Untersuchungen über Oszillationstheoreme. (Q1483382)
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Language | Label | Description | Also known as |
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English | Untersuchungen über Oszillationstheoreme. |
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Untersuchungen über Oszillationstheoreme. (English)
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1911
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''Der erste Teil der vorliegenden Arbeit beschäftigt sich mit der einen reellen Parameter \(\lambda\) enthaltenden linearen homogenen Differentialgleichung zweiter Ordnung: \[ \text{(D)}\quad f_1(x)\frac{d^2y}{dx^2}+f_2\frac{dy}{dx}+(\lambda f_3(x)+f_4(x))y=0. \] Dabei seien die \(f_i(x)\,(i=1,2,3,4)\) in Intervalle \(a,b\), einschließlich der Randpunkte (Grenzen) \(a\) und \(b\), eindeutige, stetige, reellwertige Funktionen der reellen Veränderlichen \(x\); außerdem sei \(f_1(x)\) ebendort positiv und von Null verschieden (''Typus (1)''). Die Untersuchung beschränkt sich zunächst auf den Fall, daß \(f_2(x)\) im ganzen Intervalle, die Grenzen eingeschlossen, positiv ist und nicht verschwindet. (D) ist alsdann vom ``Typus (\(1^{\text{a}}\))''; wechselt \(f_3\) das Zeichen im Intervalle \(a,b\), so ist (\(D\)) vom ``Typus (\(1^{\text{b}}\))''. Man gehe, um einen konkreten Fall vor sich zu haben, vom \textit{Sturm}schen Theorem aus. Die Randbedingungen haben dort die Form: \[ \text{(S)}\qquad \left[ h_1\frac{dy}{dx}+h_2y\right]_{x=a}=0,\quad\left[ k_1\frac {dy}{dx}+k_2y\right]_{x=b}=0, \] wobei \(y\) eine Lösung von (D) bedeutet und \(h_1,h_2,k_1,k_2\) reelle Konstanten sind; \(h_1\) und \(h_2\) sowie \(k_1\) und \(k_2\) sollen nicht gleichzeitig verschwinden. Diese Randbedingungen oder das zugehörige Oszillationstheorem werden als ``\textit{Sturm}scher Fall'' bezeichnet. Jede den vorgeschriebenen Randbedingungen genügende (ev. normierte) Lösung von (\(D\)) heißt eine ``Eigenfunktion'', der zugehörige reelle Wert des Parameters \(\lambda\) ein ``Eigenwert'' von (\(D\)) für die betreffenden Randbedingungen. Die Zahl der reellen Nullstellen von \(y\) im Innern des Intervalls \(a,b\) nennt man die ``Oszillationszahl'' der Eigenfunktion. Das \textit{Sturm}sche Theorem besagt nun, daß es zu jeder Oszillationszahl \(0,1,\dots\) gerade einen Eigenwert, bzw. eine Eigenfunktion gibt, daß also jede Eigenfunktion und damit jeder Eigenwert durch eine Oszillationszahl charakterisiert wird. Nun ist durch die \textit{Hilbert}sche Theorie (Gött. Nachr. 1904, 213 ff.; \textit{Westfall}, Diss. Göttingen 1905) die Existenz unendlich vieler reeller Eigenwerte von (\(D\)) sowie der zugehörigen, ein ``orthogonales'' System bildenden Eigenfunktionen für jedes sogenannte ``\textit{Green}sche System von Randbedingungen'' gesichert. Jedes derartige System hat die Form: \[ \text{(G)}\quad \begin{cases} G_1(y)\equiv\left[c_{11}y+c_{12}\frac{dy}{dx}\right]_{x=a}+\left[d _{11}y+d_{12} \frac{dy}{dx}\right]_{x=b}=0,\;G_2(y)\equiv\left[c_{21}y+c_{22}\frac{dy}{dx}\right]_{x=a}+\left[d _{21}y+d_{22} \frac{dy}{dx}\right]_{x=b}=0. \end{cases} \] Dabei müssen die reellen Konstanten \(c_{ik},d_{ik}\,(i,k=1,2)\) so beschaffen sein, daß die beiden Bedingungen unabhängig voneinander sind, und daß der ``\textit{Green}sche Ausdruck'', genommen zwischen den Grenzen \(a\) und \(b\): \[ [P(u,v)]_{x=a}^{x=b}=\left[e^{\int_c^x\frac{f_2}{f_1}dx}\left(u \frac{dv}{dx}-v\frac{du}{dx}\right)\right]_{x=a}^{x=b}\quad (a<c<b), \] für irgend zwei dem Systeme (\(G\)) genügende, für alle Werte \(x(a\leqq x\leqq b)\) einmal stetig differenzierbare, im übrigen aber ganz beliebige Funktionen \(u\) und \(v\) von \(x\) verschwindet (\textit{Westfall} a. a. O. S. 18). Eine genauere Untersuchung lehrt, daß vermittels einer Transformation von (\(D\)), bei welcher (\(D\)) wieder