Zur Theorie der Krümmung der Flächen. (Q1530905)
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English | Zur Theorie der Krümmung der Flächen. |
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Zur Theorie der Krümmung der Flächen. (English)
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1891
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In der Theorie der Krümmung der Flächen kann man als Grundlage die Betrachtung der Normalen in den einem Flächenpunkte benachbarten Punkten ansehen, durch welche man auf die Hauptkrümmungen, die Krümmungen der Normalschnitte und auf den Begriff des Krümmungsmasses u. s. w. gerührt wird. So fruchtbar diese Betrachtungsweise nun auch ist, weil alle Bestimmungen in Zusammenhang gebracht sind mit den Massverhältnissen auf der zweidimensionalen Fläche, so vermisst der Verfasser darin eine gewisse Beziehung zum dreidimensionalen Raume. Er hat deshalb einen anderen Ausgangspunkt gewählt, nämlich die Eigenschaft, dass vier Punkte der Fläche nicht in einer Ebene liegen, und fragt, wie das Volumen gewisser unendlich kleiner Tetraeder, deren Eckpunkte auf der Fläche liegen, mit den Krümmungseigenschaften der Fläche zusammenhängt. Ist \(P\) ein durch die Parameterwerte \(u_0,\;v_0\) bestimmter gewöhnlicher Flächenpunkt, und sind die Nachbarwerte \(u=u_0+h,\;v=v_0+k\) Parameter des Punktes \(P_3\), so hat man zwei Paar Parameterlinien \(u_0\), \(u_0+h\), \(v_0\), \(v_0+k\), wo \(h\) und \(k\) in erster Ordnung verschwinden, die sich in vier Punkten schneiden: \(P\), \(P_1\), \(P_2\), \(P_3\), und der Inhalt des durch sie bestimmten Tetraeders \(T\) ist von der vierter Ordnung unendlich klein. Dividirt man deshalb zunächst \(T\) durch die zweite Potenz des doppelten Dreiecks \(2PP_1P_2=\varOmega\), so entsteht ein Grenzwert, der im allgemeinen von Null verschieden und von der Richtung \(PP_3\) unabhängig ist, aber in keinem Zusammenhange mit den Krümmungsverhältnissen steht. Bilden aber die Parameterlinien ein conjugirtes System, so ist jener Grenzwert Null, und \(T\) verschwindet von der sechsten Ordnung. Um zu einem Grenzwert zu gelangen, dividirt der Verfasser noch durch das Quadrat von \(OP_3=ds\). Diesen Grenzwert, nur aus gewissen naheliegenden Gründen mit 72 multiplicirt, der im allgemeinen noch von der Wahl der conjugirten Parameter abhängt, nennt der Verfasser ``Parameterkrümmung'' der Fläche, und findet dafür den Ausdruck: \[ \frac 1P =\lim \left(\frac {72 T} {S^2\varOmega^2} \right) = \frac 1{\sqrt {eg-f^2}}\;\frac {E\left( \frac {\partial B} {\partial u} -B_1B \right) du^2+G\left( \frac {\partial B_1} {\partial v} -BB_1\right) dv^2} {edu^2+2fdudv+gdv^2} \,. \] Hierin sind \(e,\;f,\;g,\;E,\;F,\;G\) die Fundamentalgrössen erster und zweiter Ordnung in der bekannten Hoppe'schen Bezeichnung, während \(A,\;B,\;C,\;A_1,\;B_1,\;C_1\) die Coefficienten sind, die sich aus den Identitäten ergeben: \[ \frac {\partial^2 x} {\partial u^2} =A\;\frac {\partial x} {\partial u} +A_1\;\frac {\partial x} {\partial v} +Ep, \] \[ \frac {\partial^2 x} {\partial u\partial v} =B\;\frac {\partial x} {\partial v} +B_1\;\frac {\partial x} {\partial v} +Fq, \] \[ \frac {\partial^2 x} {\partial v^2} =C\;\frac {\partial x} {\partial u} +C_1\;\frac {\partial x} {\partial v} +Gr, \] wo statt \(x\) auch \(y\) oder \(z\) gesetzt werden kann, und in denen \(p,\;q,\;r\) die Richtungscosinus der Normale bedeuten. (Man vergleiche Hoppe, Flächentheorie \S\ 5). Die drei obigen Differentialgleichungen, denen jede der drei Coordinaten genügt, werden vom Verfasser als die partiellen Differentialgleichungen der Fläche bezeichnet. Die Grössen \(A,\;B,\;C,\;A_1,\;B_1,\;C_1\) sind durch die Fundamentalgrössen erster Ordnung und ihre Ableitungen darstellbar. Es ist z. B. \[ 2B(eg-f^2)=g\;\frac {\partial e} {\partial v} -f\frac {\partial g} {\partial w}\,, \] \[ 2B_1(eg-f^2)=e\;\frac {\partial g} {\partial w} -f\;\frac {\partial e} {\partial v}\,. \] Die sechs Grössen \(A,\;A_1\), u. s. w. werden vom Verfasser die charakteristischen Coefficienten genannt. Da im vorliegenden Falle conjugirte Parameter vorausgesetzt sind, ist \(F=0\). Die Parameterkrümmung hat unter anderen folgende Eigenschaften, die denen der gewöhnlichen Normalkrümmung analog sind: Es giebt stets zwei reelle, zu einander senkrechte Richtungen, für welche die Parameterkrümmungen ein Maximum und ein Minimum werden. Das Product dieser Hauptparameterkrümmungen ist gleich \[ \frac {K\left( \frac {\partial B} {\partial u} -B_1B\right) \left( \frac {\partial B_1} {\partial v} -BB_1\right)} {eg-f^2} =\frac {K\alpha .