Über diophantische Approximationen und ihre Anwendungen auf Dirichletsche Reihen, besonders auf die Riemannsche Zetafunktion. (Q1460123)

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Über diophantische Approximationen und ihre Anwendungen auf Dirichletsche Reihen, besonders auf die Riemannsche Zetafunktion.
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    Über diophantische Approximationen und ihre Anwendungen auf Dirichletsche Reihen, besonders auf die Riemannsche Zetafunktion. (English)
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    1923
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    Der zu einem großen Teil rein referierende, insbesondere auf mannigfache frühere Arbeiten des Verf. bezugnehmende Vortrag formuliert zuerst die grundlegenden Verteilungssätze mod. \(1\) im \(M\)-dimensionalen Raume. Es sei dort die Gleichung einer Geraden in homogener Form gegeben: \[ x_1 = \lambda_1t,\, . \, .\,,\, x_M = \lambda_Mt; \tag{1} \] I. die Punkte derselben mod. \(1\) häufen sich dann um den Nullpunkt mit angebbarer Schnelligkeit; II. bei linear unabhängigen \(\lambda_m\) liegen die Häufungspunkte im \(M\)-Einheitswürfel überall dicht, und zwar III. in dem Sinne \textit{gleichmäßig}, daß, wenn \(T_G\) das Maß derjenigen mod. 1 reduzierten Punkte aus (1) bedeutet, die für \(0<t<T\) nach \(G\) fallen, \(\lim\limits_{T\to\infty}\dfrac{T_G}{T}=V_G=\text{Volumen}\) von \(G\) ist [I. der Dirichlet-Kroneckersche, II. der Kroneckersche und III. der Kronecker-Weylsche Satz]. Mit Hilfe des ersten dieser Satze allein läßt sich der quasiperiodische Charakter einer beliebigen durch eine Dirichletsche Reihe \(\sum\limits_1^{\infty } a_n e^{-\lambda _ns}\) dargestellten Funktion \(f(s)\) rechts von ihrer gleichmäßigen Konvergenzgeraden \(\sigma_C\) dartun: zu jedem \(\varepsilon > 0\) gibt es danach eine Folge von Verschiebungszahlen \(\tau _1 < \tau _2 < \ldots\), \(\tau _N \to \infty\) derart, daß man für alle \(s = \sigma + it\) mit \(\sigma >\sigma _C\) und alle \(n\) hat: \(|f(s+i\tau _n) - f(s)|< \varepsilon \). Daraus folgt bekanntlich u. a. für die Riemannsche \(\zeta \)-Funktion, daß sie für \(\sigma > 1\) nicht beschränkt sein kann, indem sich die rechte Umgebung des Pols \(s=1\) beliebig hoch oben immer wieder angenähert reproduziert; Verf. erinnert dabei an die genaueren Bohr-Landauschen und Hardy-Littlewood-Weylschen Abschätzungen: \[ |\zeta (1+it)|\neq o(\log \log t), \quad |\zeta (1+it)| = O\left(\frac{\log t}{\log \log t}\right), \] und mit der Riemannschen Hypothese sogar: \[ \zeta(1+it)=O(\log \log t) \] (Littlewood), sowie an die Littlewoodschen Resultate und die Cramerschen Mittelbildungen über \(\psi (x)\), bei denen der Dirichlet-Kroneckersche Satz in entscheidender Weise benutzt wird. Den eigentlichen Kroneckerschen Approximationssatz (II) benutzt Verf. durch Heranziehung einer Basis aller \(\lambda _n\) auch im allgemeinen Falle linearer Abhängigkeit; so wird eine gewöhnliche Dirichletsche Reihe mit Hilfe der Primzahlzerlegung der Nenner auf die Form \[ \sum _1^{\infty } a_nn^{-s} = c+\sum c_{\alpha }x_{\alpha } +\sum c_{\alpha \beta }x_{\alpha }x_{\beta }+\cdots, \;x_{\alpha } = p_{\alpha }^{-s} \tag{2} \] gebracht, worauf die Amplituden der verschiedenen \(x_{\alpha }\) mit beliebiger Genauigkeit als mod \(2\pi \) voneinander unabhängig angenommen werden können; der Wertevorrat der betrachteten Funktion läßt sich dann aufs