Reine Infinitesimalgeometrie. (Q1471653)

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Reine Infinitesimalgeometrie.
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    Reine Infinitesimalgeometrie. (English)
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    1918
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    Der Verf. baut die Infinitesimalgeometrie in drei Stufen auf. Auf der ersten existiert keinerlei Maßbestimmung (Analysis-Situs-Mannigfaltigkeit, physikalisch gesprochen: die leere Welt). Es existiert zwischen zwei Wert Systemen der \(x_1, x_2, \dots, x_r\) nur die Beziehung des ``unmittelbar benachbart''. Für infinitesimale Vektoren \(dx_i\) in einem Punkte besteht die affine Geometrie. Es läßt sich also die ganze affine Tensoralgebra auf sie anwenden. Auch durch Differentiation lassen sich schon auf diese Weise gewisse Tensoren aus einem gegebenen Tensorfeld ableiten. So ist, wenn \(f\) ein Skalar ist, schon \(\frac{\partial f}{\partial x_i}\) ein Tensor erster Stufe gegenüber allen Transformationen der Koordinaten. Auf der zweiten Stufe wird ein affiner Zusammenhang in die Vektoren in benachbarten Punkten der Welt hineingebracht, indem eine Parallelverschiebung eines Vektors \(\xi^i\) um ein infinitesimales Stück \(\delta x_i\) so eingeführt wird, daß\ die Komponente \(\xi^i+\delta \xi^i\) des verschobenen Vektors der Beziehung genügt: \[ \delta \xi^i = -\sum_{r, s} \varGamma_{rs}^i \xi^r \delta x_s. \] Die durch die in jedem Punkte definierten Größen \(\varGamma_{rs}^i\) dem Raum aufgeprägte Struktur hat die Existenz unendlich kleiner Parallelogramme zur Folge. Die \(\varGamma_{rs}^i\) sind physikalisch durch das Gravitationsfeld bedingt. Durch Parallelverschiebung eines Vektors in seiner eigenen Richtung entsteht die geodätische Linie. Verschiebe ich einen Vektor \(\xi^i\) längs eines aus \(dx_i\) und \(\delta x_i\) gebildeten unendlich kleinen Parallelogramms parallel mit sich selbst, so wird wohl sein Anfangspunkt wieder in seine alte Lage kommen, aber im allgemeinen nicht der Vektor. Die Differenz zwischen dem ursprünglichen und dem neuen Vektor \(\varDelta \xi^i\), ist gegeben durch \[ \varDelta \xi^i=\frac 12 \sum_{k, l, m} R_{klm}^i \xi^k \varDelta x_{lm}, \quad \text{wo}\quad \varDelta x_{lm}=dx_l \delta x_m \quad \delta x_l dx_m \] und \[ R_{klm}^i = \left( \frac{\partial \varGamma_{km}^i}{\partial x_l} - \frac{\partial \varGamma_{kl}^i}{\partial x_m} \right) + (\varGamma_{lr}^i \varGamma_{km}^r - \varGamma_{mr}^i \varGamma_{kl}^r) \] ein Tensor vierter Stufe, die \textit{Krümmung} des Raumes. Bisher war eine Längenvergleichung von Vektoren an verschiedenen Punkten nicht möglich. Zu dieser geht der Verf. auf der dritten Stufe über. Hier wird dem Raum eine Maßbestimmung aufgeprägt, indem eine metrische Fundamentalform \(\varSigma g_{ik} dx_i dx_k\) zugrunde gelegt wird. Doch soll wie die Richtungsübertragung auf der zweiten Stufe auch die Längenübertragung nur bei infinitesimaler Verschiebung des Vektors definiert sein. Nur das Verhältnis der Längen zweier vom selben Punkt ausgehenden Vektoren soll eine bei beliebiger Verschiebung des Anfangspunktes geltende Bedeutung haben, Die Form aus den \(g_{ik}\) ist dann mit der aus \(\lambda g_{ik}\) gleichbedeutend, wenn \(\lambda\) eine beliebige Ortsfunktion ist. Um die infinitesimale Parallelverschiebung des Vektors \(\xi^i\) mit Beibehaltung der Länge zu definieren, muß\ in der Welt noch eine metrische Grundform \(d \varphi\) vorhanden sein, so daß \[ \varSigma g_{ik} \xi^i \xi^k = (1+d \varphi) \varSigma (g_{ik} + dg_{ik})(\xi^i + d \xi^i)(\xi^k+ d \xi^k) \] für die Komponenten \(\xi^i+d \xi^i\) des parallel verschobenen Vektors gilt. Ersetzt man die \(g_{ik}\)i durch die geometrisch gleichbedeutenden \(\lambda g_{ik}\), so nimmt die Grundform \(d \varphi\) eine andere Gestalt \(d \varphi'\) an, die mit \(d \varphi\) durch \(d \varphi'= d \varphi -\frac{d \lambda}{\lambda}\) zusammenhängt. Daher ist \(d \varphi\) eine lineare Differentialform \(\sum_i \varphi_i dx_i\), die mit der quadratischen der \(g_{ik}\) zusammen der Welt ihren geometrischen Charakter aufprägt. Die \(\varphi_i\) deutet der Verf. als elektromagnetisches Viererpotential. Für die früher eingeführten \(\varGamma_{rs}^i\) ergeben sich die Werte: \[ \varGamma_{r, ik}= \left[ \begin{matrix} ik \\ r \end{matrix} \right] + \tfrac 12 (g_{ir} \varphi_k + g_{kr} \varphi_i - g_{ik} \varphi_r). \] Der Krümmungstensor wird wie für einen affin zusammenhängenden Raum definiert. Durch Einsetzen der Werte für die \(\varGamma\) erhalten wir einen in zwei Summanden zerfallenden Krümmungstensor: \[ R_{klm}^i=\overline{R}_{klm}^i - \tfrac 12 \delta_k^i F_{lm}; \] dabei ist \[ F_{lm}=\frac{\partial \varphi_l}{\partial x_m} - \frac{\partial \varphi_m}{\partial x_l} . \] Der erste Posten, die ``Richtungskrümmung'' verschwindet, wenn der Ausgangsvektor nach Umlaufung des Parallelogramms seine alte Richtung annimmt, der zweite, die ``Längenkrümmung'', wenn die alte Länge wieder angenommen wird. Dann muß\ \( \varSigma \varphi_i dx_i\) ein vollständiges Differential sein. Schließlich gibt der Verf. eine Anwendung der eingeführten Begriffe auf die Physik im Sinne seiner Arbeit über Gravitation und Elektrizität. (Vgl. das vorige Ref. (JFM 46.1300.01)) (VI A.)
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