Zur Theorie der Lamé'schen Functionen. (Q1533380)

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Zur Theorie der Lamé'schen Functionen.
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    Zur Theorie der Lamé'schen Functionen. (English)
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    1890
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    Herr Klein erörtert zunächst die Frage nach der zweckmässigsten Definition der zu einem \(n\)-fach ausgedehnten Raume \(R_n\) gehörigen Lamé'schen Differentialgleichung und findet, dass man dabei am besten von dem verallgemeinerten System confocaler Cykliden, nicht von dem System confocaler Flächen zweiter Ordnung ausgeht. Bei Zugrundelegung jenes Cyklidensystems führen die Aufgaben der Potentialtheorie, wie für den Fall \(n=3\) zuerst von dem Referenten gezeigt ist, auf die Differentialgleichung: \[ (1) \quad \frac{d^2E}{dt^2} = \left\{ \frac{2-n}{16(n+1)}\;f'' (\lambda) + A \lambda^{n-2} + \cdots + N \right\} E, \] wo \[ f(\lambda) = (\lambda -e_1) \dots (\lambda - e_{n+2}), \quad t= \int \frac{d\lambda}{\sqrt{f(\lambda)}} \] ist, während die Constanten \(A, \dots, N\) beliebige Werte haben. Die Differentialgleichung (1) erscheint in neuem Lichte, wenn man, homogen machend, \[ (2) \quad \begin{cases} \lambda = \lambda_1 : \lambda_2, \quad E(\lambda) = \lambda_2^{\frac{n-2}{4}} F(\lambda_1, \lambda_2), \\ f= (\lambda_1 - e_1 \lambda_2) \dots (\lambda_1 - e_{n+2} \lambda_2) \end{cases} \] setzt. Dann ergiebt sich nämlich für die Function \(F\), die eine homogene Function von \(\lambda_1\) und \(\lambda_2\) vom Grade \(\frac{2-n}{4}\) ist (dieselbe wird als Lamé'sche Form bezeichnet), der Satz, dass die zweite Ueberschiebung der Formen \(f\) und \(F\) gleich dem Producte aus \(F\) und einer rationalen ganzen Function \(\varphi\) vom \((n-2)^{\text{ten}}\) Grade ist. Dies Resultat ist so einfach, dass es natürlich erscheint, dasselbe als Definition an die Spitze der Theorie der Lamé'schen Functionen zu stellen. Die einzigen singulären Stellen der so definirten Functionen \(F\) sind die Wurzeln von \(f=0\), und zwar gehören, wenn alle Wurzeln verschieden sind, zu jeder einzelnen derselben die Exponenten \(\frac 12\) und 0. Wenn man \(f\) mit beliebig vielfachen Wurzeln ausstattet und von \(F\) durch Hinzufügung irgend welcher Factoren zu Functionen von \(\lambda\) zurückgeht, so umfasst obige Definition sämtliche lineare Differentialgleichungen zweiter Ordnung mit rationalen Coefficienten. Ist \(f\) eine Form sechsten Grades mit getrennten Wurzeln, so ergeben sich solche Formen \(F\) vom Grade \(-\frac 12\), die auf dem hyperelliptischen Gebilde \(\sqrt f\) durchaus unverzweigt sind; und zwar sind diese \(F\) unter allen Formen, die einer linearen Differentialgleichung mit rationalen Coefficienten genügen, die einzigen, welche die genannte Eigenschaft besitzen. Bei höheren Grade von \(f\) trifft dies aber nicht mehr zu. Weiter erinnert der Verfasser an die Resultate, zu denen er in einer früheren Arbeit (F. d. M. XIII. 1881. 407, JFM 13.0407.01) in Betreff der gewöhnlichen Lamé'schen Functionen gelangt war, und dehnt dieselben auf die oben besprochenen Functionen \(F\) aus. Durch zweckmässige Verfügung über die in \(\varphi\) enthaltenen \(n-1\) unbestimmten Constanten kann man es erreichen, dass die \(F\) in \(n-1\) auf der \(\lambda\)-Axe gelegenen Segmenten je eine vorgeschriebene Anzahl von Nullstellen haben (\textit{Oscillationstheorem}), und dadurch wird es möglich, die fundamentale Potentialaufgabe für solche Raumteile des \(R_n\) zu behandeln, die von \(2n\) confoncalen Cykliden begrenzt sind. Diese Aufgabe wird indessen nur angedeutet, nicht durchgeführt. Zum Schluss bespricht Herr Klein, indem er \(\lambda\) als eine complexe Variable betrachtet, die conforme Abbildung, welche der Quotient \(\eta\) irgend zweier Particularlösungen \(F_1, F_2\) einer durch das Oscillationstheorem festgelegten Lamé'schen Differentialgleichung von der Halbebene \(\lambda\) entwirft. Der Halbebene \(\lambda\) entspricht in der \(\eta\)-Ebene ein Kreisbogenpolygon von \(n+2\) Seiten, dessen Inneres keinen Windungspunkt einschliesst. Werden die Wurzeln von \(f=0\) alle als reell und von einander verschieden angenommen, setzt man ferner noch voraus, dass die \(n-1\) Segmente, von denen das Oscillationstheorem handelt, von je einem singulären Punkt \(e_i\) bis zum nächst folgenden \(e_{i+1}\) reichen, und dass die Particularlösungen \(F\), welche den einzelnen Segmenten zugehören, an den Enden des Segments den Bedingungen \(F=0\) oder \(F'=0\) genügen, so lässt sich zeigen, dass bei gegebenem \(f\), d. h. bei gegebenen \(e_1, \dots, e_{n+2}\) das zugehörige Kreisbogenpolygon der \(\eta\)-Ebene völlig bestimmt ist. Dies Resultat, dem Herr Klein eine allgemeine Bedeutung für die Theorie der linearen Differentialgleichungen zweiter Ordnung zuschreibt, wird speciell auf den Fall angewandt, wo \(f\) vom \(6^{\text{ten}}\) Grade ist. Endlich wird noch bemerkt, dass wenn man von \(\lambda\) zu den homogenen Variabeln \(\lambda_1, \lambda_2\) zurückkehrt, \(\lambda_1\) und \(\lambda_2\) sich als eindeutige Formen \((-2)^{\text{ten}}\) Grades von \(F_1\) und \(F_2\) darstellen. Diese Formen bleiben bei unendlich vielen linearen Substitutionen von \(\eta\) ungeändert und werden deshalb als automorphe Formen bezeichnet.
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