Untersuchung ebener Spannungszustände mit Hilfe der Doppelbrechung. (Q1443170)

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Untersuchung ebener Spannungszustände mit Hilfe der Doppelbrechung.
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    Untersuchung ebener Spannungszustände mit Hilfe der Doppelbrechung. (English)
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    1928
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    Die Abhandlung gibt die theoretische Grundlage zu einer Doktorarbeit von \textit{v. Widdern} welche die experimentelle Ermittlung ebener Spannungszustände in einem Modellkörper aus durchsichtigem Stoff, wie Glas, auf optischem Wege zum Gegenstand hat. Diese Methode ist früher schon von \textit{Mesnager} und \textit{Coker}, neuerdings von \textit{R. König} und seinen Schülern, von \textit{Wächtler, Akira Miura} u. a. benutzt worden. Die infolge der Spannung in dem Glaskörper entstehende, sogenannte akzidentelle oder künstliche Doppelbrechung wird benutzt, um mit Hilfe einer optischen Polarisationseinrichtung eine Schar von sogenannten Isoklinen zu erzeugen, welche alle Stellen verbinden, bei denen die beiden Hauptspannungen parallel zu den Polarisationsebenen der beiden Nikolschen Prismen liegen. Ihre dem Gangunterschied des die Platte senkrecht durchsetzenden, vorher eben polarisierten Lichtstrahls proportionale Differenz (zugleich die doppelte maximale Schubspannung) kann mit dem Kompensator bestimmt werden. Ihre Einzelwerte bzw. ihre Summe wird mit Hilfe einer graphischen Integration aus dem Verlauf der Hauptnormalspannungslinien bzw. Hauptschubspannungslinien, die ihrerseits wieder aus dem Isoklinensystem abgeleitet werden, gewonnen. Zu dem Zwecke entwickelt Verf. in \S\,1 die Beziehung des ebenen Spannungszustandes auf das Netz der Hauptnormalspannungslinien in Gestalt der \textit{Maxwell}schen Gleichungen: \[ \frac{\partial \sigma_1}{\partial s_1}=-\frac{\sigma_1-\sigma_2}{\varrho_2},\;\frac{\partial \sigma_2}{\partial s_2}=-\frac{\sigma-\sigma_2}{\varrho_1}, \] \(\sigma_1,\sigma_2\) Hauptspannwerte auf den Hauptnormalspannungslinien mit den Bogenlängen \(s_1\) und \(s_2\) und den zugehörigen Krümmungsradien \(\varrho_1\) bzw. \(\varrho_2\). Aus dem Näherungsausdruck \[ \Delta \sigma_1=(\sigma_1-\sigma_2)\text{ctg}\psi \Delta \varphi, \] wo \(\psi\) den Winkel zwischen der ersten Hauptnormalspannungslinie und der Isokline \((\varphi),\Delta \varphi\) den Verstellungswinkel des Modellkörpers bei der Aufnahme der Isoklinenschar bedeutet, läß\ t sich schrittweise das Netz der Spannungstrajektorien berechnen. Da für kleine oder nahezu gestreckte Winkel \(\psi\) dieses Rechnungsverfahren versagt, so werden in \S\,2 auch die Hauptschubspannungslinien als Grundlage für die Berechnung des ebenen Spannungszustandes herangezogen. Mit den Größen \[ p=\frac{\sigma_1+\sigma_2}{2},\;q=\frac{\sigma_1-\sigma_2}{2} \] lauten die entsprechenden Differentialgleichungen: \[ \frac{\partial p}{\partial t_1}=\frac{\partial q}{\partial t_2}\frac{2q}{R_1},\quad \frac{\partial p}{\partial t_2}=\frac{\partial q}{\partial t_1}+\frac{2q}{R_2}, \] \(t_1,t_2\) die Begenlängen, \(R_1,R_2\) die Krümmungsradien der beiden sich senkrecht kreuzenden Hauptschubspannungslinien, und die Näherung \[ (\Delta p)_1=-(\Delta q)_2 \text{ctg}\chi-2q \Delta \varphi \] mit dem Winkel \(\chi=\psi-45^\circ\) zwischen der ersten Spannungslinie und der Isokline \((\varphi)\). Das Vorkommen ``singulärer Stellen'', einzelner Punkte oder Linien, wo mit \(\sigma_1=\sigma_2\) oder \(\tau_{\text{max}}=0\) weder Hauptnormalspannungsrichtungen noch Schubspannungen auftreten, weshalb auch dort die optischen Messungen unsicher werden, erfordert in \S\,3 die mathematische Untersuchung des ebenen Spannungszustandes in der Umgebung einer solchen singulären Stelle. Vermittels der \textit{Airy}schen Spannungsfunktion \(F\), für die ein Potenzreihenansatz der Form \[ F=ay^3+bz^3+3ayz^2+c(y^2+z^2) \] genügt, erhält man \[ \sigma_y=\frac{\partial^2 F}{\partial z^2}=6bz+6ay+2c,\;\sigma_z=\frac{\partial^2F}{\partial y^2}=6ay+2c,\;\tau=\frac{\partial^2F}{\partial y \partial z}=-6az, \] so daß\ an der singulären Stelle \(y=z=0\) selbst \[ 6a=\left( \frac{\partial \sigma_y}{\partial y} \right)_0=\left( \frac{\partial \sigma_z}{\partial y} \right)_0,\;6b=\left( \frac{\partial \sigma_y}{\partial z} \right)_0,\left( \frac{\partial \sigma_z}{\partial z} \right)_0=0 \] ist. Der Winkel \(\delta\), unter dem die Normalspannungstrajektorie die singuläre Linie schneidet, wird durch \(\text{tg}2\delta=\frac{2a}{b}\) als Grenzwert bestimmt. Die Ergebnisse werden noch am Beispiel des auf reine Biegung in seiner Ebene beanspruchten Kreisringbogens, dessen singuläre Linie ein mit den beiden begrenzenden Kreisbögen konzentrischer Bogen, und dessen Spannungsverteilung theoretisch bekannt ist, diskutiert. Der von \textit{v. Widdern} experimentell untersuchte Körper: Rechtwiniger Doppelschenkel mit viertelkreisförmig abgerundeter innerer Ecke, unter reiner Biegung, weist dagegen einen singulären Punkt in der Symmetrieachse auf, während überdies die Mittellinien der beiden Schenkel singulär sind.
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