Methodologisches und Philosophisches zur Elementar-Mathematik. (Q1488568)

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Methodologisches und Philosophisches zur Elementar-Mathematik.
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    Methodologisches und Philosophisches zur Elementar-Mathematik. (English)
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    1909
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    Das vorliegende, sehr beachtenswerte Buch, das aus einem Ferienkursus für Mathematiklehrer hervorgegangen ist, behandelt die philosophischen Grundlagen der Begriffe Zahl, Raum und Zeit, ferner die mathematische Methode. Aus der Überschrift würde man vielleicht ableiten, daß auch bestimmte Fragen der Elementarmathematik behandelt und von methodologischem und philosophischem Standpunkt beleuchtet werden. Dies ist aber nicht der Fall. Der Verf. beschränkt sich ausschließlich auf die Grundbegriffe, von denen er auch die Entstehungsweise psychologisch zu erklären versucht. Das erste Kapitel (in dem der Verf. die Begriffe Einheit und Vielheit aus der Erfahrung abzugrenzen versucht, S. 14-38) und insbesondere das letzte Kapitel (allgemeine Betrachtungen über den Baumbegriff, S. 245-268) sind diesen psychologischen und physiologischen Fragen gewidmet. Deshalb würde die Überschrift nach der Meinung des Ref. besser lauten: Philosophische und psychologische Grundlagen der Mathematik. Der Verf. hat sein Buch in zwei Teile eingeteilt. In dem ersten Teile (S. 1-115) behandelt er die Grundlagen der Arithmetik. In der Einleitung zu diesem Teile wird betont, daß der Unterschied zwischen mathematischen und nicht-mathematischen Wahrheiten kein wesentlicher sei, daß die Unbedingtheit einer mathematischen Wahrheit nicht ganz gewiß und ihre Gewißheit nicht ganz unbedingt sei, daß ``die Ausbildung der mathematischen Philosophie uns dazu nötigt, die herkömmliche Anschauung zweier grundverschiedenen Welten, einer materiellen, von Maß und Zahl beherrschten, und einer geistigen, Maß und Zahl schaffenden, fallen zu lassen und damit den Unterschied zwischen ``mathematischer'' und ``experimenteller'', zwischen ``unendlicher'' und ``endlicher'' Wahrheit für einen graduellen, einen unwesentlichen zu erklären''. Nach dem Verf. gilt diese Unschärfe auch für den einfachsten mathematischen Begriff, den der Einheit, für deren Bildung die Außenwelt uns den Stoff nicht darbietet (steht doch jede Empfindung in vielerlei Beziehungen zu anderen gleichartigen oder nicht gleichartigen Empfindungen, wodurch es unmöglich ist, eine vereinzelte und unteilbare Empfindung abzusondern), so daß ``wir also nur in unserem eigenen Geiste, in der ``Innenwelt'' nach den Möglichkeitsbedingungen der Einheit zu suchen haben''. Es ist, sagt er, uns nur möglich, in die Mathematik eine scheinbare Exaktheit hineinzulegen, indem wir das Mangelhafte des Einheitsbegriffes so viel wie möglich vergessen, es so viel wie möglich außer acht lassen. Die Aufhebung des Widerspruches vom ``Diskreten'' und ``Kontinuierlichen'' bezeichnet er als den Gedanken, welcher seiner Arbeit zugrunde liegt. In dem ersten Kapitel (``Einheit und Vielheit'', S. 14-38) wird der Einheitsbegriff näher studiert. Mit Recht nennt er den Begriff Einheit-Vielheit den Grundbegriff der Mathematik und zugleich ``ihre Grundvoraussetzung, in dem Sinne, daß nur die Weiterentwicklung, nicht die Genesis dieses Begriffs zur Mathematik gerechnet wird''. Das vorherige Studium dieses Begriffs, sagt er, ist zur Berechtigung der Mathematik erforderlich