Vorlesungen über die Entwicklung der Mathematik im 19. Jahrhundert. I. Für den Druck bearbeitet von \textit{R. Courant} und \textit{O. Neugebauer}. (Q1448381)

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Vorlesungen über die Entwicklung der Mathematik im 19. Jahrhundert. I. Für den Druck bearbeitet von \textit{R. Courant} und \textit{O. Neugebauer}.
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    Vorlesungen über die Entwicklung der Mathematik im 19. Jahrhundert. I. Für den Druck bearbeitet von \textit{R. Courant} und \textit{O. Neugebauer}. (English)
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    1926
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    Vorwort der Herausgeber: ``Kaum jemals wird ein Werk eines Historikers einen so starken Reiz üben und so tiefe Einblicke in das Wesen der Geschichte öffnen wie Gedanken und Erinnerungen eines großen Staatsmannes, welcher selbst ein langes Leben hindurch an führender Stelle in die Geschicke der Welt eingegriffen hat und eine überlegene geistige Persönlichkeit mit der Kraft künstlerischer schriftstellerischer Gestaltung verbindet. Solche Werke, schon für die politische Geschichte eine kostbare Seltenheit, sind für die Geschichte der exakten Wissenschaften bisher wohl kaum geschrieben worden. Um so notwendiger erschien es, als Felix Klein vor Jahresfrist starb, mit der Herausgabe seiner Vorlesungen zur Geschichte der Mathematik und mathematischen Physik des 19. Jahrhunderts nicht zu zögern. Diese Vorlesungen sind die reife Frucht eines reichen Lebens inmitten der wissenschaftlichen Ereignisse, der Ausdruck überlegener Weisheit und tiefen historischen Sinnes, einer hohen menschlichen Kultur und einer meisterhaften Gestaltungskraft; sie werden sicherlich auf alle Mathematiker und Physiker und weit über diesen Kreis hinaus eine große Wirkung ausüben. In einer Zeit, wo der Blick der Menschen auch in der Wissenschaft allzusehr am Gegenwärtigen hängt und das Einzelne in unnatürlicher Vergrößerung und übertriebener Bedeutung gegenüber dem Ganzen zu betrachten pflegt, kann das Kleinsche Werk vielen die Augen wieder öffnen für die Zusammenhänge und Entwicklungslinien unserer Wissenschaft im Großen. Schon zu Lebzeiten Kleins haben diese Vorlesungen, in zahlreichen Schreibmaschinen-Abschriften verbreitet, einen starken Zauber ausgeübt. Klein hat diese Vorträge während der ersten Kriegsjahre in seiner Wohnung vor einem engen Kreise gehalten und mit Unterbrechungen bis zum Jahre 1919 fortgesetzt. Die Veranlassung war ursprünglich der Plan, eine größere Darstellung im Rahmen der ``Kultur der Gegenwart'' vorzubereiten. Aber zur Ausführung dieser Absicht ist es nicht mehr gekommen. Klein selbst dachte in seinen letzten Lebensjahren daran, gewissermaßen als Abschluß seiner Lebensarbeit, diese Vorträge noch einmal gründlich zu überarbeiten und zu ergänzen und sie dann als selbständiges Werk zu veröffentlichen. Seine Krankheit und dann sein Tod haben die Ausführung des Planes verhindert, und so blieb für diejenigen, die mit der Herausgabe des Kleinschen Nachlasses betraut wurden, die schwere Entscheidung, ob und wie weit sie an diesen Vorlesungen Ergänzungen und Änderungen vornehmen durften. Wir haben uns dazu entschlossen, so wenig wie möglich an dem von Klein selbst herrührenden Text zu ändern und uns auf tatsächliche Berichtigungen, kleine Zusätze und notwendige rein äußere Umgestaltungen zu beschränken. Gewiß, das Werk in der Form, wie es jetzt herauskommt, trägt durchaus den Stempel des Fragmentarischen und Unfertigen; es ist mehr ein Entwurf als eine fertige ausgeglichene geschichtliche Darstellung. Der Charakter seiner Ausführungen ist keineswegs einheitlich. Neben Auseinandersetzungen von höchstem allgemeinem Interesse und mehr populärem Stile finden wir, besonders gegen Schluß des Buches hin, viele ins Einzelne dringende Darstellungen; der zweite Band vollends wird vor allem der Darstellung einer einzigen Disziplin, nämlich der allgemeinen Invariantentheorie und Relativitätstheorie in ihrer historischen Entwicklung gewidmet sein. Nicht überall ist die historische Darstellung nach allen Richtungen hin gleichmäßig abgewogen; charakteristisch dafür ist z. B., daß Zahlentheorie, Algebra und Mengenlehre nicht voll gewürdigt werden; auch finden sich manche andere Ausführungen und Wertungen, die vielleicht ein wenig subjektiv anmuten. Die ursprünglich geplanten Kapitel über Poincaré und Lie fehlen ganz. Aber was bedeuten alle diese Dinge gegenüber dem lebendigen Geist, der uns aus jeder Seite des Kleinschen Manuskriptes entgegenweht? Und schon deswegen wäre es uns als ein Unrecht erschienen, zu ändern und zu ergänzen, auch wenn die würdige Erfüllung dieser Aufgabe nicht allzusehr über unsere Kräfte gegangen wäre.'' Inhalt. Einleitung: Allgemeines über das wissenschaftliche Leben im 19. Jahrhundert. I. \textit{Gauß.