Bericht über den Stand der Herausgabe von \textit{Gauß'} Werken. Siebenter Bericht. (Q1496308)

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Bericht über den Stand der Herausgabe von \textit{Gauß'} Werken. Siebenter Bericht.
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    Bericht über den Stand der Herausgabe von \textit{Gauß'} Werken. Siebenter Bericht. (English)
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    1906
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    Der Bericht von \textit{F. Klein} ist eine Wiederholung der Anzeige, welche \textit{Brendel}, der Herausgeber des siebenten Bandes der Werke von \textit{Gauß}, in den Göttingischen gelehrten Anzeigen 1907 über den Inhalt dieses Bandes veröffentlicht hat. Wir können nichts Besseres tun, als obenfalls diese Anzeige des verdienten Herausgebers hier der Hauptsache nach wiederzugeben. Der vorliegende Band ist astronomischen Inhalts und schließt sich unmittelbar an Band VI an, der alle von \textit{Gauß} veröffentlichen astronomischen Schriften enthält mit Ausnahme der Theoria motus corporum coelestium. Diese hatte \textit{Schering}, da das Verlagsrecht noch nicht erloschen war, im Verlage von \textit{Perthes} 1871 neu herausgegeben, und zwar in einer der Gesamtausgabe entsprechenden Ausstattung. Die Gesellschaft der Wissenschaften hat aber immer an der Ansicht festgehalten, daß hiermit der späteren Aufnahme der Theoria motus in die Gesamtausgabe nicht vorgegriffen sein könne. Diese leitet mithin den Band VII ein. Das Werk ist einer neuen gründlichen Revision in bezug auf Druckfehler im Text und Rechenfehler in den Zahlenbeispielen unterzogen worden. Im übrigen ist die Theoria motus durch eine große Anzahl von Notizen aus dem Nachlaß bereichert. Ein Kapitel über die parabolische Bewegung ist hinzugefügt, in dem die Nachlaßnotizen abgedruckt wurden, die \textit{Gauß} als Grundlage für eine Theorie der parabolischen Bewegung, ein geplantes Supplement der Theoria motus, dienen sollten. Das Hauptinteresse des neuen Bandes konzentriert sich auf die Arbeiten über die Störungen der Pallas, auf die \textit{Gauß} in den Göttingischen gelehrten Anzeigen 1812 nachdrücklich hingewiesen hatte (Werke Bd. VI, S. 349-351). Er hat aber nie etwas hierüber veröffentlich. Nachdem er 1802-1805 die von ihm entwickelten Methoden an den Störungen der Ceres erprobt und danach vervollkommnet hatte (VII, S. 377-410), begannen seine Arbeiten über die Pallasstörungen im Jahre 1810, indem er erst sorgfältig spezielle Störungen berechnete (S. 473-488), um sich sichere grundlegende Elemente zu verschaffen. Die darauf folgenden Rechnungen der allgemeinen Störungen haben eine ungeheure Ausdehnung; wie bei den speziellen Störungen sind auch hier zwei Rechnungen ausgeführt. Die Entwicklung ist auf interpolatorischem Wege vollzogen, d. h. nach derselben Methode, die \textit{Hansen} über dreißig Jahre später neu auffand, und zwar nach den beiden Argumenten, den mittleren Anomalien von Pallas und Jupiter. Die Entwicklung geht bis zum 18-, bzw. 24-fachen dieser Argumente, wozu die Berechnung der Komponenten der Störungsfunktion für \(48\times 24\) Werte des Kreisumfangs erforderlich war. Diese Rechnungen zur Entwicklung der Störungsfunktion allein umfaßten nach ausführlichen tagebuchartigen Notizen, die \textit{Gauß} selbst darüber gemacht hat, etwa 340000 Ziffern, deren Berechnung er in etwas über drei Monaten erledigte. Die fertigen Störungsausdrücke für die einzelnen Elemente enthalten über 3000 Sinus- und ebensoviele Kosinusglieder. Die Rechnungen sind indessen nicht ganz frei von Rechenfehlern; besonders gilt dies von der ersten Rechnung, die \textit{Gauß} wohl mit weniger Sorgfalt gemacht haben mag, da sie mehr vorbereitenden Charakter hatte. Über die im April 1812 während der ersten Rechnung der allgemeinen Störungen gemachte Entdeckung der Rationalität der Umlaufszeiten von Pallas und Jupiter fanden sich im Nachlaß keine aus dieser Zeit stammenden Aufzeichnungen vor. Es ergab sich nur, daß \textit{Gauß} den zum Argument \(18M'-7M\) gehörigen Divisor äußerst klein fand. Indessen hatte \textit{Gauß} in der ersten Rechnung die Störungsfunktion nicht bis zu diesem hohen Argument entwickelt; in der zweitem Rechnung hilft er sich so, daß er die Glieder mit diesem Argument in eine Potenzreihe entwickelt. Aus zwei im Nachlaß vorgefundenen Zetteln aus späterer Zeit geht aber hervor, daß er die Gleichung zur Bestimmung dieser Glieder auf die Form der Pendelgleichung brachte und diese streng integrierte. Hierbei hat er gefunden, daß das betreffende Glied ein Librationsglied sei, ein Resultat, das allerdings nicht streng haltbar ist, weil einerseits die Störungen höherer Ordnung fehlen, andererseits die Werte der zur Rechnung benutzten Konstanten unsicher sind. \textit{Gauß} hatte \textit{Nicolai} veranlaßt, die Saturnstörungen der Pallas zu berechnen, sowie selbst die Berechnungen der Marsstörungen übernommen. Nur diese letzteren sind nicht ganz fertig geworden; für die Jupiterstörungen hat \textit{Gauß} sogar fertige Taflen hergestellt. Alle diese Arbeiten von \textit{Gauß} über die Störungen der Ceres und der Pallas sind im vorliegenden Bande vollständig rekonstruiert worden (S. 377-600). Den Schluß des Bandes bildet eine aus sehr früher Zeit stammende Theorie des Mondes, die wegen der Behandlung der Differentialgleichungen der Mondbewegung Interesse verdient. Die Methode ist ähnlich der \textit{Laplace}schen, die dieser veröffentlichte (Mécanique céleste III), während \textit{Gauß} vermutlich noch mit seinen Untersuchungen beschäftigt war; er hat sie ziemlich plötzlich abgebrochen. Die Resultate erhalten dieselbe Form wie später bei \textit{Plana}.
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