und darf als die wesentliche Aufgabe der mathematischen Philosophie gelten. Bei diesem Studium geht er davon aus, ``daß auch in einem und demselben Augenblicke eine \textit{nämliche Empfindung als Lust in bezug auf einen Teil, als Unlust in bezug auf einen andern Teil unseres Gedankeninhalts} auftritt''. Dadurch wird er zu der Einführung von Lust- und Unlustrelationen zwischen Empfindungen geführt, wobei angenommen wird, ``daß zwischen zwei verschiedenen ``Elementen'' (hiermit meint der Verf. unteilbare Empfindungen) \(A\) und \(B\) \textit{immer} eine und \textit{nur} eine dieser Relationen stattfinde'' (S. 21). Er zerlegt dann jede Handlung in eine passive Reihe \(K_1, K_2,\) usw. (z. B. Kälte oder Wärme), eine aktive Reihe \(M_1,M_2\) usw. (z. B. Muskelempfindungen), deren Elemente durch \(L\) (Lust)- und \(U\) (Unlust-Relationen mit den Elementen der passiven Reihe verbunden sind, und eine reaktive Reihe \(M_1',M_2',\dots,\) die der aktiven Reihe entgegengesetzt ist und durch die entgegengesetzten Relationen mit der passiven Reihe verbunden ist. Sämtliche Relationen werden dann durch das folgende Schema, in dem \(\diagdown\) eine \(U\)- und \(\diagup\) eine \(L\)-Reaktion bedeutet, dargestellt: \[ \begin{matrix} &&M_1^\prime&&&&M_2^\prime\\ &\diagup&&\diagdown&&\diagup&&\diagdown&&\diagup\\ K_1&&&&K_2&&&&K_3\\ &\diagdown&&\diagup&&\diagdown&&\diagup&&\diagdown\\ &&M_1&&&&M_2^\prime\\\end{matrix} \qquad\text{usw.} \] Durch derartige Betrachtungen gelangt der Verf. zu einer subjektiven Auffassung des Einheit-Vielheit-Begriffes. Einheiten, sagt er, sind Empfindungskomplexe, und eine Vielheit besteht aus gegenseitig verknüpften Einheiten. Er schließt dieses Kapitel mit der Bemerkung ``Wir sind uns dessen völlig bewußt, \dots nicht allen Einwänden, welche \dots gegen die hier gegebene Darstellung anzuführen wären, begegnet zu sein. Sie mögen aber hinreichen, die Möglichkeit eines Aufbaues des Einheitbegriffes aus rein subjektiven Daten annehmbar zu machen, und der Weiterentwicklung des Zahlbegriffs zur Grundlage zu dienen, \dots'' [Der Ref. muß aber gestehen, daß er durch die Darlegung des Verf. nicht von dieser Möglichkeit überzeugt worden ist. Wie der Verf. selbst sagt (Fußnote S. 22), gelten seine \(L\)- und \(U\)-Relationen nur für (faktisch nicht existierende) wirkliche unteilbare Elemente. Er baut denn auch den Einheitsbegriff nicht aus diesen Elementen auf, sondern aus einer Anzahl von Teilempfindungen, die an und für sich auch wieder Empfindungskomplexe sind. Nach der Meinung des Ref. würde aus der Darlegung des Verf. nur der subjektive Charakter des Einheitsbegriffes und die Möglichkeit, jede Einheit als einen Komplex anderer Einheiten (also als eine Vielheit) zu betrachten, folgen, ohne daß dadurch der Widerspruch vom ``Diskreten'' und ``Kontinuierlichen'' aufgehoben und der Einheitsbegriff uns etwas näher gebracht ist]. In dem zweiten Kapitel (``Die Zahl. Endlichkeit und Unendlichkeit.'' S. 39-58) bespricht der Verf. die übliche, sich auf die eineindeutige Korrespondenz stützende Definition der (endlichen oder unendlichen) Kardinalzahl und die \textit{Dedekind}sche Definition der endlichen Mengen. In dem dritten Kapitel (``Die Grundeigenschaft der Arithmetik'', S. 59-90) gibt der Verf. einen schon früher von ihm mitgeteilten (F. d. M. 32, 173, 1901, JFM 32.0173.01) Beweis der eindeutigen Abzählbarkeit einer endlichen Menge. Er definiert dabei eine endliche Menge als eine \textit{A-R} (abgeschlossene Reihe), d. h. eine Menge, die den folgenden vier Bedingungen