Singuläre Integralgleichungen. (Q1492000)

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Singuläre Integralgleichungen.
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    Singuläre Integralgleichungen. (English)
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    1909
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    Die etwa gleichzeitig mit der vorstehend besprochenen [JFM 39.0407.01] \textit{Hilb}schen Arbeit unabhängig entstandene Dissertation verfolgt das Ziel, durch direkte Übertragung der in \textit{Hilbert}s 4. Mitt. [JFM 37.0351.04] entwickelten Theorie der beschränkten quadratischen Formen unendlich vieler Veränderlicher eine allgemeine Theorie der entsprechenden Integralgleichungen mit singulären Kernen zu schaffen, und führt dieses Programm für den einfachsten Fall regulärer einfacher Spektren durch; die umgearbeitete Darstellung in den Annalen erreicht dann unter Heranziehung der Hülfsmittel und Resultate der \textit{Hellinger}schen Dissertation [JFM 38.0153.01] jenes Ziel. Das folgende Referat bezieht sich vor allem auf die zweite Arbeit. Der Übergang von der Integralgleichung \[ f(s) = \varphi (s) + \int_0^\infty K(s, t) \varphi(t) \,dt \tag{1} \] zu den Formen unendlichvieler Veränderlichen wird genau nach der in \textit{Hilbert}s 5. Mitt. [JFM 37.0351.04] angegebenen Methode durch ein System von Orthogonalfunktionen \(\varPhi_p\) vollzogen, das noch vollständig ist, d. h. bei dem \[ \int_0^\infty u(s)^2 \,ds = \sum_{(p)} \left\{\int_0^\infty u(s) \varPhi_p (s)\,ds\right\}^2 \tag{2} \] für jede im allgemeinen stetige Funktion \(u,\) für die nur \(\int_0^\infty u^2\,dx\) existiert. Für die hier in Betracht zu ziehenden höher singulären Funktionen wird es aber wesentlich, auch umgekehrt allein aus der Konvergenz der rechten Seite von (2) auf die Existenz von \(\int_0^\infty u^2 \,ds\) schließen zu können; es genügt dabei, zu irgend einer bestimmten positiven Funktion \(k(s)\) ein ``passendes'' Orthogonalsystem anzugeben, für das dieser Schluß\ gilt, wofern \(|u(s)| \leq \text{konst.} k(s).\) Es handelt sich nun um solche Integralgleichungen (1), für deren Kern -- von Stetigkeitsforderungen im Endlichen abgesehen -- einmal \(\left(\int_0^\infty K(s,t)^2 \,dt\right)^{\frac 12} =k(s)\) als stetige Funktion existiert, und ferner \[ \left| \int_0^\infty \int_0^\infty K(s,t) u(s) v(t) \,ds\,dt \right| \leq M \] bleibt für jedes Funktionenpaar \(u, v,\) für das \(\int_0^\infty k(s) |u (s)|\,ds \) und \(\int_0^\infty k(s) |v (s)|\,ds \) existiert und \(\int_0^\infty u^2 \,ds = \int_0^\infty v^2 \,ds= 1\) ist. Mit Hülfe eines zu \(k(s)\) ``passenden'' Orthogonalsystems entsteht dann eine im Hilbertschen Sinne ``beschränkte'' Bilinearform unendlichvieler Variablen mit den Koeffizienten \[ k_{pq} = \int_0^\infty \varPhi_p (s) K_q (s) \,ds, \] wo \(K_q(s) = \int_0^\infty K(s,t) \varPhi_q(t) \,dt,\) und die Vollständigkeitsrelation (2) in dem erweiterten Sinne erlaubt sofort die Umformung von Sätzen über diese Form in Sätze über die Integralgleichung (3) -- was zunächst speziell auf die Resultate von \textit{Toeplitz} [JFM 38.0156.01] und \textit{E. Schmidt} (oben S. 401 ff.) [JFM 38.0401.01] angewandt wird. Vorzugsweise wird nun die Theorie der orthogonalen symmetrischen Integralgleichung \[ f(s) = \varphi(s) - \lambda \int_0^\infty K(s, t)\varphi(t) \,dt = 0,\tag{3} \] wo \(K(s, t) = K(t, s)\) behandelt, die