Vorlesungen über die Theorie der automorphen Funktionen. Zweiter Band: Die funktionentheoretischen Ausführungen und die Anwendungen. Zweite Lieferung: Kontinuitätsbetrachtungen im Gebiete der Hauptkreisgruppen. (Q1483618)

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Vorlesungen über die Theorie der automorphen Funktionen. Zweiter Band: Die funktionentheoretischen Ausführungen und die Anwendungen. Zweite Lieferung: Kontinuitätsbetrachtungen im Gebiete der Hauptkreisgruppen.
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    Vorlesungen über die Theorie der automorphen Funktionen. Zweiter Band: Die funktionentheoretischen Ausführungen und die Anwendungen. Zweite Lieferung: Kontinuitätsbetrachtungen im Gebiete der Hauptkreisgruppen. (English)
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    1911
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    Man vergleiche die Besprechungen über den ersten Band sowie die erste Lieferung des zweiten Bandes in F. d. M. 28, 334, 1897; 32, 430, 1901. Die Inversion einer eindeutigen automorphen Funktion \(Z=\varphi(\zeta)\) führte zu einer polymorphen Funktion \(\zeta=f(z)\) auf einer \textit{Riemann}schen Fläche \(F\). Diese Funktion \(\zeta\) bildet die geeignet zerschnittene Fläche \(F\) rückwärts eindeutig und konform auf ein Polygon \(P\) der \(\zeta\)-Ebene ab, das ursprünglich als Diskontinuitätsbereich einer Gruppe \(\varGamma\) von Substitutionen \(\zeta'=\frac{\alpha \zeta+\beta}{\gamma \zeta+\delta}\) gegeben war. Den unendlich vielen Zweigen von \(\zeta=f(z)\) entsprechen die das Polygonnetz \(N\) bildenden unendlich vielen Polygone \(P\). Sowohl \(P\), wie das ganze Netz \(N\) stellt nur einen einfach bedeckten Bereich der \(\zeta\)-Ebene dar; hierauf beruhte das ``Eindeutigkeitstheorem''. Es fragte sich nun nach \textit{Klein} und \textit{Poincaré} umgekehrt, ob auf jeder beliebig gewählten Fläche \(F\) (als Repräsentanten eines algebraischen Gebildes) auch stets polymorphe Funktionen \(\zeta=f(z)\) existieren. Diese Frage teilte sich in die drei ``Hauptprobleme I, II, III''; I und II bezogen sich auf automorphe Gebilde mit Hauptkreis und I insbesondere auf den Fall, wenn der Hauptkreis zugleich ein Grenzkreis von \(N\) ist; III betraf Polygone \(P\) mit \(2p\) paarweise loxodromisch aufeinander bezogenen geschlossenen Randkurven. Diesen drei Problemen entsprachen die drei ``Fundamentaltheoreme I, II, III''; I heißt das ``Grenzkreistheorem'', II das ``Hauptkreistheorem''. Diese drei Theoreme sind selbst wieder in einem allgemeinen \textit{Klein}schen Theoreme enthalten. Das erste Kapitel enthält behufs Beweises der Fundamentaltheoreme I, II Kontinuitätsbetrachtungen im Gebiete der Hauptkreisgruppen. Das Kontinuum gleichartiger Polygone oder Gruppen wird dem zugeordneten Kontinuum \textit{Riemann}scher Flächen gegenübergestellt. Die Kontinua der Gruppen sind im Hauptkreisfalle durch ihre Polygontheorie ziemlich zugänglich, was sich von den Methoden, die Kontinua \textit{Riemann}scher Flächen darzustellen, weniger behaupten läßt; es soll daher auch in dieser Hinsicht das Problem III wegen seiner Schwierigkeit zurückgestellt werden. In \(\S\) 1 wird die Polygontheorie der Hauptkreisgruppen rekapituliert. Hinsichtlich der Gestalten der Polygone \(P\) sei an die ``Normalpolygone'' und an die ``kanonischen'' erinnert. Das erstere hat ein Zentrum \(C\), die inneren Punkte von \(P\) sind die Stellen des Netzes \(N\), die näher an \(C\) liegen als an irgendeinem mit \(C\) äquivalenten Punkte. Die kanonischen Polygone hießen so, weil der Rand von \(P\) auf \(F\) ein kanonisches Schnittsystem liefert. Im übrigen sind die Begriffe der Polygonkontinua