genügt: \(\alpha)\) Sie hat eine Einheit (erste Einheit), welche mit einer und nur einer der übrigen durch eine \textit{N-V} (Nach-Verkettung), mit keiner aber durch eine \textit{V-V} (Vor-Verkettung) verbunden ist; \(\beta)\) sie hat eine Einheit (letzte Einheit), welche mit einer und nur einer der übrigen durch eine \textit{V-V}, mit keiner aber durch eine \textit{N-V} verbunden ist; \(\gamma)\) jede andere Einheit ist mit einer und nur einer der übrigen durch eine \textit{N-V} und mit einer und nur einer Einheit durch eine \textit{V-V} verbunden; \(\delta)\) keine Zweiteilung der Reihe ist möglich ohne Aufhebung einer Verkettung. Die weitere Beweisführung des Verf. scheint dem Ref. nicht ganz vollständig und nicht ganz richtig zu sein; die Unvollständigkeit und Unrichtigkeit ist aber leicht auszufüllen oder zu verbessern. Die Unvollständigkeit besteht darin, daß er wohl zeigt, daß die Aufhebung einer Verkettung \(X\)-\(X'\) die endliche Menge in zwei endliche Mengen zerlegt (Theorem I), nicht aber (was ebenfalls später benutzt wird), daß die eine Teilmenge die Einheit \(X\) und die erste Einheit der ursprünglichen Menge, die andere Teilmenge die Einheit \(X'\) und die letzte Einheit der ursprünglichen Menge enthält. Die Unrichtigkeit besteht darin, daß der Verf. außer acht läßt, daß, wenn \(X\) eine \textit{N-V} hat, \(X'\) noch keine zu haben braucht, da \(X'\) die letzte Einheit sein könnte. Ein weiterer Mangel ist noch, daß der Verf. den Satz von der vollständigen Induktion zwar gelegentlich benutzt, nicht aber ausdrücklich formuliert, was doch für einen strengen Beweis der folgenden Theoreme nötig gewesen wäre. Diese Mängel betreffen aber nur die Form der Darstellung, nicht das Wesen der Sache. Umgekehrt beweist der Verf., daß eine eindeutig abzählbare Menge (unter ihr versteht er eine der \textit{Dedekind}schen Definition der Endlichkeit genügende) in die Form einer \textit{A-R} zu bringen ist. Die Darstellung dieses Beweises ist aber nicht ganz klar. Die letzte Schlußfolgerung, die bei dem Verf. lautet: ``Es ist also \dots \(X\) \dots eine ``eindeutig-zählbare'', also ``endliche'' Vielheit'', muß nach der Meinung des Ref. lauten: ``Es ist also \(X\) in die Form einer \textit{A-R} zu bringen''. In dem weiteren Verlauf dieses Kapitels gibt der Verf. eine kurze, geschichtliche Übersicht über die Entstehung des Zusammenhangs der Grundeigenschaft der Arithmetik mit den bestimmten Merkmalen der endlichen Zahlen, wobei auch die Stellung des Satzes der vollständigen Induktion zur Sprache kommt. Es sei noch bemerkt, daß, wenn der Verf. S. 60 von einer wohlgeordneten Menge spricht, er damit eine geordnete Menge meint, da die Bedingung, daß jede Teilmenge eine erste Einheit hat, nicht genannt wird. In dem vierten Kapitel (``Erweiterung des Zahlbegriffs. Prinzip der Permanenz'', S. 91-109) werden die beiden Erweiterungen des Zahlbegriffes (transfinite Zahlen \textit{Cantor}s einerseits und negative Zahlen, Bruchzahlen usw. andrerseits) besprochen. Nicht richtig scheint es aber dem Ref., daß der Verf. auch die erstgenannte Erweiterung als von einer Ausdehnung der Anwendbarkeit der Grundoperationen herrührend hinstellt; wird doch diese Erweiterung ohne Bezugnahme auf irgendeine Operation vollzogen. Nicht klar ist ferner die Behauptung, daß die Anzahl aller transfiniten Ordinalzahlen \(\omega,\dots, 2\omega,\dots, \omega^2,\dots, \omega^3,\dots\) usw. die erste transfinite Mächtigkeit niemals übersteigen kann (Note 2, S. 102). Ist damit gemeint, daß die Menge dieser Ordinalzahlen