so auf die in den eingangs genannten Arbeiten entwickelte Theorie der beschränkten quadratischen Form \(K(x) = \sum_{(p,q)}k_{pq} x_p x_q\) \((k_{pq} = k_{qp})\) zurückkommt. Es genüge an dieser Stelle, \(K(x)\) als Form mit nur einem einfachen Streckenspektrum anzunehmen mit der bekannten kanonischen Darsteltung: \[ K(x) = \int_{-\infty}^{+\infty} \frac {(d\sum_{\pm (p)} \varrho_p (\mu) x_p)^2}{\mu d\varrho_0 (\mu)},\tag{4} \] wo \[ \sum_{(p)} x_p^2 =\int_{-\infty}^{+\infty} \frac {(d\sum_{\pm (p)} \varrho_p (\mu) x_p)^2}{\mu \,d\varrho_0 (\mu)}\,. \] Setzt man \[ A(s; \lambda) = \sum_{(p)} K_p (s) \int_0^\lambda \mu \,d\varrho_p (\mu)\,, \] so ergibt die Anwendung von (2) für die Iteration des Kernes \(K(s,t)\) genau die analoge Darstellung: \[ \int_0^\infty K(s,r) K(r,t) \,dr = \int_{-\infty}^{+\infty} \frac{d_\mu A(s; \mu) d_\mu A(t; \mu)}{\mu^2 d\varrho (\mu)}\,,\tag{5} \] und entsprechend ergibt sich für eine willkürliche, nur in der Form \(\int_0^\infty K(s,t) g(t) \,dt\) darstellbare Funktion \(f(s)\) die ``Integraldarstellung'' \[ f(s) = \int_{-\infty}^{+\infty}\;\frac{d_\mu A(s;\mu) d_\mu \smallint_0^\infty A(t;\mu) f(t) dt}{d\varrho (\mu)}\,,\tag{6} \] die sich zu (5) verhält, wie die Reihenentwicklung nach Eigenfunktionen einer regulären Integralgleichung zu der bekannten \textit{Hilbert}schen Darstellung ihres Kernes. Die Funktion \(A(s; \mu)\) läßt sich unter genauer Übertragung des \textit{Hellinger}schen Begriffes der ``Differentiallösungen'' der zur Form \(K(x)\) gehörigen homogenen Gleichungen definieren als Lösung der nach \(\lambda\) integrierten, zu (3) gehörigen homogenen Gleichung \[ A(s;\lambda)\int_0^\lambda \mu \,d_\mu \int_0^\infty K(s,t) A(t;\mu) \,dt = 0, \] für die nur \(\int_0^\infty (A(s; \mu))^2 \,ds\) als stetige Funktion von \(s\) konvergiert -- natürlich unter passender Normierung. Ebenso folgen die allgemeinen Formeln, falls \(K(x)\) ein beliebiges Spektrum hat. Für die Anwendungen (2. Kap. ) muß\ vorerst zu jedem zu behandelnden Kern ein passendes Orthogonalsystem gefunden werden; als solches finden Verwendung die geeignet normierten \textit{Hermite}schen und \textit{Laguerre}schen Polynome (sowie Verallgemeinerungen dieser), für die sich aus der Vollständigkeitsrelation Entwicklungssätze ergeben. Es werden so einzelne bestimmte Beispiele von Kernen behandelt, die zu quadratischen Formen mit explizit angebbarer Spektraldarstellung (5) führen; alsdann läßt sich such \(A(s;\lambda),\) bzw. seine in diesen Beispielen existierende Ableitung nach \(\lambda\) durch direkte Auflösung von (5) -- etwa durch Übergang zu einer zugehörigen Differentialgleichung -- bestimmen, und zwar werden diese Funktionen Aggregate von trigonometrischen oder \textit{Bessel}schen Funktionen. Die Integraldarstellung (3) ergibt dann das \textit{Fourier}sche Integraltheorem oder verwandte Theoreme für die betreffenden Funktionenklassen. Erwähnt sei noch die in der Dissertation ausführlich dargestellte direkte Untersuchung des sich den Voraussetzungen der allgemeinen Theorie nicht unmittelbar unterordnenden Kernes \(\cos (s t)\) und der analogen ``Orthogonalkerne'', die nur die Eigenwerte \(\pm 1\) haben, und denen im Gebiete unendlichvieler Variablen die ``Orthogonalformen'' (die iteriert die Einheitsform ergeben) entsprechen. (Siehe auch JFM 39.0408.01)
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