und der Gruppenkontinua scharf auseinanderzuhalten. In den \(\S\S\) 2-7 wird die Theorie der Polygonkontinua nach verschiedenen Richtungen vervollständigt, wobei verschiedene instruktive Typen von ``Charakteren'' als Muster dienen, so (0, 3), (0, 4), (0, n), (1, 1), bis zum allgemeinsten \((p, n)\). Es sei hingewiesen auf die Methoden der charakteristischen Bedingungen, der Komposition der verschiedenen Arten von Invarianten. Der Übergang von den Polygonkontinua zu den Gruppenkontinua wird in \(\S\) 8 angebahnt: Jedes kanonische Polygon \(P\) liefert eine einzige Hauptkreisgruppe \(\varGamma\), während umgekehrt einer \(\varGamma\) unendlich viele kanonische Polygone entsprechen. Die Kenntnis der Polygonkontinua reicht daher nicht hin, sondern es ist die Beziehung beider Kontinua aufeinander zu untersuchen. \textit{Poincaré} erkannte das Polygonkontinuum als \textit{ungeschlossene}, das Gruppenkontinuum als \textit{geschlossene} Mannigfaltigkeit, wie sich das weiterhin bestätigt. Ferner ist zu beachten, daß\ beim Übergange von einem ersten \(P\) zu allen übrigen, derselben \(\varGamma\) entsprechenden, die Invarianten (Moduln) von \(P\) birationale Umformungen erfahren, die zusammen die zum Charakter \((p, n)\) gehörende ``Modulgruppe'' liefern. Diese Modulgruppe führt also ein \(P\) stets in solches des gleichen Kontinuums über, d.h. läßt dessen ``Signatur'' ungeändert und ist daher genauer als die zur Signatur \((p, n; l_i)(i = 1, \dots, \nu)\) gehörende Modulgruppe zu bezeichnen. Vorab wird (\(\S\) 9) die Diskontinuität der Modulgruppe untersucht. Dabei dient, im Anschluß\ an die Theorie der normalen \(P\) und insbesondere des natürlichen Diskontinuitätsbereiches für \(\varGamma\), als Ausgang der Begriff des unter allen zu \(\varGamma\) gehörigen äquivalenten \(P\) ``reduzierten'' Polygons. Solche sind zunächst die Normalpolygone der allgemeinen Typen, woraus ihre endliche Anzahl folgt. Das letztere bleibt erhalten, wenn weiter eine Überführung in die kanonische Gestalt vorgenommen wird. Aus dieser endlichen Anzahl der so reduzierten \(P\) läßt sich eine geeignete eindeutige Auswahl treffen und damit ein Diskontinuitätsbereich der Gruppe festlegen, als eindeutiges und stetiges Abbild der zur Signatur gehörenden Mannigfaltigkeit von Gruppen. Diese allgemeinen Überlegungen erfahren im folgenden für die einzelnen Fälle \((p, n)\) eine nähere Durchführung. Im Falle (1, 1) ist eine Abbildung (\(\S\) 11) auf einen gewissen einfach zusammenhängenden Bereich (Schale) \(\varPhi_3\) einer Fläche dritter Ordnung von Interesse, die entsteht, wenn man von den vier ``Ecken-Invarianten'' \(j\) drei als Koordinaten eines Raumpunktes deutet, die letzte als Parameter. Auf einer solchen Schale \(\varPhi_3\) wird dann (\(\S\) 12) der Diskontinuitätsbereich der Modulgruppe als ein gewisses Doppeldreieck bestimmt, das zugleich das Gegenbild des in diesem Falle zweidimensionalen Gruppenkontinuums liefert. Bei weiterer Umgestaltung dieses Doppeldreiecks bestätigt sich (\(\S\) 13) der oben angeführte Satz von \textit{Poincaré}, der hier genauer dahin lautet, daß\ bei gegebenem Parameter das Gruppenkontinuum ein geschlossenes ist und zwar den Zusammenhang der Kugeloberfläche besitzt. Sodann kommen an die Reihe die reduzierten Polygone vom Charakter (0, 4) (\(\S\) 14), wo das Normalpolygon ein Zehneck mit vier festen Ecken und zwei dreigliedrigen Zyklen beweglicher Ecken war, das in ein gewisses Sechseck eingeführt wird. Ein natürlicher Diskontinuitätsbereich für \(\varGamma\) ergibt sich durch Zusammensetzung von gewissen sechs inäquivalenten Vierecken. Auch in diesem Falle kommen (\(\S\) 15) Flächen dritten Grades \(\varPhi_3\) in Betracht, die entstehen, wenn man die vier Eckeninvarianten \(j\) festhält und dadurch aus dem mehrdimensionalen Kontinuum ein zweidimensionales ausscheidet. In \(\S\S\) 16, 17 werden für den Charakter (0, 4) der Diskontinuitätsbereich der Modulgruppe sowie die Gruppenkontinua aufgestellt; der erstere ist ein gewisses, geeignet umgeformtes Doppeldreieck, das dann unmittelbar das in diesem Falle zweidimensionale Kontinuum der Gruppen von der Signatur (0, 4; \(l_i\)) \((i=1, \dots, 4)\) eindeutig darstellt. Analog zum Falle (1, 1) bilden unter gewissen Voraussetzungen alle Gruppen des Charakters (0, 4) bei gegebenen Eckeninvarianten ein zweidimensionales Kontinuum vom Zusammenhange der Kugelfläche. Die Verallgemeinerungen auf den Charakter \((0, n)\) werden in \(\S\S\) 18, 19, 20 vorgenommen; insbesondere werden die Kontinua der reduzierten Polygone bei gegebenen Eckeninvarianten und fester Eckenordnung untersucht. Für die vorgelegte Gruppe \(\varGamma\) gehört zu jedem Normalpolygon ein einziges kanonisches Polygon. Nimmt man die letzteren vorerst als reduzierte Polygone, so ist deren Anzahl wieder endlich; unter ihnen hat man ein geeignetes als reduzierten Repräsentanten herauszugreifen. Die Gesamtheit dieser reduzierten Repräsentanten bildet einen \((2n - 6)\)- dimensionalen Bereich \(B\), der entweder selbst ein Kontinuum ist oder doch aus einer endlichen Anzahl \(\nu\) von \((2n - 6)\)- dimensionalen kontinuierlichen Teilbereichen \(B_i\) besteht. Nach Untersuchung der bezüglichen Grenzfälle zeigt es sich, daß\ man etwa mit dem Teilbereiche \(B_1\) \(m\) inäquivalente Bereiche zu einem Kontinuum \(B\) zusammenfassen kann: dieses Kontinuum \(B\) von \(2n-6\) Dimensionen bildet den Diskontinuitätsbereich der vorliegenden Modulgruppe; die noch freibleibenden Ränder von \(B\) gehören zu Paaren zusammen und liefern für die Modulgruppe die Erzeugenden. Allgemein wird beim Charakter \((p, n)\) (\(\S\) 21) die Theorie der Normalpolygone zugrunde gelegt; bei vorgelegter Gruppe \(\varGamma\) gibt es eine endliche Anzahl verschiedener Normalpolygone, unter denen wiederum ein geeignetes auszuwählen ist. So gelangt man zunächst zu einem \((3n-\nu +6p-6)\)- dimensionalen Kontinuum \(B'\), in dem sich für jedes Polygon der Signatur \((p, n, \nu)\) sicher ein äquivalentes befindet, aber im allgemeinen nicht nur eines, sondern mehrere. Erst gewisse Teilbereiche von \(B'\) schließen den Prozeß\ der Redaktion ab und liefern die eindeutige Abbildung des Gruppenkontinuums. Nach diesen ausführlichen gestaltlichen Einzeluntersuchungen werden nunmehr (\(\S\) 22) allgemein die Kontinua der \textit{Riemann}schen Flächen \(F\) des Geschlechtes \(p\) ins Auge gefaßt. Zunächst war im Falle einer Grenzkreisgruppe des Charakters \((p, n)\) oder der Signatur \((p, n; l_i,)(i = 1, \dots, 4)\) das Polygon \(P\) durch eine Funktion \(z=\varphi(\zeta)\) auf eine \(F\) abgebildet. Markiert man auf \(F\) die \(n\) Stellen \(e_i\), die den festen Polygonecken entsprechen, so erhält man die ``signierte'' \textit{Riemann}sche Fläche. Der erste Hauptsatz ist nach \textit{Klein}, daß\ alle (unsignierten) \textit{Riemann}schen Flächen \(F\) des Geschlechtes \(p\) ein einziges Kontinuum bilden. Dies gilt aber auch für die signierten \(F\) mit der gleichen Anzahl \(n\) von Punkten \(e\). Die unsignierten \(F\) bilden ein \((3p - 3 + \varrho)\)-faches Kontinuum - oder auch, es ist \(3p-3+\varrho\) die Anzahl der komplexen Moduln -, wo \(\varrho\) angibt, wie vielfach unendlich oft die \(F\) in sich selbst transformierbar ist. Aber auch für die signierten \(F\) werden diese Transformationen in sich von Bedeutung; aus ihnen geht