Sammlung von Formeln und Sätzen aus dem Gebiete der elliptischen Funktionen nebst Anwendungen. (Q1501505)

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Sammlung von Formeln und Sätzen aus dem Gebiete der elliptischen Funktionen nebst Anwendungen.
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    Sammlung von Formeln und Sätzen aus dem Gebiete der elliptischen Funktionen nebst Anwendungen. (English)
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    1905
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    In dem Vorwort bemerkt der verdiente Verf., daß\ eine Sammlung von ``Formeln und Lehrsätzen zum Gebrauche der elliptischen Funktionen'' schon von \textit{H. A. Schwarz} herausgegeben worden sei. ``Der große theoretische Wert dieses Buches, das noch unvollendet ist, macht es wünschenswert, daß\ es bald zu Ende geführt werde. Diese Sammlung baut sich im wesentlichen auf die \textit{Weierstraß}schen Grundfunktionen \(\sigma(u)\) und \(\wp (u)\) auf. Da diese Grundfunktionen zu wirklichen, ich meine numerischen Rechnungen weniger geeignet erscheinen, wie auch von anderer Seite bemerkt worden ist, \(\dots\), so habe ich mich entschlossen, eine ähnliche Sammlung, die mir schon lange bei meinen Vorlesungen als Skelett gedient hat, und die die \textit{Jacobi-Legendre}schen Bezeichnungen beibehält, der Allgemeinheit zugänglich zu machen.'' Die Gründe, die \textit{Thomae} für seine Behandlung der elliptischen Funktionen anführt, scheinen dem Referenten nicht stichhaltig zu sein. Der Verf. meint, daß\ ``die Aufgabe, die elliptischen Funktionen zu berechnen, wenn Modul und Argument gegeben sind, in den \textit{Weierstraß}schen Formen schon erheblich komplizierter ist, als in den \textit{Jacobi}schen. Die Funktion \[ \wp (u)= -\frac{d^2 \log \sigma(u)}{du^2} =- \frac{\sigma'' (u)}{\sigma(u)} + \left( \frac{\sigma'(u)}{\sigma(u)} \right) ^2 \] ist erstens zweigliedrig, und zweitens konvergieren die Zähler erheblich langsamer als die Thetafunktionen''. Allein auch die \textit{Weierstraß}sche Theorie liefert durch den Quotienten von Produkten von Sigmafunktionen eine eingliedrige Darstellung, die leicht zur Berechnung geeignet gemacht werden kann. Was aber wichtiger ist, so gelangt man zu einer tieferen Einsicht in das Verhältnis zwischen der \textit{Jacobi}schen und \textit{Weierstraß}schen Theorie nicht durch Überlegungen dieser Art, sondern allein, indem man beide Theorien als Bestandteile einer allgemeineren Lehre von den elliptischen Funktionen verschiedener Stufe auffaßt, wie das \textit{F. Klein} in seinen Arbeiten durchgeführt hat; leider scheinen diese Untersuchungen dem Verf. entgangen zu sein. Von diesem höheren Standpunkte aus gewinnt auch die Frage nach den Normalformen der elliptischen Integrale einen wirklichen Inhalt, während es bei \textit{Thomae} als eine Zufälligkeit erscheint, daß\ gerade die \textit{Riemann}sche, \textit{Legendre}sche, \textit{Jacobi}sche Normalform auftritt, denen wir jetzt auch noch zwei \textit{Thomae}sche Normalformen hinzufügen sollen. Wenn demnach auch die theoretische Auffassung der Sammlung als einseitig zu bezeichnen ist, so wird doch der darin entwickelte Apparat von Formeln und Sätzen für Vorlesungszwecke gute Dienste leisten können, und würde das in noch höherem Grade tun, wenn der Verf. sich an die bewährten \textit{Jacobi-Gudermann}schen Bezeichnungen gehalten hätte. Leider aber hat \textit{Thomae} die Mannigfaltigkeit der Namen in der Theorie der elliptischen Funktionen noch vermehrt, indem er fünf geeignet normierte Thetaquotienten \(sa\, u\), \(ca \,u\), \(da \, u\), \(tga \, u\), \(ja \, u\) nennt, während die übrigen sieben Thetaquotienten namenlos bleiben. Wenn man für alle zwölf Quotienten Namen haben will, so scheinen die \textit{Glaisher}schen: \(sn\), \(ds\), \(sc\); \(ns\), \(nd\), \(nc\); \(cd\), \(cn\), \(cs\); \(dn\), \(dc\), \(ds\) am vorteilhaftesten zu sein. Sehr inhaltsreich, aber freilich auch sehr knapp gehalten ist der Abschnitt über die Anwendungen. Auf 17 Seiten wird hier behandelt: Das Kreispendel, das Parabelpendel, die Rektifikation der Ellipse, das sphärische Pendel, Länge und Inhalt der sphärischen Ellipse, \textit{Jacobi}s Konstruktion des Additionstheorems und die \textit{Poncelet-Steiner}schen Sätze über Kreisbüschel, der Lemniskatenbogen, die winkeltreue Abbildung der Ellipse, des Rechtecks, des Quadrates auf den Kreis, des gleichseitigen Dreiecks auf die Halbebene, die Abbildung zweifach zusammenhängender Gebiete auf den Kreisring, die \textit{Schwarz}sche Minimalfläche, das geschwungene Seil, die geodätische Linie des Rotationsellipsoides, die Kurven dritter Ordnung. Leider vermißt man durchweg numerische Beispiele, während doch bei den Anwendungen der überaus lehrreiche numerische Teil der Rechnung nicht übergangen werden sollte, und ebenso fehlen die zu den wirklichen numerischen Rechnungen erforderlichen Tafeln, wie sie sich zum Beispiel auf verhältnismäßig kleinem Raume und doch in ausreichender Weise in dem Werke von \textit{Lucien Lévy}, Paris 1898, finden. Auf Grund seiner Erfahrungen ist der Ref. überzeugt, daß\ die Studierenden erst dann ein volles Verständnis für die elliptischen Funktionen gewinnen, wenn sie veranlaßt werden, einmal eine Aufgabe aus dieser Theorie bis zu den numerischen Endwerten durchzuführen.
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