\beta} {eg-f^2}, \] wo \(K\) das Krümmungsmass bedeutet; es hängt also auch jenes Product nur von den Fundamentalgrössen erster Ordnung ab. Jede andere Parameterkrümmung kann aus den beiden Hauptkrümmungen in analoger Weise abgeleitet werden, wie dies bei den gewöhnlichen Normalkrümmungen durch den Euler'schen Satz geschieht. Es giebt zwei reelle oder imaginäre Richtungen, für welche die Parameterkrümmung Null ist, sie sind den asymptotischen Richtungen zu vergleichen; das Tetraeder \(T\) verschwindet für sie von der siebenten Ordnung. Da die oben benutzten Ausdrücke \(\alpha\) und \(\beta\) nur von den Fundamentalgrössen erster Ordnung abhängen, so bleiben sie bei jeder Biegung der Fläche ungeändert. Da sie aber andererseits mit dem Tetraederinhalt zusammenhängen, so ist zu vermuten, dass sie bei einer collinearen Transformation, bei welcher ja conjugirte Richtungen wieder in solche übergehen, gewisse invariante Eigenschaften haben. Um diese aufzusuchen, unternimmt nun der Verfasser zunächst eine allgemeine Untersuchung über die collineare Transformation der Flächen und ihre Differentialinvarianten. Diese Untersuchung hat eine von der vorigen Betrachtung ganz unabhängige, selbständige Bedeutung und führt zu sehr interessanten Resultaten, welche sich freilich ohne grösseren Formelapparat nicht mitteilen lassen, obwohl die Entwickelung überaus durchsichtig ist. Es genüge der Hinweis darauf, dass bei dieser Transformation die Fundamentalgrössen zweiter Ordnung bis auf einen Factor ungeändert bleiben, ebenso das Krümmungsmass, und dass die Richtungscosinus der Normale und die charakteristischen Coefficienten der transformirten Fläche sich in einfacher Weise bestimmen. An diese Transformation knüpfen sich mancherlei Probleme, deren eines, eine Fläche so collinear zu transformiren, dass das Krümmungsmass bis auf einen constanten Factor ungeändert bleibt, eingehend behandelt wird. Hinsichtlich der Parameterkrümmung zeigt sich nun, dass die Grössen \(\alpha\) und \(\beta\) bei jeder collinearen Transformation ungeändert bleiben, und dass bei noch speciellerer Wahl der conjugirten Parameter, nämlich wenn \(E=\pm G=P\), bei positiv oder negativ gekrümmten Flächen, auch die Ausdrücke \[ C\mp (A-2B_1)\quad \text{und} \quad C_1\mp (A-2B) \] absolut invariant sind. Ist endlich \(E=G=0\), sind also die Parameterlinien Haupttangenten (mithin nicht conjugirt), so sind \(A_1\) und \(C\) absolut invariant, und \(\frac{\partial B}{\partial u}=\frac{\partial B_1}{\partial v}\), \(\frac{\partial C_1}{\partial u}=\frac{\partial A}{\partial v}\). Eine bemerkenswerte Folgerung aus diesen Resultaten ist, dass gewisse rein metrische Eigenschaften bei projectivischen Transformationen unverändert bleiben. Hierfür werden mehrere interessante Beispiele gegeben. Es folgt eine Betrachtung der Flächen mit der Parameterkrümmung Null, bei der besonders wichtig der Fall \(\alpha =\beta =0\) ist, in welchem die abwickelbaren Tangentenflächen, welche die Fläche längs den Parameterlinien berühren, und zu welchen die Lie'schen Translationsflächen gehören, in Kegel übergehen. Weiter wendet sich die Untersuchung zur Bestimmung solcher conjugirten Parametersysteme, für welche die Parameterkrümmungen den Normalkrümmungen entsprechen. Für diese muss \(\frac {\partial B} {\partial u} =\frac {\partial B_1} {\partial v}\) sein, also \(\alpha =\beta\), so dass die Eigenschaft bei projectiven Transformationen erhalten bleibt. Diese Bestimmung wird auf eine partielle Differentialgleichung zweiter Ordnung zurückgeführt und dann bei einigen speciellen Flächengattungen vollständig durchgeführt. Im letzten Teil wird die Parameterkrümmung in dualistisch entsprechender Weise durch die Betrachtung des von vier benachbarten Tangentialebenen gebildeten Tetraeders definirt. Hierbei ergiebt sich, dass zwar die Parameterkrümmung keine dualistisch sich selbst entsprechende Grösse ist; es zeigt sich aber, dass auf gewissen Flächen dualistische Parametersysteme existiren, für welche die Parameterkrümmung in beiderlei Sinn mit der Normalkrümmung übereinstimmt, und dass auch diese Eigenschaft bei gewissen Transformationen erhalten bleibt. Aus dieser Inhaltsangabe wird man ersehen, dass die Arbeit reich ist an fruchtbaren Ideen und interessanten Resultaten.
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