Über die Entwicklung der harmonischen Funktionen der Ebene und des Raumes nach Orthogonalfunktionen. (Q1464195)

\S\ 1. Bekanntlich besitzt die Kreisabbildungsfunktion \(w(z)\) eines ebenen Bereiches \(B\) um \(z=0\) die Eigenschaft, \(\iint\limits_B|w'(z)|^2d\omega\) zu einem Minimum zu machen, wenn nur Funktionen \(f(z)\) mit der Bedingung \(|f'(0)|=1\) herangezogen werden (Bieberbach). Die Existenz einer solchen minimalisierenden Funktion \(w(z)\) wird nun in der vorliegenden Berliner Dissertation mit Hilfe der Theorie der unendlichvielen Variablen auf direktem Wege erschlossen, wobei bemerkenswerterweise der kreisabbildende Charakter von \(w(z)\) nicht ohne weiteres miterhalten wird, so daß der Beweis des Fundamentalsatzes der konformen Abbildung auf diesem direkten Wege vom Verf. selbst noch als Desiderat bezeichnet wird. Es werden zuerst Polynome \[ w_n(z)=x_0^{(n)}+x_1^{(n)}\frac z1+\cdots+x_n^{(n)}\frac{z^n}n,\quad x_1^{(n)}=1 \tag{1} \] betrachtet, \(B\) einfachheitshalber im Innern des Kreises \(|z|=\frac12\) angenommen, und die \(x_k\) so gewählt, daß \(\iint\limits_B|w_n'(z)|^2d\omega\) zu einem Minimum wird; es handelt sich so offenbar um die Abschnitte der Hermiteschen Form \[ F(x)\equiv\sum_{r,s=1}^{\infty}x_r\overline x_s \iint\limits_B z^r\overline{z}^sd\omega, \tag{2} \] und diese Abschnitte erweisen sich als einer direkten geometrischen Betrachtungsweise zugänglich, was dann sofort auf die verschobene Grundbedingung \(x_1^{(n}+x_2^{(n)}a+\cdots+x_n^{(n)}a^{n-1}=1\) übertragen werden kann. Daraus wird die gleichmäßige Konvergenz von \(w_n(z)\) für \(n\to\infty\) in jedem inneren Teilgebiete von \(B\) und so die Existenz der Minimalfunktion \(w(z)\) gefolgert. \S\S\ 2-4. Die durch (2) dargestellte Hermitesche Form erweist sich als vollstetig; sind \(O_{rs}\) die Koeffizienten der zugehörigen Orthogonaltransformation in die kanonische Gestalt und setzt man \[ \varphi_r'(z)=\sum_{\nu=0}^\infty \overline{O}_{rs}z^s, \tag{3} \] so ist das System der \(\varphi_r'(z)\) für den Bereich \(B\) orthogonal. Die Ableitung \(w'(z)\) der Minimalabbildungsfunktion (s. o.) läßt sich in \(B\) nach den \(\varphi_r'(z)\) entwickeln, ebenso jede beliebige in und auf \(B\) reguläre analytische Funktion; an Stelle der \(\varphi_r'(z)\) kann man mittels willkürlicher orthogonaler Matrizen andere Systeme heranziehen. Durch Trennung des Reellen und Imaginären lassen sich entsprechende Entwicklungssätze auch auf harmonische Funktionen in der Ebene übertragen; die Rolle der natürlichen Potenzen \(z^r\) geht so auf die harmonischen Polynome \[ 1; x,y; \tfrac12(x^2-y^2),xy;\ldots \] über. Im Raume können aber nun analog alle Kugelfunktionen \(\varPhi_r\) (als homogene Polynome in \(x\), \(y\), \(z\)) herangezogen werden; zu einem gegebenen einfach zusammenhängenden, etwa von endlichvielen regulären Flächenstücken begrenzten Körper \(B\) bilde man \[ w_n\equiv w_n(x,y,z)= \sum_{\nu=1}^n x_{\nu}^{(n)} \varPhi_\nu(x,y,z),\quad x_1^{(n)}=1, \] so daß \(w_n\) die Lösung von \[ \iiint\limits_B(f_x^2+f_y^2+f_z^2)d\tau \] ergibt; wieder existiert eine Grenzfunktion \(w(x,y,z)=\lim\limits_{n\to\infty} w_n\), und die Methode der unendlichvielen Variablen liefert Entwicklungssätze, die denjenigen der Ebene ganz analog sind, wenigstens sicher für konvexe Körper. \S\ 5. Die gleiche Methode liefert u. a. Kriterien für die Regularität einer durch eine Potenzreihe gegebenen Funktion in einem den Konvergenzkreis \(K\) umfassenden größeren Gebiete \(B\); es werden dabei Systeme \(\psi_r(z)\) eingeführt, die zugleich für zwei verschiedene gegebene Gebiete orthogonal sind. (IV 13.)