Ein räumliches Analogon zum Hesseschen Übertragungsprinzip. (Q1458221)
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English | Ein räumliches Analogon zum Hesseschen Übertragungsprinzip. |
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Ein räumliches Analogon zum Hesseschen Übertragungsprinzip. (English)
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1924
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Hesse bildete mittels seines ``Übertragungsprinzips'' Punkte und Geraden der Ebene ab auf binäre quadratische Formen, deren Veränderliche er als Parameter auf einem ``Grundkegelschnitte'' deutete. Dies Prinzip ist indessen weder formal einfach, noch eindeutig; überdies kommen die Koordinaten in den Übertragungsformeln explizite vor. Erst Study hat in einer nicht veröffentlichten Arbeit von 1886, die dem Verfasser zur Verfügung stand, das Prinzip an der Hand einer gewissen Grundform korrekt entwickelt. Von einer ähnlichen Grundform geht auch der Verf. aus; es ist eine in quaternären und zwei binären Variabeln lineare Form \[ (*)\quad \Lambda \equiv(UM)(mt)(\mu \tau)\equiv(U_0 M_0+ \cdots+U_3 M_3)(m_1 t_2-m_2 t_1)(\mu_1 \tau_2-\mu_2 \tau_1), \] wo die \(M, m, \mu\) Symbole sind. Die \(U\) sind Ebenenkoordinaten, die Größen \(t=t_2/t_1, \tau =\tau_2/\tau_1\) binäre Parameter. Die Diskriminante \(I\) von \(\Lambda\) sei von Null verschieden, und werde gleich Eins gesetzt. Dann stellt \(\Lambda=0\) bei festen \(U\) eine Verwandtschaft zwischen den beiden binären Gebieten dar. Diese artet aus, wenn die \(U\) einer gewissen Gleichung \(\Phi(U)=0\) genügen; diese stellt eine nicht singuläre Fläche zweiter Klasse \(\Phi_2\) dar, deren Diskriminante, \(=I^2\), ebenfalls den Wert Eins hat. Die Fläche \(\Phi_2\) kann daher auch als Ordnungslfäche \(F_2\) angesehen werden. Diese Fläche heiße die ``Grundfläche''. Auf ihr liegt der den Parameterwerten \(t \tau\) zugeordnete Punkt \(X=M(mt) (\mu \tau)\), und man hat damit eine Parameterdarstellung der Fläche; für \(t\)=konst., \(\tau\)= Konst. erhalt man die beiden Scharen von Erzeugenden. Für den Schnitt einer Ebene \(V\) ergibt sich \((UX)\equiv(VM)(mt)(\mu \tau)=0\). Eine Ebene \(V\) bestimmt damit diejenige projektive Verwandtschaft zwischen den beiderlei Erzeugenden, bei der entsprechende Erzeugende sich in \(V\) schneiden. Umgekehrt frage man nach dem analytischen Ausdrucke für die Abbildung dieser Verwandtschaften auf Ebenen. Man gelangt so zu einer mit \((*)\) gleichberechtigten Gleichung. Behufs Trennung der Ebenen und Punkte wird festgesetzt: Den Ebenen sollen Verwandtschaften ``erster Art'' \((at)(\alpha \tau) = 0\), den Punkten solche ``zweiter Art'' \((ps)(\pi \sigma)=0\) zugeordnet werden, und je umgekehrt. Damit lauten die Abbildungsformeln genauer: \((UM)(mt)(\mu \tau)=0, (NX)(ns)(\nu \sigma)=0\), so daß\ die Abbildung nunmehr zu einer eindeutigen geworden ist. Diese Zusammenhänge werden durch Einführung zweckmäßiger Symbole noch kürzer dargestellt. Die Abbildung eines linearen Komplexes \(K\) führt auf eine alternierende Form, die aus den Polaren zweier quadratischer Formen zusammengesetzt ist. Damit ergeben sich die Gleichungen für die Erzeugenden, in denen \(K\) die Grundfläche schneidet, ferner die Komplexgleichung der Fläche, sowie die Bedingung dafür, daß\ \(K\) singulär wird. Dies gestattet, eine durch invariante Bedingungen genau begrenzte Klassifikation der \(K\) in bezug auf ihre Lage zur Grundfläche anzugeben: A) Reguläre \(K\) allgemeiner Lage; B) Berührende K; C) Erzeugende K: \(\alpha\)) reguläre, \(\beta\)) erzeugende Gerade. Nunmehr wendet sich der Verf. zur Gruppe der automorphen Transformationen der Grundfläche. Die Parameter \(t, \tau\) werden einmal ``eigentlichen'' Transformationen unterworfen: \(t'=p(ta), \tau'=\pi(\tau \alpha)\), andererseits ``uneigentlichen'' : \(t'=p(\tau \alpha), \tau'=\pi(ta)\), je mit der Determinante 1. Beidemal ergibt sich sofort die entsprechende quaternäre Transformation \(T\), nebst der zu ihr kontragredienten \(S\). Jeder binären Transformation von der Determinante 1 entspricht eindeutig eine quaternäre von der Determinante \(+ 1\) bzw. \(- 1\). Das Umgekehrte findet aber nur statt, wenn die quaternäre Transformation die Grundfläche in sich überführt. Damit entspricht jeder automorphen Transformation der Grundfläche eine bestimmte binäre. Zur Gruppe der binären Transformationen ist die der