Ueber Reibung und Wärmeleitung verdünnter Gase. (Q1558300)

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Ueber Reibung und Wärmeleitung verdünnter Gase.
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    Ueber Reibung und Wärmeleitung verdünnter Gase. (English)
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    1874
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    Die dynamische Theorie der Gase ist bisher nur unter der Beschränkenden Voraussetzung ausgearbeitet worden, dass die mittlere Weglänge der Molecüle klein ist gegen die linearen Dimensionen des von dem Gase erfüllten Raumes. Die Verfasser haben die Erscheinungen der Reibung und Wärmeleitung in Gasen unter Umständen untersucht, wo jene Voraussetzung zu gelten aufhört. {I.} Bei einer eingehenden Behandlung der Maxwell'schen Theorie der Reibung (Phil. Mag. (4) XIX. 31-32) ergiebt sich, dass der Austausch von Bewegungsgrösse durch eine Ebene hindurch, welcher parallel sich das Gas bewegt, beschränkt ist auf Schichten des Gases, welche bis zur sechsfachen mittleren Weglänge von derselben entfernt sind. Ist daher eine Gasmasse eingeschlossen zwischen einer festen und einer parallel derselben bewegten Ebene und wird der Einfluss der Reibung auf die bewegte Ebene und wird der Einfluss der Reibung auf die bewegte Ebene ermittelt, so muss die oben erwähnte Theorie so lange gelten, als die Entfernung der beiden Ebenen grösser ist, als die zwölffache mittlere Weglänge. Da die mittlere Weglänge der Dichtigkeit des Gases umgekehrt proportional ist, so kann man dieselbe durch Verdünnung des Gases beliebig vergrössern. Auf diese Weise kann man die Grenze erreichen und überschreiten, bei welcher die Theorie zu gelten aufhört. Aus der Maxwell'schen Theorie folgt, dass die Reibung von der Dichtigkeit des Gases unabhängig ist. Aus der Abnahme des Reibungscoefficienten bei verminderter Dichtigkeit musste sich also die Gültigkeitsgrenze der bisherigen Theorie erkennen lassen. Die Beobachtung ergab nun, dass die Reibung schon bei Dichtigkeiten der Gase merklich kleiner wurde, wo die Theorie noch gelten sollte. Die Verfasser erklären diesen Umstand daraus, dass die Gase nicht, wie man gewöhnlich annimmt, an den festen Wänden haften, sondern dass sie an denselben gleiten, eine Erscheinung, deren Nothwendigkeit als Folgerung der dynamischen Theorie der Gase nachgewiesen wird. Aus derselben folgt auch, dass der Gleitungscoefficient dem Druck umgekehrt proportional sein muss. Mit Berücksichtigung dieses Umstandes ist dann der Reibungscoefficient innerhalb weiter Grenzen unabhängig vom Druck. Wird die Dichtigkeit weiter bis unter die oben bezeichnete Grenze vermindert, so hören die gewöhnlichen Gesetze der Reibung zu gelten auf, und es folgen aus der Theorie keine ienfachen Ausdrücke für den Reibungscoefficienten. Erst wenn man die Dichtigkeit so gering annimmt, dass die meisten Gasmolecüle ohne Zusammenstoss von Wand zu Wand fliegen, kann man wieder einfachere Gesetze folgern. Der Reibungscoefficient ist dann der Dichtigkeit proportional, und ist derselbe bis auf eine geringen Bruchtheil seines ursprünglichen Werthes herabgesunken. Als Resultat der Versuche ergiebt sich: {1)} Zwischen \(750^{\text{mm}}\) und \(20^{\text{mm}}\) Druck ist der Reibungscoefficient constant. Derselbe ist bei \(15^{\circ}\) für: Luft: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,000189 \(\frac{\textstyle{\text{gramm}}}{\textstyle{\text{cent. sec}}}\) Wasserstoff: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 00,000923 ,, ,, Kohlensäure . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,000152 ,, ,, {2)} Von \(20^{\text{mm}}\) bis herab zu etwa \(1^{\text{mm}}\) nimmt die Reibung erheblich ab. Berücksichtigt man die oben besprochene Erscheinung des Gleitens, so ist auch dann noch der Reibungscoefficient constant. {3)} Bei den grössten Verdünneungen, welche sich experimentell erreichen, liessen, nahm die Reibung erheblich ab und sank bis etwa auf \(\tfrac{1}{3}\) ihres ursprünglichen Werthes. {II.} Die Berechnung der Wärmeleitungsfähigkeit der Gase lässt sich noch nicht mit derselben Sicherheit durchführen, wie die Berechnung der Reibung. Die Verfasser haben sich daber auf die experimentelle Untersuchung beschränkt. Dieselbe bestand aus der Beobachtung der Abkühlungszeit eines Thermeters in einer Glashülle von Kugel- und von Cylinderform, erfüllt mit den zu untersuchenden Gasen. Die Abkühlung ist eine Folge der Wärmeabgabe durch Strahlung und durch Leitung, letztere wieder modificirt durch Strömungen innerhalb des Gases. Um den Einfluss des letzten Umstandes übersehen zu können, nehmen die Verfasser an, dass man in den ersten Augenblicken des Versuchs den Temperaturzustand des Gases berechnen kann, nach den Gleichungen der Wärmeleitung für feste Körper. Nach Lösung dieser Aufgabe wird dann die weitere Aenderung in Folge der Strömmung mit in Betracht gezogen. Bei geringem Druck des Gases sind dieselben zu vernachlässigen. Als Resultate der Versuche ergiebt sich: {1.} Der Wärmeleitungscoefficient der Gase ist etwa bis zu \(1^{\text{mm}}\) Druck herab vom Druck unabhängig. {2.} Bei noch geringerem Druck hört die bisherige, dynamische Gastheorie auch hier zu gelten auf. Je vollkommener ein Vacuum ist, um so mehr kann die Abkühlung als Folge der Strahlung allein angesehen werden. Hierduch wird es möglich, die Wärmeabgabe durch Leitung und durch Strahlung zu trennen. {3.} Zum Schluss folgen die numerischen Werthe der Wärmeleitungscoefficienten und werden dieselben mit den Angaben anderer Beobachter verglichen.
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