} -- Angewandte Mathematik (Astronomie, Geodäsie, Physik). -- Reine Mathematik (Biographisches; Arithmetik, Algebra, Analysis; Nachlaß, Tagebuch; Sachliche Ausführungen über Zahlengitter, quadratische Formen, elliptische Funktionen; Kritische Leistungen: Fundamentalsatz der Algebra, Grundlagen der Geometrie, nichteuklidische Geometrie; Allgemeinwürdigung). II. \textit{Frankreich und die Ecole Polytechnique in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts.} -- Entstehung und Organisation der Schule. -- Mechanik und mathematische Physik (Poisson; Fourier; Cauchy; Sadi Carnot; Poncelet, Coriolis). -- Geometrie (Monge und seine Schule). -- Analysis und Algebra (Cauchy; Galois). III. \textit{Die Gründung des Crelleschen Journals und das Aufblühen der reinen Mathematik in Deutschland.} -- Allerlei Pläne in Berlin. -- Analytiker des Crelleschen Journals (Dirichlet, Abel, Jacobi). -- Geometer des Crelleschen Journals (Gegensatz der Richtungen; Moebius; Plücker; Steiner). IV. \textit{Die Entwicklung der algebraischen Geometrie über Moebius, Plücker und Steiner hinaus.} -- Herausarbeitung einer rein projektiven Geometrie (Staudt; Chasles und seine Schule; Cayley). -- Die parallellaufende Entwicklung der Algebra; die Invariantentheorie (Anfänge und Hauptlinien der Entwicklung; Historischer Verlauf: Jacobi, Hesse, Cayley, Sylvester, Salmon). -- Der Raum von \(n\) Dimensionen und die allgemeinen komplexen Zahlen (Allgemeines, Widerstände und Mißverständnisse; Positive Ausbildung und Anwendung der Theorie: Lagrange, Cauchy, Cayley; Plücker; Riemann; Graßmann und seine Schule; Hamilton und seine Anhänger; Cayleys Matrixrechnung). V. \textit{Mechanik und mathematische Physik in Deutschland und England bis etwa} 1880. -- Mechanik (Exkurs über das klassische System. Hamiltons Arbeiten zur Optik und Mechanik. Jacobis Arbeiten zur Mechanik. Rouths Umformungen). -- Mathematische Physik (Franz Neumann und die Königsberger Schule; Die Entwicklung in Berlin: Helmholtz; Die Entwicklung in England: Green, MacCullagh; Stokes, W. Thomson; Maxwell). VI. \textit{Die allgemeine Funktionentheorie komplexer Veränderlicher bei Riemann und Weierstraß.} -- Gegenüberstellung. -- Bernhard Riemann (Biographisches; Riemanns Funktionentheorie, ihr allgemeiner Charakter, ihre Beweismethoden, Theorie der linearen Differentialgleichungen \(n\)-ter Ordnung, die Verbreitung und Weiterentwicklung der Riemannschen Ideen). -Karl Weierstraß (Biographisches. Weierstraß' Funktionentheorie, ihr allgemeines Programm und ihr Aufbau, Weierstraß' Vorlesungen, Verbreitung der Weierstraß'schen Theorie). VIII. \textit{Vertiefte Einsicht in das Wesen der algebraischen Gebilde.} -Weiterführung der algebraischen Geometrie (Impuls durch Riemann; Clebsch und seine Schule; Gordan, Brill, Noether). -- Von den algebraischen Zahlen und dem Parallelismus ihrer Theorie mit derjenigen der algebraischen Funktionen (Die Anfänge; Idealtheorie: Kummer, Kronecker, Dedekind; Die Analogie zu den algebraischen Funktionen: Dedekind, Weber, Weierstraß; Die weitere Entwicklung: Hurwitz, Hilbert, Minkowski). VIII. \textit{Gruppentheorie und Funktionentheorie.} -- Gruppentheorie (Vertauschungsgruppen und Gleichungstheorie von Lagrange über Galois bis O. Jordan; Endliche Gruppen linearer Substitutionen, reguläre Körper, Kristallographie). -- Automorphe Funktionen (Zusammenschluß von Gruppentheorie und Funktionentheorie, das Ikosaeder, Dreiecksfunktionen, Modulfunktionen, Hauptkongruenzgruppen, Grenzkreistheorem; H. Poincaré). Besprechungen: L. Bieberbach, Jahresbericht D. M. V. 37 (1928), 46 kursiv; E. Salkowski, Unterrichtsblätter 33 (1927), 396; 34 (1928), 303-304; W. Lietzmann, Z. f. math. Unterricht 58 (1927), 396-397; Fr. Lange-Nielsen, Norsk Mat. Tidsskrift 8, 144-146; E. Bompiani, Bollettino U. M. I. 5, 192-198; F. P. W., Math. Gazette 13 (1927), 426; H. F., Enseignement 25, 327-328; D. E. Smith, Bulletin A. M. S. 34 (1928), 521-522; G. A. Miller, Science 65 (1927), 574-575.
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