} & a=i'.ds'\\ & b_1= i.ds.\cos\omega;\end{aligned} \] \(b_1\) ist die Projection von \(ds\) auf die Ebene \((ds_1,r), \alpha\) der Winkel von \(ds'\) mit \(r\). Die Richtung von \(X\) steht senkrecht zu \(b_1\) in der sogenannten Wirkungsebene, nämlich der von \(ds'\) und \(r\) gebildeten. Ausserdem führt Grassmann den Haupteinwurf von Clausius gegen das Weber'sche Gesetz noch an einem einfachen Beispiel aus. Ein constanter geschlossener Strom bestehe aus zwei concentrischen Kreisbogen und den dazwischen liegenden Stücken der Radien. Nach dem Weber'schen Gesetz und unter der Voraussetzung, das nur die positive Elekticität sich bewegt, die negative ruht, übt die bewegte Elekticität eine elektostatische Wirkung auf ein Elektricitätstheilchen im Mittelpunkt des Kreises aus. Schliesslich zeigt der Verfasser, wie mit Hülfe der Principien der geometrischen Analysis, welche er in seiner Ausdehnungslehre (1844 und 1862) entwickelt hat, die Wirkung eines endlichen Stromes auf ein Stromelement nach seinem Grundgesetz leicht gefunden werden kann. Clausius erkennt die Uebereinstimmung seines ponderomotorischen Gesetzes mit dem Grassmann'schen an und setzt auseinander, aus welchen Gründen ihm dieselbe entgangen war.