Ueber Molecularphysik. Versuch einer einheitlichen dynamischen Behandlung der physikalischen und chemischen Kräfte. (Q1537228)
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English | Ueber Molecularphysik. Versuch einer einheitlichen dynamischen Behandlung der physikalischen und chemischen Kräfte. |
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Ueber Molecularphysik. Versuch einer einheitlichen dynamischen Behandlung der physikalischen und chemischen Kräfte. (English)
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1888
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Die vorliegende Abhandlung ist ein Versuch, die Vorstellungen von Sir William Thomson über Molecularphysik mathematisch zu formuliren und in ihren Anwendungen auf Optik, Wärmelehre, Chemie und Elektricitätslehre durchzuführen. Den Entwickelungen wird die Vorstellung zu Grunde gelegt, dass die ponderablen von Aether umgebenen Atome aus einzelnen um einen unelastischen Kern gelagerten concentrischen Kugelschalen bestehen, deren Mittelpunkte auf einer geraden Linie Schwingungen ausführen. Die elastischen Kräfte, welche zwei benachbarte Kugelschalen auf einander ausüben, werden proportional angenommen den relativen Verschiebungen der beiden Mittelpunkte; dasselbe gilt von der äussersten Kugelschale und dem Aether. Zwischen den Amplituden der Schwingung des Aethers \((\xi )\) und derjenigen der äussersten Kugelschale \((x_1)\) besteht dann eine Gleichung von der Form \[ -\frac{x_1}{c_1 \xi } =\frac{T^2}{m_1}\left\{ \frac {{\kappa }^2_1R_1}{{\kappa }^2_1 -T^2} +\frac{{\kappa}^2_2R_2}{{\kappa}^2_2 -T^2} +\cdots +\frac {{\kappa}^2_jR_j}{{\kappa}^2_j -T^2}\right\}, \] wo \(c_1, m_1, R_1, R_2, \dots, R_j, {\kappa }_1, {\kappa }_2, \dots, {\kappa}_j\) Constanten bezeichnen, \(T\) die Schwingungsdauer ist. Legt man nun statt jeder discreten Kugelschale eine continuirliche sich ändernde Dichtigkeit der elastischen Masse zu Grunde, so erhält man für das Reciproke \(\mu \) der Fortpflanzungsgeschwindigkeit die Gleichung \[ {\mu}^2 =\frac1l \left\{\varrho -c_1T^2 \left(1 +c_1\frac{T^2}{m_1} \sum\frac{{\kappa}^2_iR_i}{{\kappa}^2_i -T^2}\right) \right\}, \] wo \(l, \varrho , c_1\) weitere Constanten bezeichnen. Die hier auftretenden Grössen \({\kappa}^2_i\) sind offenbar diejenigen kritischen Werte, welche die Schwingungsdauer haben muss, damit die Kugelschalen schwingen, ohne dass der Aether sich bewegt; sie liefern also die Schwingungsdauer für das von dem betreffenden Medium absorbirte Licht. Die zweite Gleichung giebt den Brechungsindex des Mediums für die betreffende Schwingungsdauer. Diese Gleichung wird zunächst für den Fall einer kritschen Schwingungsdauer näher discutirt und führt unter Berücksichtigung der annähernden Constanz der Fortpflanzungsgeschwindigkeit für verschiedenes Licht auf die auch nach Beobachtungen gerechtfertigte Darstellung des Brechungsexponenten durch die Wellenlänge \(\lambda \): \[ {\mu}^2 =A +B{\lambda }^2 +\frac{C{\lambda }^4}{{\lambda}^2 -{\lambda }^2_0}. \] Auch der Fall von zwei oder mehr kritischen Werten \(\kappa\) gelangt zur Erörterung. Im \(\S\) 3 werden die Resultate der Discussion zur Erklärung der Dispersion angewandt. Auch wird erörtert, wie die Constanten beschaffen sein müssen, damit \({\mu }^2\), wenn es negativ ist (also Reflexion eintritt), einen wesentlich constanten Wert besitze, oder, anders gesprochen, dass alle Farben wesentlich gleich reflectirt werden. Im \(\S\) 4 wird der Kirchhoff'sche Satz über das Spectrum leuchtender Gase dadurch abgeleitet, dass zwei Molecüle bei der vorausgesetzten Constitution, falls sie sich bei einem Stosse treffen, in Schwingungen geraten müssen, deren Dauer eben jene kritischen Werte sind. Dass die Fortschreitungsgeschwindigkeit der einzelnen Molecüle mit wachsender Temperatur zunehmen muss, wird dadurch erklärt, dass die durch die inneren Schwingungen der Kugelschalen repräsentirte Energie ein ganz bestimmtes Maximum nicht überschreiten könne. Erleidet dieses Molecül nach Erreichung dieses Maximums eine weitere Störung des Gleichgewichts, sei es durch eine Lichtwelle oder durch mechanischen Stoss, so wird eine Vermehrung der Energie nur durch den Eintritt einer fortschreitenden Bewegung des Molecüls möglich sein. Im Abschnitt (6) wird die Doppelbrechung erklärt und die Abhängigkeit der Fortpflanzungsgeschwindigkeit von der Schwingungsrichtung durch die Annahme abgeleitet, dass die Constante in den obigen Gleichungen für die verschiedenen Schwingungsrichtungen verschiedene Werte haben. Die Eigenschaften des Spectrums chemischer Verbindungen, namentlich seine säulenstreifige Natur, werden zunächst im allgemeinen erklärt, indem das aus zwei Atomen gebildete Molecül durch einen elliptischen Körper ersetzt wird, der sich ähnlich verhält wie jene oben beschriebenen Kugeln. Dann wird die Theorie genauer verfolgt, indem jetzt auch die Bewegung des Kernes in Betracht gezogen wird. Weiter wird die Bildung chemischer Verbindungen durch den Einfluss von Licht und Wärme erläutert; die chemische Moleculartheorie, die zersetzende Wirkung von Licht und Wärme, endlich die Ableitung der Fluorescenzerscheinungen bilden den Schluss des ersten Capitels. Besonders hervorzuheben ist, dass man zur Erklärung chemischer Processe bei der vorliegenden Theorie nicht einer chemischen Verwandtschaft bedarf. Um den Unterschied in dem Verhalten einatomiger und zweiatomiger Molecüle zu erklären, muss man annehmen, dass bei den ersteren die Masse der äusseren Kugelschale gegen die der inneren verhältnismässig klein, bei den letzteren hingegen sehr gross ist. Bei den eben besprochenen Wellenbewegungen des Aethers wurde vorausgesetzt, dass die Wellenlänge sehr gross gegen die Dimensionen der Molecüle ist. Die Erscheinungen der Elektricität werden auf Wellenbewegungen zurückgeführt, deren Wellenlänge als klein gegen die Dimensionen des Körpers erscheint. Auf Grund dieser Hypothese wird zunächst die elektrostatische Anziehung abgeleitet; dann wird das elektrodynamische Potential zweier Ströme bestimmt und daraus das Weber'sche Grundgesetz abgeleitet. Die \(\S \S\) 15 und 16 behandeln die Erregung und die Wirkungen der Elektricität, \(\S\) 17 die Drehung der Polarisationsebene, \(\S\) 18 den Magnetismus und Diamagnetismus, \(\S\) 19 giebt einen kritischen Vergleich der elektrodynamischen Lichttheorien mit der hier vorgetragenen Lehre.
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