abzählbar sei, so ist die Behauptung unrichtig. Ist aber nicht die ganze Menge, sondern die Menge der Ordinalzahlen, die einer bestimmten Ordinalzahl vorangehen, gemeint, so ist die Behauptung richtig. Weiter wird in diesen Kapiteln die Ausdehnung des Zahlbegriffs auf Grund des Prinzips der Permanenz kurz besprochen. Der Ref. ist hier nicht mit allen Behauptungen des Verf. einverstanden. So ist der Begriff ``negative Kardinalzahl'' (S. 106) ihm nicht klar geworden. Was die Bemerkung des Verf. angeht über die Einführung der negativen Zahlen in der Enzyklopädie der Elementar-Mathematik von Weber und Wellstein (Note I, S. 106), so muß der Ref. dem Verf. beistimmen, daß die dort gegebene Definition (als eine zweite Reihe zur Zahlung von Dingen, die mit den durch die erste Zahlenreihe gezählten Dingen in einer gewissen gegensätzlichen Beziehung stehen) nicht einwandfrei ist. Wenn er aber behauptet, \(\alpha + \beta = \beta + \alpha\) sei aus den übrigen von \textit{Weber} gegebenen Definitionen abzuleiten, so muß der Ref. dies bestreiten. In dem fünften Kapitel (``Die Irrationalzahlen. Größe und Zahl''. S. 110 bis 115) wird der \textit{Dedekind}sche Schnitt (Verf. spricht hier mit unrecht von Schnitten \textit{Dirichlet}s) kurz besprochen. Die Darstellung des Verf. hat aber den Ref. nicht befriedigt. Der Ref. versteht nicht, was Verf. meint, wenn er sagt, daß bei der Anwendung des Prinzips des Schnittes das eigentliche ``Hinzufügen'' neuer Elemente nicht wesentlich sei (S. 111), ebensowenig wie ihm die Verallgemeinerung, von der er S. 111-112 spricht, klar geworden ist. Auch kann er dem Verf. nicht beistimmen, daß das in \textit{Weber} und \textit{Wellstein} genannte geometrische Axiom überflüssig sei. In dem zweiten Teile des Werkes (``Grundlagen der Geometrie'') gibt der Verf. in der Einleitung auf die Frage, ob die Geometrie eine Erfahrungswissenschaft sei oder nicht, die folgende Antwort: ``Sofern man unter ``Geometrie'' gewisse Erfahrungsergebnisse mitbegreift, gehört sie der ``Naturwissenschaft'', besser gesagt: der ``Naturbeschreibung'', oder noch besser gesagt: der Psychologie an, \textit{hat aber mit der Mathematik nichts zu schaffen.} Sofern sie aber mathematisch, d. h. analytisch ist, \textit{ist sie von jeder Erfahrung, von jeder ``Tatsache'' völlig unabhängig.''} In dem ersten Kapitel (``Die mathematische Logik'', S. 129-164) wird die Begriffsschrift oder die logische Zeichenschrift, insbesondere die von \textit{Peano}, besprochen. Nachdem die dabei zu handhabenden Hauptformeln erwähnt sind (wobei die erläuternden Beispiele dem Ref. nicht immer ganz zutreffend erscheinen), wird über die Berechtigung der Logistik gehandelt. ``Es sieht sich'', sagt der Verf., ``die mathematische Logik noch einer Aufgabe gegenübergestellt, deren Lösung erforderlich ist, um jede Berufung auf die Synthesis umgehen zu können. Es ist diese Aufgabe die Forderung eines vollkommen \textit{einfachen} Anfangs und einer vollkommen \textit{formellen} Weiterentwicklung'' (S. 143 u. 144). Nachdem er die dabei auftretenden Schwierigkeiten besprochen hat, gibt er als seine Meinung kund, ``daß die vollständige Beseitigung dieser Schwierigkeit [nicht] auf dem Gebiete der symbolischen Logik zu finden sei, weil ihr ein Mißverständnis betreffs der eigentlichen Bedeutung des ``Widerspruchs'' zugrunde liegt, welches nicht durch bloß ``logische'' (d. h. sprachliche), sondern erst durch ``philosophische'' (d. h. psychologische) Betrachtungen gehoben werden kann''. In dem zweiten Kapitel (``Geometrographie. Die