Über die Vertauschbarkeit homogener linearer Differentialausdrücke. (Q1505416)

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Über die Vertauschbarkeit homogener linearer Differentialausdrücke.
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    Über die Vertauschbarkeit homogener linearer Differentialausdrücke. (English)
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    1903
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    Sind \(P_m\)m und \(Q_n\) lineare homogene Differentialausdrücke: \[ P_m=p_0y^{(m)}+p_1y^{(m-1)}+\cdots +p_{m-1}y'+p_my, \] \[ Q_n=q_0y^{(n)}+q_1y^{(n-1)}+\cdots +q_{n-1}y'+q_ny, \] deren Koeffizienten \(p_i\) und \(q_i\) Funktionen von \(z\) sind, so bedeutet das symbolische Produkt \(PQ\), daß in \(P\) an Stelle von \(y\) der Ausdruck \(Q\) gesetzt werden soll. Für die Zusammensetzung linearer Differentialausdrücke gilt zwar das assoziative und distributive, aber im allgemeinen nicht das kommutative Gesetz; vielmehr müssen die Koeffizienten von \(P\) und \(Q\) gewisse Bedingungen erfüllen, damit dies der Fall sei. Diese Bedingungen werden in der vorliegenden Arbeit für eine ausgedehnte Klasse von Differentialgleichungen aufgestellt; dabei spielt der Begriff der Irreduktibilität eines Differentialausdruckes im \textit{Frobenius}schen Sinne eine bemerkenswerte Rolle: während das Problem ganz allgemein gelöst werden kann, wenn einer der beiden Differentialausdrücke als irreduktibel vorausgesetzt wird, kann dasselbe ohne diese Voraussetzung nur von Fall zu Fall erledigt werden. Zunächst ergibt sich \(q_0^m=cp_0^n\) (\(c\) Konstante); setzt man daher z. B. \(p_0= 1\) voraus, so muß auch \(q_0\) eine Konstante sein, die ebenfalls gleich 1 angenommen werden kann, da konstante Faktoren die Vertauschbarkeit nicht beeinflussen. Alsdann ergeben sich folgende Resultate: I. Sind die Ausdrücke \(P_m\) und \(Q_n\) beide irreduktibel, so ist für das Bestehen der Gleichung \(P_mQ_n=Q_nP_m\) notwendig und hinreichend, daß \(n=m\) ist und die Koeffizienten \(p_m\) und \(q_m\) sich nur im eine additive Konstante unterscheiden, während die übrigen Koeffizienten einander gleich sind; dies gilt insbesondere für zwei -- stets als irreduktibel anzusehende -- Differentialausdrücke erster Ordnung (vergl. \textit{Floquet,} Ann. Éc. Norm {(2)} \( 8\) (1879), Suppl. p. 49). II. Ist \(P_m\) irreduktibel, so muß \(n=km\) sein, und \(Q_n\) zerfällt in \(k\) symbolische Faktoren der Ordnung \(m\), die untereinander und mit \(P_m\) vertauschbar sind (vergl. den ersten Fall). Jeder mit einem Ausdruck erster Ordnung \(P_1\) vertauschbare Ausdruck \(Q_n\) zerfällt daher in \(n\) untereinander und mit \(P_1\) vertauschbare Faktoren erster Ordnung; er kann in einen Ausdruck transformiert werden, dessen Koeffizienten bis auf einen gemeinsamen Exponentialfaktor konstant sind. III. Setzt man weder \(P_m\), noch \(Q_n\) als irreduktibel voraus, so kann das Problem der Vertauschbarkeit nur von Fall zu Fall behandelt werden; dabei ist zu bemerken, daß die beiden Probleme für \(P_n,Q_{kn}\) und für \(P_n,Q_{kn-1}\) sich nicht wesentlich unterscheiden. 1. \(P_2Q_2=Q_2P_2\): a) \(p_1=q_1\), \(p_2=q_2+\text{const.}\) (vergl. Fall 1), b) \(P_2\) und \(Q_2\) zerfallen in je zwei symbolische Faktoren erster Ordnung, die alle untereinander vertauschbar sind, sie können durch dieselbe (Normal-)Transformation in lineare Ausdrücke mit -- abgesehen von einem gemeinsamen Exponentialfaktor -- konstanten Koeffizienten transformiert werden. 2. \(P_2P_3=P_3P_2\): man setze \[ P_3=Q_1P_2+P_1, \] wo \(P_1=p_0y'+p_1y\), \(Q_1=y'+q_1y\). a) Ist \(p_0\) eine Konstante (die auch Null sein kann), so zerfallen \(P_2\) und \(P_3\) in zwei, bezw. drei, sämtlich untereinander vertauschbare Faktoren erster Ordnung und lassen sich wie oben transformieren. b) Ist \(p_0\) von \(z\) abhängig, so ergibt sich \[ P_2=\frac{1}{p_0^2}[p_0y'+(p_1-\omega_1)y][p_0y'+(p_1-\omega_2)y], \] wo \(p_0\) eine durch die Gleichung \[ p_0'{}^2 + 4p_0^3+4c_1p_0^2+c_2p_0-(\omega_1-\omega_2)^2=0 \] definierte doppelt-periodische Funktion (oder eine ihrer Ausartungen) ist, und \(Q=y'+\left[\frac{p_0'+2p_1-(\omega_1+\omega_2)}{2p_0} \right] y+c\); \(p_1\) ist eine willkürliche eindeutige Funktion von \(z\); \(c,c_1,c_2,\omega_1,\omega_2\) sind willkürliche Konstanten. Die Probleme \(P_3,Q_3\) und \(P_2Q_1\) gehören zu derselben Kategorie (vergl. die obige Bemerkung) 3) \(P_2P_5=P_5P_2\): \[ \begin{aligned} & P_5=R_1P_2^2+Q_1P_2+P_1(P_2^2=P_2P_2),\\ & P_1=p_0y'+p_1y,\quad Q_1=q_0y'+q_1y,\quad R_1=y'+r_1y. \end{aligned} \] a) Ist \(p_0\) eine Konstante, so zerfallen \(P_2\) und \(P_5\) in zwei, bezw. fünf vertauschbare Faktoren erster Ordnung und können wie oben transformiert werden. b) Ist \(p_0\) eine Funktion von \(z\), so ergibt sich \[ P_2=\frac{1}{p_0^2}\, [p_0y'+(p_1-\omega_1)y][p_0y'+(p_1-\omega_2)y] =y''+{\mathfrak p}_1y'+{\mathfrak p}_2y, \] wo \[ \begin{aligned} & {\mathfrak p}_1 = \frac{p_0'+2p_1-(\omega_1+\omega_2)}{p_0},\\ & {\mathfrak p}_2 = \frac{p_0p_1'+p_1^2-(\omega_1+\omega_2)p_1+\omega_1\omega_2}{ p_0^2}; \end{aligned} \] \(p_0\) ist eine wie oben definierte doppelt-periodische Funktion, ferner \[ q_0=p_0+1,\quad q_1=\frac{{\mathfrak p}_1}{2}\,q_0-\tfrac 12\, q_0'+c,\quad r_1=\frac{{\mathfrak p}_1}{2}+c'; \] die Funktion \(p_1\) bleibt willkürlich. -- Zu derselben Kategorie gehört das Problem der Vertauschbarkeit von \(P_2\) und \(P_6\).
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