in eine Differentialgleichung von gleichem Typus übergeht, und bei der die Oszillationszahlen erhalten bleiben, jedes \textit{Green}sche System sich auf ein \textit{Sturm}sches System oder auf eines der (bei \textit{Hilbert} a. a. O. S. 216 mit IV, IV* bezeichneten) Paare von Randbedingungen: \[ \text{(IV)}\quad y_a=ky_b,\quad p_1(a)\left(\frac{dy}{dx}\right)_{x=a}=\frac1kp_1(b)\left (\frac{dy} {dx}\right)_{x=b}, \] \[ \text{(IV*)}\quad y_a=kp_1(b)\left(\frac{dy}{dx}\right)_{x=b},\quad p_1(a)\left(\frac{dy}{ dx}\right)_ {x=a}=-\frac1ky_b \] zurückführen läßt, wobei \(p_1(x)=e^{\int_c^x\frac{f_2}{f_1}dx}\) gesetzt und \(k\) eine reelle, von Null verschiedene Konstante ist. Es liege der Fall (IV) oder (IV*) vor. Die Existenz unendlich vieler reeller Eigenwerte ohne Häufungsstelle im Endlichen sei bewiesen (die folgende Methode gibt gleichzeitig einen Existenzbeweis). Will man für die beiden Fälle (IV) und (IV*) ein dem \textit{Sturm}schen analoges Theorem aufstellen, so kommt es nur noch darauf an, die Eigenfunktionen durch ihre Oszillationszahlen zu charakterisieren. Dies gelingt aber unter Anwendung der erwähnten Methode, welche die Untersuchung auf eine ganz spezielle Differentialgleichung zu beschränken gestattet. Die Überlegung ist folgende: Man nimmt an, es seien die \(f_i(x)\) ganze Funktionen eines reellen Parameters \(\varrho\) (für den vorliegenden Zweck genügt es, wenn \(\varrho\) linear auftritt) derart, daß für jeden Wert des Parameters \(\varrho\, (\varrho_1\leqq\varrho\leqq\varrho_2)\) die über die \(f_i(x)\) gemachten Voraussetzungen erfüllt sind. Dann läßt sich zeigen: Wie auch der Parameter \(\varrho\) im Intervalle \(\varrho_1,\varrho_2\) und die Konstanten \(k\) der Randbedingungen geändert werden, ein Eigenwert wird nur dadurch verloren oder gewonnen, daß er ``ins Unendliche hinausrückt'', bzw. ``aus dem Unendlichen hereinrückt''. Dies kann aber nur dann eintreten, wenn \(k\) im Verlaufe einer Änderung Null wird, d. h. wenn man zu einem \textit{Sturm}schen Falle gelangt. Eine exakte Durchführung dieser Stetigkeitsbetrachtungen unter Berücksichtigung des Gewinns und Verlustes von Eigenwerten im Unendlichen scheint bisher in der Literatur zu fehlen, abgesehen von Untersuchungen \textit{Hilbs} auf diesem Gebiete (Math. Ann. 63). Ferner ergibt sich: Im Intervallinnern können bei den erwähnten Änderungen von \(\varrho\) und \(k\) reelle Nullstellen der Eigenfunktionen weder verloren, noch gewonnen werden. Auch in den Randpunkten kann man das Verhalten der Eigenfunktionen genau übersehen und insbesondere erkennen, um wieviel höchstens die Oszillationszahlen bei diesen Änderungen von \(\varrho\) und \(k\) sich ändern. Da es andererseits möglich ist, jede Differentialgleichung vom Typus (\(1^{\text{a}}\)) vermöge einer Änderung von \(\varrho\) in eine beliebige andere vom gleichen Typus überzuführen, so hat man, um ein allgemeines Oszillationstheorem zu gewinnen, nur nötig, den entsprechenden Satz für eine spezielle Differentialgleichung, etwa für \(\frac{d^2y}{dx^2}+\lambda y=0\) aufzustellen. Auch für die Differentialgleichungen vom Typus \((1^{\text{b}})\) lassen sich unter gewissen, in der Natur des Problems gelegenen Einschränkungen Oszillationstheoreme aufstellen. Im zweiten Teile der Arbeit wird die oben auseinandergesetzte Methode auf eine besondere Klasse von linearen Differentialgleichungen vierter Ordnung angewandt. Für spezielle Randbedingungen, die sich dem allgemeinsten \textit{Green}schen Systeme für \(n=4\) unterordnen (\textit{Westfall} a. a. O.), ergeben sich dann Oszillationstheoreme, die den \textit{Sturm}schen Satze sowie dem Falle IV für Differentialgleichungen zweiter Ordnung genau entsprechen. Die erhaltenen Resultate sind nach verschiedenen Richtungen hin der Erweiterung fähig.''
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