\textit{On Dirichlet}'s divisor problem. (Q1470324)

Sei \(d(n)\) die Anzahl der Teiler von \(n\). Bekannt ist, daß, wenn \(\gamma\) die \textit{Euler}sche Konstante bedeutet, für \[ \begin{aligned} \Delta(x)=\sum_{n=1}^x d(n)-x\log x- (2\gamma-1)x&= \sum_{n=1}^x \{ d(n)-\log n-2\gamma\}+O(\log x),\\ \Delta(x)&=O(x^{\frac{1}{3}}\log x).\end{aligned} \] (\textit{Dirichlet-Voronoï-Landau}.) Das Ziel der Arbeit ist die Abschätzung von \(| \Delta(x)| \) nach unten, der Beweis der Relation \[ \Delta(x)=\Omega(x^{\frac {1}{4}}), \] d. h: es gibt eine positive Konstante \(K\), so daß jede der Ungleichungen \[ \Delta(x)>Kx^{\frac{1}{4}},\;\Delta(d)<-Kx^{\frac {1}{4}} \] mit beliebig großen \(x\) lösbar ist. Die Beweismethode beruht einerseits auf der konsequenten Benutzung der \textit{Mellin}schen Umkehrformeln vom Typus \[ e^{-x}=\frac{1}{2\pi i} \int_{2-i\infty}^{2+i\infty}\Gamma(s)x^{-s}ds, \] die vom Verf. schon so erforgleich bei vielen Problemen der analytischen Zahlentheorie verwendet wurden, andererseits auf der Entdeckung der auf das Problem ``passenden'' analytischen Funktion. Verf. zeigt, daß zum Studium von \(\Delta(x)\) überraschender Weise nicht direkt die Funktion \(\zeta(s)^2\), sondern vielmehr \textit{Dirichlet}sche Reihen mit der Exponentenfolge \(\sqrt n\) das richtige analytische Hilfsmittel sind. Im Verlauf der Untersuchung ergibt sich die bemerkenswerte Tatsache, daß eine derartige Verschiebung auch bei anderen Problemen (Gitterpunkte in Ellipsen) mit Erfolg vorgenommen werden kann. Beim Teilerproblem handelt es sich um die für \(\mathfrak R(s)\sigma>0\) reguläre Funktion \[ \varphi(s)=\sum_{n=1}^{\infty} (d(n)-\log n-2\gamma)e^{-s\sqrt n}, \] welche auf der Achse des Imaginären untersucht werden muß. Einerseits folgt für \(s=\sigma+it, \sigma\to 0\) durch partielle Summation \[ \varphi(s)=\sum_{n=1}^{\infty} \frac{\Delta(n)}{\sqrt n}e^{-s\sqrt n}+ O\left(\sum_{n=1}^{\infty} \frac{e^{-\sigma\sqrt n}}{\sqrt n} \right), \] andrerseit läßt sich \(\varphi(s)\) aus \(h(s)\) und \(F'(s)\) zusammensetzen, wo \[ h(s)=\sum_{n=1}^{\infty}(\log n+2\gamma) e^{-s\sqrt n},\;F(s)=\sum_{n=1}^{\infty} \frac{d(n)}{\sqrt n} e^{-s\sqrt n}. \] Diese werden mittels der \textit{Mellin}schen Integralformeln auf \(\zeta(s)\) zurückgeführt, und so ergibt sich z. B. \[ F(s)=-\frac{4\log s}{s}+ \zeta\left( \tfrac 12 \right) ^2-\frac {s}{4}+\frac{1}{\pi}\,M\left( \frac{-s}{2\pi} \right)+ \frac{i}{2\pi}\,M\left( \frac{-is}{2\pi} \right)- \frac{i}{2\pi}\, M\left( \frac{is}{2\pi} \right), \] worin \[ \begin{aligned} M(s)&=\sum_{q=1}^{\infty} \frac{d(q)}{\sqrt q}\,L \left( \frac{s}{\sqrt q} \right),\\ L(s)&=\sum_{n=2}^{\infty} s^n \frac{\Gamma \left( \frac{n+1}{2} \right)^2} {\Gamma(n+1)}=-\pi-s+ \frac{8}{\sqrt{4-s^2}} \text{arctg} \sqrt{\frac{2+s}{2-s}}\end{aligned}. \] Die Singularitäten von \(\varphi(s)\) auf der imaginären Achse liegen danach bei \(s=\pm 4\pi i\sqrt q\) \((q=0, 1, 2, \dots)\) und zwar sind es, von \(s=0\) abgesehen, algebraische Unendlichkeitsstellen der Ordnung \(\frac 12\). Dagegen ist \(h(s)\), wie auch die Vergleichsfunktion \[ \psi(s)=\sum_{n=1}^{\infty}\frac{1}{n^{\frac14}} e^{-s\sqrt n} \] in diesen Punkten, außer \(s=0\), regulär. Die Behauptung über \(\Delta(n)\) ergibt sich dann als unmittelbare Folge des Verhaltens von \(\varphi(s)-K\psi(s)\) an einem singulären Punkte \(s=4\pi i\sqrt q(q\neq 0)\). Weiter werden dann diese Methoden auf die höheren \textit{Piltz}schen Teilerprobleme übertragen und hierbei Ergebnisse einer \textit{Landau}schen Arbeit (Gött. Nachr. 1912) verschärft, endlich auch Gitterpunktzahlen in Kreisen und Ellipsen abgeschätzt, wobei Reihen vom Typus \[ \sum_{m, n=-\infty}^{+\infty} e^{-s\sqrt{m^2+n^2}} \] die entscheidende Rolle spielen. Das Ergebnis ist für Anzahl \(R(x)\) der ganzen Zahlen \(m, n\) mit \(m^2+n^2\leqq x\) der Wert \(\pi x+P(x)\), wo \(P(x)=\Omega(x^{\frac{1}{4}}).\) Im letzten Paragraphen und einer Zusatznote werden die Reihen \(\varphi(s)\) und verwandte auf der imaginären Achse hinsichtlich Konvergenz genauer untersucht und dabei wird eine höchst bemerkenswerte Darstellung von \(\Delta(x)\) entdeckt: \[ \Delta(x)= \frac{x^{\frac14}}{\pi\sqrt 2} \sum_{n=1}^{\infty} \frac{d(n)}{n^{\frac34}} \cos \left\{ 4\pi \sqrt{nx}-\frac{\pi}{4} \right\} +R(x), \] wo \(R(x)\) eine stetige Funktion ist, deren asymptotisches Verhalten leicht übersehbar ist. Obige Formel läßt sich einfach aus einem Resultat von \textit{Voronoï} (Ann. de l'Éc. Norm. (3) 21) herleiten. Der Verf. skizziert auch einen andern Beweis, ebenso für die analoge Formel beim Ellipsenproblem. Und schließlich wird auf Grund dieser Darstellung mit Hilfe diophantischer Approximationen das zuerst gefundene Resultate noch verschärft zu \[ \begin{aligned} \Delta(x)&=\Omega((x\log x)^{\frac{1}{4}}\log\log x),\\ P(x)&=\Omega((x\log x^{\frac{1}{4}}),\end{aligned} \] beides etwas weitergehend als die gleichzeitigen, auf ganz anderem Wege gewonnenen Resultate von \textit{Landau} (Gött. Nachr. 1915).