Grundlagen der Geometrie. Versuch einer Begründung der euklidischen Geometrie. (Q1503110)

Die umfangreiche Arbeit bildet die ausführliche Darstellung der Untersuchungen des Verf., über welche er eine kurze Übersicht 1902 in den Abhandlungen der mathem. Abt. der Gesellschaft d. Wissenschaften in Odessa 20 u. im Jahresbericht d. D. M.-V. 11 (F. d. M. 33, 485, 1902, JFM 33.0485.03) gegeben hat. Der Ref. begnügt sich daher mit einem kürzeren Bericht, als es die Arbeit wohl verdient, indem er auf die oben genannten Selbstanzeigen verweist. Wie in der Vorrede bemerkt wird, besteht die Aufgabe der Begründung der Geometrie darin, eine Reihe voneinander unabhängiger Definitionen und Postulate anzugeben, von denen aus es möglich ist, die ganze Geometrie formell zu entwickeln. Demgemäß zerfällt die Arbeit in zwei Teile: 1. Konstruktion des geometrischen Systems selbst, 2. Beweis der Unabhängigkeit der Grundvoraussetzungen. Diese beiden Teile sind in der Darstellung nicht getrennt, sondern werden parallel entwickelt. Wird ein Postulat eingeführt, so wird zugleich dessen Unabhängigkeit von den vorangehenden bewiesen, und in dem Schlußkapitel wird der Beweis der vollständigen Unabhängigkeit der Voraussetzungen gegeben. Diese Beweise verlangen die Konstruktion gewisser analytischer Systeme, sogenannter ``analytischer Räume''. Den großen Umfang der Arbeit erklärt der Verf. dadurch, daß er nicht nur einen Plan der Arbeit, sondern die Ausführung selbst geben wollte. Um wirklich jede Behauptung zu beweisen, hat sich der Verf. entschlossen, jeden Beweis bis zu den Elementen durchzuführen, was viele umfangreiche und mitunter umständliche Auseinandersetzungen erforderte; sonst sei es unmöglich, die Frage wirklich zu beleuchten. Um einen Überblick über den Inhalt zu geben, reproduzieren wir hier die Titel der 58 Kapitel, in welche die Arbeit geteilt ist. I. Über einige Zahlensysteme. II. Raum und Bewegung. III. Ebene Räume. IV. Elliptische Räume. V. Hyperbolische Räume. VI. Geradlinige Verteilung dreier Punkte. VII. Geradlinige Gebilde. VIII. Verteilung der Punkte in dem geradlinigen Gebilde. IX. Kontinuität des geradlinigen Gebildes. X. Geradlinige Punktgruppen. XI. Gerade Linie und geradliniger Strahl. XII. Zerlegung des geradlinigen Gebildes in zusammensetzende Gebilde. XIII. Zwei Richtungen der geraden Linie. XIV. Die Gesetze der Bewegung. XV. Die Ebene. XVI. Die Bewegung im Raume \(\Omega_7\). XVII. Geometrische Größen. XVIII. Addition der Strecken. XIX. Archimedisches Axiom. XX. Verhältnis der Strecken. XXI. Ausmessen der Länge der geradlinigen Strecken. XXII. Gegeneinander geneigte Strahlen. XXIII. Das Axiom von Pasch. XXIV. Die Teilung der Ebene durch die gerade Linie. XXV. Verteilung der Geraden und der Ebenen im Raume \(\Omega_8\). XXVI. Geradlinige Winkel. XXVII. Ebener Strahlenbüschel. XXVIII. Vergleichung der Winkel. XXIX. Addition der Winkel. XXX. Ausmessen der Winkel. XXXI. Der Kreis und die Kugel. XXXII. Die gebrochenen Linien. XXXIII. Die Vielecke. XXXIV. Zerlegung der Vielecke in zusammensetzende Vielecke. XXXV. Gegenseitige Berührung der Vielecke. XXXVI. Konvexe Vielecke. XXXVII. Dreiecke. XXXVIII. Zerlegung der Vielecke in zusammensetzende Dreiecke. XXXIX. Mehrfach zusammenhängende Vielecke. XL. Teilung des Raumes durch die Ebene. XLI. Über zweikantige Winkel. XLII. Deren Vergleichung und Ausmessung. XLIII. Strahlenbündel. XLIV. Über Projektionen. XLV. Vielkantige Winkel. XLVI. Zerlegung der mehrkantigen Winkel in zusammensetzende mehrkantige Winkel. XLVII. Dreikantige Winkel. XLVIII. Polare dreikantige Winkel. XLIX. Ausmessung der vielkantigen Winkel. L. Polyeder. LI. Konvexe Polyeder. LII. Die Tetraeder. LIII. Zerlegung der Polyeder in zusammensetzende Polyeder. LIV. Zerlegung der Polyeder in zusammensetzende Tetraeder. LV. Parallellinien. LVI. Proportionale Linien. LVII. Das fünfte Bewegungsgesetz. LVIII. Unabhängigkeit der Voraussetzungen. --- Um die Fragestellung und die Ideenfolge besser zu beleuchten, sollte der Arbeit eine historische Übersicht der Entwicklung der Lehre über die Grundlagen der Geometrie hinzugefügt werden. Doch ist dazu eine besondere Beilage abgezweigt, deren Besprechung später folgen wird (s. das folgende Referat, JFM 35.0493.01).