eigentlichen und uneigentlichen Transformationen \(\Gamma, H\) homöomorph. Der ``geschichteten'' Gruppe \(\Gamma, H\) entspricht eine Geometrie, für deren Raumelemente zwei verschiedene Arten von Bezeichnungen (binäre und quaternäre) in Betracht kommen. Das ``Übertragungsprinzip'' vermittelt den Übergang von der einen zur andern Bezeichnung. Übrigens ist in der Invariantentheorie der Gruppe \(\Gamma, H\) die Unterscheidung von zwei Schichten von Variabeln \(X\) und \(U, t, \tau\) und \(s, \sigma\) entbehrlich, da die -- real allerdings verschiedenen -- Transformationsformeln für die symbolische Rechnung gleichbedeutend sind. Man darf sich daher darauf beschränken, die Transformationsgleichung in der Form zu schreiben: \[ (XA)(\Pi Y)=(X_\alpha^\alpha)(_\pi^pY)=0; \] dies ist dann eine Parameterdarstellung aller eigentlichen wie uneigentlichen automorphen Transformationen der Grundfläche. Neben diese ``binäre'' Darstellung stellt sich eine ``quaternäre'', die nur quaternäre Parameter verwendet; dabei sind drei Arten von uneigentlichen Transformationen zu unterscheiden. Die Einteilung der eigentlichen Transformationen läuft der der linearen Komplexe \(K\) parallel. Nunmehr läßt sich das zur Gruppe \(\Gamma, H\) gehörige Typensystem beliebig vieler Punkte und linearen Komplexe aufstellen. Im ganzen erhält man acht Typen simultaner Invarianten von Punkten und linearen Komplexen, die in das System aufzunehmen sind. Sind so die zur Gruppe \(\Gamma, H\) gehörigen Invarianten jener Raumelemente in binärer und quaternärer Gestalt zur Anschauung gebracht, so gilt das Gleiche von den symbolischen Produkten solcher Invarianten. Die Übertragungsformeln ordnen eindeutig umkehrbar jeder quaternären Form eine binäre zu, indem man statt der großen quaternären Symbole zwei kleine binäre Symbole schreibt. Das Übertragungsprinzip gelangt vor allem zur Anwendung bei der Aufstellung von Systemen von Invarianten vorgegebener Formen \(\Omega\) in bezug auf die Transformationen der Gruppe \(\Gamma, H\); hierbei leistet die ausgebildet vorliegende Theorie der doppelt-binären Formen gute Dienste. Es genügt, abgesehen von einer Reihe identischer Kovarianten, Normalformen zu betrachten, die gewissen Identitäten genügen. Das beruht auf Reihenentwicklungen der \(\Omega\), die nach identischen Kovarianten oder nach Normalformen und aus ihnen abgeleiteten fortschreiten; diese ermöglichen es eben, die \(\Omega\) durch ein ``äquivalentes'' System von Normalformen zu ersetzen. Praktisch liegt die Sache etwas anders. Bei der wirklichen Aufstellung eines Formensystems der Gruppe \(\Gamma, H\) wird man dasselbe lieber aus möglichst einfachen und übersichtlichen Formen zusammensetzen. Zu dem Behuf empfiehlt es sich, eine gewisse ausgezeichnete doppeltbinäre Form einzuführen, deren vollständiges System Peano aufgestellt hat. Am Schlusse kehrt der Verf. nochmals zu der Urform \((UM) (mt)(\mu \tau)\) oder auch \((XM)(mt)(\mu \tau)\) zurück, und stellt auch für diese das zur Gruppe \(\Gamma, H\) gehörige Invariantensystem auf. Gegen den theoretischen Wert der im obigen skizzierten Entwickelungen dürfte kaum etwas einzuwenden sein. Indessen sei es dem Referenten gestattet, unter Hinweis auf seine Habilitationsschrift von 1883 (F. d. M. 15, 510), auf folgenden Punkt hinzuweisen. Letzten Endes sollen doch derartige Übertragungsprinzipien, wie das Hessesche nebst seinen Verallgemeinerungen, dazu dienen, die projektkive Theorie des \(S_n\) auf die eines \(S\) von geringerer Dimension, also im besondern auf das binäre Gebiet, zurückzuführen. Und da hat die Übertragungsmethode des Referenten, die eine binäre Form \(f_n\) durch einen Punkt im \(S_n\) in bezug auf eine Normcurve \(n\)-ter Ordnung \(N_n\) deutet, und weiterhin mit der Apolaritätstheorie verknüpft, doch auch ihre, mindestens praktischen Vorzüge. Wenn hierbei auch nicht formale Allgemeinheit erreicht wird, sondern eine Beschränkung auf gewisse kanonische Darstellungen eintritt, so braucht man dafür zu weiterer Entwickelung und Anwendung des Übertragungsalgorithmus nur elementare Sätze aus der Lehre von den symmetrischen Funktionen. In der Tat ist die Fruchtbarkeit dieser Methode durch den späteren Ausbau von seiten Waelschs, Comessattis u. a. genügend erwiesen. Insofern erscheint die vom Verf. in seiner Einleitung geübte Kritik nicht ganz zutreffend.
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