engste mit demjenigen der rechten Seite von (2) bei wirklich unabhängigen \(x_{\alpha }\) in Beziehung setzen; speziell für \(\log \zeta (s)\) läßt sich so z. B. zeigen, daß in jedem noch so schmalen Streifen \(1 < \sigma < 1 + \delta\) jeder Wert beliebig oft angenommen wird. Der Kroneckersche Satz läßt sich in ähnlicher Weise auf das Problem der Bestimmung der absoluten Konvergenzgeraden \(\sigma _A\) einer gegebenen Dirichletschen Reihe anwenden. \(\sigma _C\) fällt stets mit der linken Grenzgeraden der Regularität und Beschränktheit von \(f(s)\) zusammen, \(L = \sigma _A - \sigma _C\) aber läßt sich für \(\lambda _n=n\) wieder mit der rechten Seite von (2) bei unabhängigen \(x_{\alpha }\) verbinden; für linear unabhängige \(\lambda _n\) hat man übrigens \(\sigma _A=\sigma _C\), während bei \(\lambda _n=n\) die Theorie der quadratischen Formen mit unendlichvielen Variablen aus (2) tiefere Resultate zu erhalten erlaubt, vor allem Max \(L \geqq \frac {1}{4}\) (Toeplitz), während übrigens Max \(L \leqq \frac {1}{2}\) leichter zu gewinnen ist (Hardy-Carlson). Für die wichtigen speziellen Typen \[ \sum _{p_m}\sum a_{ml}p_m^{-ls},\quad \prod_{p_m}\sum a_{ml}p_m^{-ls} \] gilt aber stets \(\sigma _A=\sigma _C\), also auch \(\sigma _A\) ist durch die Grenzgerade der Regularität und Beschränktheit von \(f(s)\) bestimmt (Bohr). Der Kronecker-Weylsche Satz läßt endlich Anwendungen auf \(\zeta (s)\) selbst im kritischen Halbstreifen \(\frac {1}{2}<\sigma \leqq 1\) zu; die Entwicklung (2) ist hier zwar nicht mehr konvergent, wohl aber in dem Sinne noch quasikonvergent, als \[ \log \zeta (s)+\sum _{m=1}^M\log (1-p_m^{-s})=R_M(s) \] für große \(M\) fast im ganzen kritischen Halbstreifen sehr klein ist; die betreffenden Wahrscheinlichkeiten lassen sich abschätzen und erlauben auch genaue Resultate abzuleiten (Bohr-Courant). Verf. kündigt nun, in Verallgemeinerung -- mutatis mutandis -- früherer Sätze für \(\sigma > 1\) die folgenden neuen Ergebnisse an: ``1. Für jeden Wert \(\sigma _0\) im Intervall \(\frac {1}{2}<\sigma \leqq 1\) liegen die Werte, die \(\log \zeta(s)\) auf der Geraden \(\sigma =\sigma _0\) annimmt, in der ganzen Ebene \(x+iy\) überall dicht, und es gibt eine bestimmte Wahrscheinlichkeitsfunktion \(F(x, y)\) für die Verteilung dieser Werte''. \ ``2. In jedem innerhalb des kritischen Halbstreifens liegenden Streifen \(\sigma _1<\sigma <\sigma _2\) nimmt \(\log \zeta (s)\) sämtliche komplexen Werte an, und es gehört zu jedem \(a\) eine bestimmte positive Wahrscheinlichkeit \(A\), welche (indirekt) angibt, wie oft \(\log\zeta(s)\) innerhalb des genannten Streifens den Wert \(a\) annimmt.'' Daraus folgt u. a. natürlich, daß \(\zeta (s)\) in jedem Streifen \(\frac {1}{2}<\sigma _1< \sigma < \sigma _2< 1\) jeden Wert außer vielleicht 0 tatsächlich annimmt; wenn \(\zeta (s)\) Nullstellen mit \(\sigma <\frac {1}{2}\) besitzen sollte, so würden diese jedenfalls unendlich seltener vorkommen, als die \(a\)-Stellen der Funktion für jedes \(a\neq 0\). Aber die Methode ist auch für beliebige Dirichletsche Reihen mit einer Produktdarstellung in der Art von \(\zeta (s)\) anwendbar, sie ist ferner rein auf Wahrscheinlichkeiten aufgebaut: ``es scheint daher prinzipiell ausgeschlossen zu sein, mit ihrer Hilfe zu beweisen, daß ein bestimmter Wert (hier \(= 0\) für \(\frac {1}{2}<\sigma \leqq 1\)) überhaupt nicht angenommen wird.''
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