hervor, daß\ die Signierung \(n- \varrho\) weitere Moduln mit sich bringt, so daß\ deren Gesamtanzahl \(n+3p-3\) beträgt. Oder auch im Reellen ausgedrückt: das Kontinuum der signierten \(F\) hat \(2n+6p-6\) Dimensionen, übereinstimmend mit der Dimensionenanzahl (Anzahl der unabhängigen Invarianten) des gegenüberstehenden Gruppenkontinuums. In den Fällen \(p=0, 1, 2\) lassen sich die bezüglichen Moduln explizit angeben. Weiter handelt es sich (\(\S\) 23) um die Kontinua der symmetrischen \(F\) vom Geschlechte \(p\). Die längs der \(\mu\) Symmetrielinien zerschnittene \(F\) ist entweder noch zusammenhängend, oder aber sie zerfällt in zwei getrennte symmetrische Hälften. Nur der letztere Fall, die ``Orthosymmetrie'', kommt hier in Betracht, da die Polygone der \(\zeta\)-Achse in zwei getrennte Stücke zerschnitten werden. Es gilt entsprechend, daß\ die orthosymmetrischen \(F\) der einzelnen, durch \(p\) und \(\mu\) gegebenen Art \([p, \mu]\) ein einziges Kontinuum bilden; die einzelne \(F\) besitzt \(3p-3+\sigma\) reelle Moduln, wo \(\sigma\) angibt, wie vielfach unendlich oft \(F\) unter Beibehaltung der Symmetrielinien in sich transformierbar ist. Auch die mit \(n\) Punkten signierten orthosymmetrischen \(F\) der Art \([p, \mu]\) bilden ein einziges Kontinuum, und die einzelne \(F\) hat \(n+3p-3\) reelle Moduln. In den niedrigsten Fällen \(p=0, p=1, p=2, n=0; p=3, \mu=4\) oder 2 lassen sich die Moduln explizit darstellen. Zwischen dem Kontinuum der Gruppen \(\varGamma\) und dem der \textit{Riemann}schen Flächen \(F\) läßt sich eine \textit{stetige} Beziehung verwirklichen. Der obige Gruppenbereich \(B\) heißte jetzt genauer \(B_g\), während \(B_f\) das entsprechende gleichdimensionale Kontinuum der \(F\) bezeichne. Die einzelne Gruppe \(\varGamma\) oder die einzelne \(F\) repräsentiert einen ``Punkt'' in \(B_g\) bzw. \(B_f\). Dann behauptet der ``Stetigkeitssatz'', daß\ sich bei stetiger Änderung des Punktes in \(B_g\) auch der entsprechende Punkt in \(B_f\) stetig ändert. Dies folgt im wesentlichen daraus, daß\ gegenüber jeder stetigen Änderung der Invarianten und also des Polygons die Funktionen der Gruppe \(\varGamma\) stetig übergehen in die Funktionen der abgeänderten Gruppe, wie \textit{Poincaré} und besonders eingehend \textit{Ritter} (F. d. M. 25, 725, 1894; 26, 463, 1895) bewiesen haben. Ferner besteht nach \textit{Klein} der ``Eindeutigkeitssatz'', daß\ dem einzelnen Punkte von \(B_f\) nie mehr als ein einziger Punkt in \(B_g\) entsprechen kann. Hier kommt nur der Fall der Hauptkreisgruppen in Betracht. Dann entspricht aber auch umgekehrt (\(\S\) 26) nach \textit{Klein} und \textit{Poincaré} dem einzelnen Punkte von \(B_f\) stets ein Punkt in \(B_g\), so daß\ die beiden Kontinua \(B_g\) und \(B_f\) gegenseitig eindeutig aufeinander bezogen sind. Daraus gehen dann die beiden Fundamentaltheoreme I, II hervor, das ``Grenzkreistheorem'' und das ``Hauptkreistheorem'', daß\ auf jeder signierten \textit{Riemann}schen Fläche eine polymorphe Funktion \(\zeta=f(z)\) existiert, die die Abbildung der Fläche auf ein Grenzkreis- oder Hauptkreispolygon leistet. Indessen leiden die bezüglichen Kontinuitätsbeweise noch an verschiedenen Mängeln, und eine allgemeine Durchführung des Kontinuitätsbeweises in befriedigender Gestalt erscheint überhaupt zurzeit als wenig aussichtsreich. Der Herausgeber beschränkt sich daher darauf, in einigen Spezialfällen den Beweis zur wirklichen Durchführung zu bringen. Solche Spezialfälle bieten sich dar bei den Signaturen (0, 3; \(l_1, l_2\)), (0, 3; \(l_1\)), (1, 1; \(l_1\)), (0, 3), (1, 1), wie in den \(\S\S\) 27-32 ausgeführt wird.
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