Le temps et la relativité restreinte. (Q1459816)
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scientific article
Language | Label | Description | Also known as |
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English | Le temps et la relativité restreinte. |
scientific article |
Statements
Le temps et la relativité restreinte. (English)
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1923
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Die Arbeit bezieht sich nicht auf den systematischen Aufbau der speziellen Relativitätstheorie, sondern auf ihre prinzipielle Fundierung, die durch die Arbeiten Poincarés gegeben ist, insbesondere durch die 1898 in der ``Revue de Métaphysique et de Morale'' erschienene Abhandlung ``Sur la mesure du temps'', die aber nicht, wie der Verf. angibt, in ``Wissenschaft und Methode'', sondern in ``Wert der Wissenschaft'' abgedruckt ist. Der Verf. betrachtet drei Zeitbegriffe. Die psychologische Zeit, die im Bewußtsein unmittelbar erfaßt wird, die physische Zeit, die man in der Erfahrung findet, und die mathematische Zeit, die in die Formeln eingeht. Der vulgäre Zeitbegriff ist eine Mischung aus allen dreien. Im psychologischen Zeitbegriff finden wir drei wesentliche Elemente. Ein dauerndes Substrat: das Ich; eine wechselnde Form: den Zustand des Bewußtseins; ein Erblichkeitsphänomen; in jedem Bewußtseinszustand den Einfluß des vorhergehenden. Dieses Element sichert die Irreversibilität der Zeit. Die psychologische Zeit ist vollständig vom Raum unterscheidbar. Nun ist aber das einzelne Bewußtsein nicht isoliert, sondern steht mit den übrigen und den Dingen der Außenwelt im Zusammenhang. Daher wollen wir die Bewußtseinsz\-eiten zusammenlegen und so eine einheitliche und universelle Zeit erlangen, der auch die übrige Außenwelt eingeordnet ist. Damit wir diese physische Zeit einführen können, müssen wir in der Außenwelt die oben erwähnten drei wesentlichen Elemente des Zeitbegriffes wiederfinden. Dies ist tatsächlich der Fall. In der Geologie z. B. ist das dauernde Substrat die Erdrinde, deren Form sich ständig verändert, wobei aber der jeweilige Zustand deutliche Spuren der vorhergehenden enthält. So gibt es für jeden Punkt der Erdrinde eine Chronologie. Die schwierigste Aufgabe für den Geologen ist die Bestimmung der Gleichzeitigkeit von zwei an verschiedenen Punkten der Erde auftretenden Erscheinungen. Dieses Problem unterscheidet die ``Chronologie der Dinge'' von der Theorie der psychologischen Zeit, der es natürlich fremd ist. Während im allgemeinen die chronologische Reihe der Ereignisse, die einen Körper betreffen, leicht aufzustellen ist, wird diese Einordnung bedeutend schwieriger, wenn es sich um Ereignisse an weit voneinander entfernten Körpern handelt. Aus der Analyse des psychologischen Zeitbegriffes folgt, daß wir das Vorhergehen des Ereignisses A vor dem auf einem anderen Körper stattfindenden Ereignis B nur dann behaupten können, wenn wir in B eine ``Erbabhängigkeit'' von A, d. h. irgendeine Wirkung von A auf B finden können. Es ist dies der einzige dem Physiker zur Verfügung stehende Begriff der Erblichkeit. Gibt es eine Fernwirkung, so läßt sich in dieser Weise auf sie eine absolute Definition der Gleichzeitigkeit gründen, d. h. eine Definition, in der nur aus der Analyse des Zeitbegriffes gewonnene Elemente auftreten. Gibt es aber keine Fernwirkung, so tritt notwendig der Begriff des Raumes in die Analyse des physikalischen Zeitbegriffes ein. Einen Körper lokalisieren heißt, sich die Bewegungen vorstellen, die man machen muß, um den Körper zu berühren (Poincaré). Der natürliche, allen metrischen Spekulationen vorausgehende Raumbegriff beruht also auf der Berührung. Die Berührung ordnet aber die Ereignisse auch in meine Zeit: Es ist unmittelbar evident, daß ein und urchdringlicher Körper in demselben Augenblicke auf mich wirkt als ich ihn berühre. Ich kann also sämtliche Ereignisse, die sich in ''Reichweite'' von mir abspielen, in meine Bewußtseinszeit einordnen. Beschränke ich mich auf einen genügend kleinen Raum, so kann ich ohne weiteres annehmen, daß die Ereignisse in dem Augenblicke vor sich gehen, in dem ich sie erblicke. Daß der Satz in einem Laboratorium oder einer Kuppel gilt, ist eine Annahme, die jeder Messung zugrunde liegt. In praktischen Dingen kann man diese Annahme zwar noch über die ganze Erde ausdehnen, bei wissenschaftlichen Untersuchungen ist dies aber nicht mehr immer möglich. Für den mathematischen Zeitbegriff ist diese Annahme daher nicht verwendbar. Zur Aufstellung einer exakten Definition des mathematischen Zeitbegriffes geht der Verf. im Sinne der Relativitätstheorie von den zwei Sätzen aus, daß die Lichtgeschwindigkeit in allen Inertialsystemen konstant und die gleiche ist und daß diese Geschwindigkeit die größte ist, mit der sich eine Wirkung fortpflanzen kann. Aus dem zweiten Satz, der das Auftreten einer Fernwirkung ausschließt, folgt, daß eine absolute Definition der Gleichzeitigkeit an zwei verschiedenen Orten nicht möglich ist. Er scheint also den ersten sinnlos zu machen. Wir helfen uns aus dieser Schwierigkeit, indem wir festsetzen, daß unter Geschwindigkeit in diesem Falle die mittlere Geschwindigkeit auf einem zum Ausgangspunkt zurückführenden Weg zu verstehen sei. Damit haben wir zwar eine exakte Definition für die Gleichzeitig\-keit zweier Ereignisse erlangt, die in den gewohnten Fallen in die psychologische und physische Zeit übergeht, aber diese Definition beruht nicht mehr auf einer intuitiven Betrachtung der Zeit, sie gründet sich vielmehr auf die Fortpflanzung des Lichtes. Zeit und Raum sind an ihr gleich beteiligt, ihre Messung hangt daher untrennbar voneinander ab. Zum Schlusse bespricht Verf. noch die sogenannten Paradoxien der speziellen Relativitätstheorie.
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