gerade Linie.'' S. 155-199) wird nicht, wie man aus der Überschrift ableiten dürfte, die Geometrographie einigermaßen ausführlich besprochen, sondern sie findet nur Erwähnung als der erste Versuch zur Symbolisierung der Geometrie, der sich aber nur auf das geometrische Konstruktionsverfahren bezog und einen praktischen Zweck hatte. Der Verf. zeigt, wie man die Symbole der Geometrographie, welche die auszuführenden Handgriffe andeuten, zu ändern und zu interpretieren hat, um eine vollständige symbolische Beschreibung der Konstruktion zu erhalten. Dazu müssen die Symbole nicht die \textit{Darstellung} der Figuren, sondern ihre \textit{Definition} andeuten; hierdurch wird es notwendig, auch für den Schnittpunkt zweier Geraden (oder einer Geraden und eines Kreises oder zweier Kreise) ein Symbol einzuführen, obgleich mit diesem Symbol kein bestimmter Handgriff korrespondiert. Da die Identität der Resultate zweier Konstruktionen ein Theorem darstellt, können auf diese Weise die Theoreme und ebenfalls ihre Beweise symbolisiert werden. Sodann werden die verschiedenen Definitionen der geraden Linie (kürzeste Verbindung, unzweideutige Bestimmtheit, wenn zwei ihrer Punkte gegeben sind, Rotationsachse) besprochen und geprüft; hierbei werden die Definitionen der projektiven Geometrie in die obengenannte symbolische Form gebracht. In dem dritten Kapitel (``Nicht-euklidische Geometrien'', S. 200-244) werden die \textit{Riemann}sche und die \textit{Lobatschefsky}sche Geometrie besprochen und mit der euklidischen verglichen, wobei insbesondere die Frage nach ihrer Gleichberechtigung in den Vordergrund tritt. Nachdem der Verf. die Hauptpunkte der beiden nichteuklidischen Geometrien skizziert und ihre logische Gleichberechtigung dargetan hat, kommt er, nach einer geschichtlichen Darstellung des Gegenstandes und nach einer kurzen Erwähnung der \textit{Cayley}schen Maßtheorie, welche die verschiedenen metrischen Geometrien mit der allgemeinen projektiven Geometrie in Verbindung setzt, zu der wichtigen Frage, ob vielleicht nicht erfahrungsmäßige Betrachtungen der euklidischen Geometrie einen Vorzug geben. In dem letzten Kapitel (``Allgemeine Betrachtungen über den Raumbegriff'', S. 245-268) werden schließlich die psychologisch-physiologischen Fragen, welche mit dem Raumbegriff zusammenhängen, näher erörtert. Der Verf. gibt auf die Frage nach der Beziehung der Geometrie zu den Ergebnissen der Erfahrung eine negative Antwort: ``Weder die speziellen Annahmen der euklidischen oder der nichteuklidischen metrischen Geometrien, noch die allgemeineren Bestimmungsdaten der geraden Linie in der projektiven Geometrie werden durch irgendeine Erfahrung bedingt'' (S. 275). Bei der Untersuchung der Zusammensetzung der Baum- und Körperbegriffe aus psychischen Elementen wird im besonderen der Anteil der inneren (nichtperipheren) Empfindungen hervorgehoben, wobei die experimentellen und die theoretischen Untersuchungen von \textit{E. von Cyon} über den Anteil der Bogengänge des Ohrlabyrinthes beim Zustandekommen der Bewegungen des Körpers, bei der Orientierung und bei der Bildung des Begriffes der Dreidimensionalität des Raumes (jedem der drei Bogengänge entspricht eine Richtungsempfindung) erörtert werden. Schließlich werde noch bemerkt, daß\ der Verf. bei der Behandlung der verschiedenen Probleme oft die Meinungen mehrerer Autoren einander gegenüberstellt und kritisch betrachtet; diese Meinungen werden dann immer im ursprünglichen Wortlaut wiedergegeben.
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