Quelques éléments mathématiques de l'art. (Q1437973)
From MaRDI portal
scientific article
Language | Label | Description | Also known as |
---|---|---|---|
English | Quelques éléments mathématiques de l'art. |
scientific article |
Statements
Quelques éléments mathématiques de l'art. (English)
0 references
1929
0 references
Wenn Verf. es hier unternimmt, auf mathematischem Wege ein ``ästhetisches Maß'' \(M\) einzuführen, so geschieht das selbstverständlich mit den notwendigen Vorbehalten: Nur \textit{formale} Elemente sind der mathematischen Methode zugänglich, alles Inhaltliche muß von vornherein beiseite gelassen werden; ferner liefert das Maß \(M\) nur Vergleichsmöglichkeiten einer bestimmten Klasse von gleichartigen Gegenständen, die von bestimmten Gesichtspunkten und unter gleichen Bedingungen betrachtet werden; schließlich ist, wie sich auch an den folgenden Beispielen zeigen wird, eine gewisse Willkür in der Bestimmung von \(M\) unvermeidlich. Um zu einem Prinzip für die Aufstellung einer Formel für das ästhetische Maß \(M\) zu gelangen, geht Verf. von der folgenden Überlegung aus: Die ästhetische Erfahrung umschließt folgende drei Momente: (1) eine anfängliche Anstrengung, die notwendig ist, um das Objekt vollkommen zu erfassen, und die der ``Komplexität'' \(C\) des Objekts proportional ist; (2) das Gefühl des Gefallens oder das ästhetische Maß \(M\), das diese anfängliche Anstrengung aufhebt; (3) die bewußte Wahrnehmung, daß das Objekt eine gewisse -- mehr oder weniger versteckte -- Harmonie oder Symmetrie oder ``Ordnung'' \(O\) besitzt, die eine notwendige Vorbedingung für die ästhetische Erfahrung selbst zu sein scheint. Demgemäß macht Verf. den Ansatz \[ M=\frac OC, \] womit die Aufgabe einer zahlenmäßigen Bestimmung von \(M\) darauf zurückgeführt ist, \(O\) und \(C\) zu messen. Während die Bestimmung von \(C\) im allgemeinen für jede Klasse von Objekten in naheliegender und natürlicher Weise möglich ist, ist \(O\) oft schwer zu bewerten, weil die verschiedenen Ordnungselemente eines Objektes nicht sämtlich voneinander unabhängig und oft sehr versteckt sind. Ohne auf die allgemeinen Gesichtspunkte, die Verf. in diesem Zusammenhang aufstellt, einzugehen, sei hier zur Erläuterung der Methode eines der in der Arbeit behandelten Beispiele ausführlich dargestellt. Verf. vergleicht ebene Polygone gleicher Größe, die aus demselben Material hergestellt sein und in einer vertikalen Ebene liegen sollen. Als Maß für die Komplexität \(C\) wird die Anzahl der verschiedenen Geraden genommen, auf denen die Seiten eines Polygons liegen (Seiten, die derselben Geraden angehören, werden zusammengefaßt, weil auch beim Ansehen unwillkürlich eine solche Zusammenfassung vorgenommen wird). Das Maß für die Ordnung \(O\) wird aus folgenden Elementen aufgebaut: \(V\) sei gleich 1 oder 0, je nachdem ob eine vertikale Symmetrieachse vorhanden ist oder nicht. \(E\) sei 1 oder \(-1\), je nachdem ob das Polygon im Gleichgewicht ist oder nicht, d. h. der Schwerpunkt über einer aus mindestens zwei Punkten bestehenden Basis liegt oder nicht. \(R\) sei gleich \(\frac 12q\), wenn das Polygon durch Drehungen um \(\dfrac {2\pi}q\) um ein Zentrum in sich übergeführt werden kann und dabei \(q > 3\) ist, andernfalls sei \(R=0\). \(HV\) bezeichnet die Eigenschaft, das alle Ecken des Polygons Ecken eines aus äquidistanten vertikalen und horizontalen Geraden gebildeten Netzes sind, und zwar ist \(HV=2\), wenn alle Seiten des Polygons auf Netzgeraden liegen, und wenn zugleich die Netzgeraden, die Träger von Polygonseiten sind, ein Teilrechteck des Netzes mit allen seinen Teilgeraden bestimmen; ferner \(HV = 1\), wenn eine der für \(HV=2\) geforderten Eigenschaften nicht erfüllt ist, also entweder alle Seiten dem Netz angehören, aber von den Teilgeraden eines Rechtecks des Netzes eine oder mehrere keine Polygonseite tragen, oder aber zwar die Rechtecksbedingung für die vertikalen und horizontalen Seiten des Polygons erfüllt ist, aber daneben auch Seiten in den Diagonalrichtungen des Netzes auftreten, die dann alle aus einer solchen Seite durch Symmetrie hervorgehen sollen; schließlich \(HV = 0\) in jedem andern Falle. \(F\) wird gleich 0 gesetzt, wenn entweder jeder vom Zentrum ausgehende Halbstrahl das Polygon genau einmal oder jede vertikale Gerade das Polygon genau zweimal trifft; andernfalls sei \(F = 2\). Aus diesen Elementen wird \(O\) bestimmt durch die Gleichung \[ O = V + E + R + HV - F. \] Es sei bemerkt, daß unter den vom Verf. untersuchten Polygonen der größte Wert von \(M\) für ein Quadrat mit vertikalen und horizontalen Seiten errechnet wird. In ähnlicher Weise werden ebene Polygonnetze behandelt. Ferner hat Verf. eine Methode zur Untersuchung von Vasenformen entwickelt, bei der naturgemäß horizontale und vertikale Tangenten, Wendetangenten und Unstetigkeiten der Tangentenrichtung in der Kontur der Vase, ferner das Auftreten einfacher Größenverhältnisse eine wesentliche Rolle spielen. Diese Methode wird auf Vasenformen, die dem Werk von \textit{Hobson} ``Chinese art'' (New York, 1927) entnommen sind, angewandt; Verf. hat ferner eine Vasenform konstruiert, die -dem errechneten Wert von \(M\) nach -- allen von ihm untersuchten Vasenformen überlegen ist. In einem abschließenden Abschnitt streift Verf. kurz Anwendungen seiner Methode auf Dichtkunst und Musik. Eine ausführliche Darstellung der Untersuchungen des Verf. ist 1933 in Buchform erschienen.
0 references