Zur Theorie der Spektrallinien. (Q1510016)

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Zur Theorie der Spektrallinien.
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    Zur Theorie der Spektrallinien. (English)
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    1901
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    Das Auftreten diskreter Linien im Spektrum eines glühenden Gases erklärt man durch sogenannte Eigenschwingungen der Moleküle. Wie diese Schwingungen zustande kommen, darüber herrscht keine feste Ansicht. Lord \textit{Kelvin} nimmt an, daß\ das Innere des kugelförmig gedachten Atoms diese Schwingungen ausführt, und zwar denkt er sich das Atom als aus konzentrischen Kugelschalen bestehend, die durch elastische Kräfte an einander und an den umgebenden Lichtäther gebunden sind. Diese Hypothese von Lord \textit{Kelvin} ist nun nach Ansicht des Verf. nur als ein Ersatz für die Tatsache anzusehen, daß\ die Wellenlängen der Linien eines Spektrums als Wurzeln einer transzendenten Gleichung aufzufassen sind, die von der inneren Natur des Atoms abhängt. Dieser Ansicht sucht der Verf. in der vorliegenden Arbeit eine mathematische Unterlage zu geben, die eine Vergleichung mit der Erfahrung ermöglicht. Er denkt sich zu dem Zwecke eine im Lichtäther ruhende homogene Kugel, deren Inneres beliebige transversale oder longitudinale Oszillationen ausführt, und fragt, wie sich diese Oszillationen auf den Lichtäther übertragen, und zwar speziell unter der Annahme, daß\ vom Mittelpunkte der Kugel aus nach allen Seiten Symmetrie herrscht Anschließend an die Untersuchungen von \textit{Clebsch} (J. für Math. 61) und \textit{Henneberg} (Annali di Mat. (2) 9; vgl. F. d. M. 11, 721, 1879, JFM 11.0721.02), stellt er die Ausdrücke für die Schwingungskomponenten im Innern der Kugel auf. Da an der Kugeloberfläche der Druck verschwinden muß, so ergibt sich, daß\ die longitudinalen Oszillationen des Kugelinnern von der transzendenten Gleichung abhängen: \[ \text{cotg} (n\varrho) = \frac{k^2 -n^2 \varrho^2}{k^2 n\varrho}\,, \] während für die \textit{transversalen} Bewegungen die entsprechende Gleichung lautet: \[ \text{cotg} (n\varrho) = \frac{2- n^2 \varrho^2}{2n \varrho}\,. \] Darin ist \(k^2 = \frac{4b^2}{a^2}\), während \(a^2\) und \(b^2\) die beiden Elastizitätskonstanten der Kugel, \(\frac{2\pi}{nb}\) die Schwingungsdauer, \(\varrho\) den Kugelradius bezeichnen. Weiter wird die Wirkung der schwingenden Kugel auf den umgebenden Lichtäther untersucht. Die Bedingung ist, daß\ an der Kugelfläche die Amplituden innen und außen gleich sind, und daß\ ebenso die Druckkräfte an der Kugel sich das Gleichgewicht halten. Daraus folgt, daß\ bei longitudinalen Schwingungen der Kugel der Äther, in dem wegen der Inkompressibilität nur transversale Wellen sich ausbreiten können, in Ruhe bleibt. Dagegen rufen die transversalen Schwingungen der Kugel eine Bewegung des Äthers hervor, deren Schwingungsdauer \(\frac{2\pi}{n_1 a_1}\) durch eine der folgenden beiden Bedingungsgleichungen bestimmt wird: \[ \frac{a}{a_1} \left( \frac{2}{n\varrho} + \frac{n\varrho}{n\varrho \cdot \text{cotg} (n\varrho) -1} \right) = \frac{2}{n_1 \varrho} + \frac{n_1 \varrho}{\pm in_1 \varrho -1}\,. \] Die Wurzeln der einen dieser beiden Gleichungen sind konjugiert imagiär zu denen der andern; um reelle Resultate zu erhalten, müssen immer zwei konjugierte Werte gleichzeitig benutzt werden. Ist also \(n_1 =\mu_1 +i\nu_1\), so ist \(T= \frac{2\pi}{\mu_1 a_1}\). Der imaginäre Teil \(\nu_1\) bedingt das Hinzutreten von Exponentialfaktoren, vermöge deren die Schwingungen mit wachsender Zeit allmählich erlöschen. Hiermit ist gezeigt, daß\ bei kugelförmiger Grenzfläche für gewisse Wellenlängen, die durch transzendente Gleichungen bestimmt werden, die Grenzbedingungen der elastischen Lichttheorie vollkommen erfüllt werden können. Das ist das Hauptresultat der rein analytischen Entwicklungen. Es wird nun das Resultat geprüft mittels Überlegungen, die nicht mehr streng mathematisch sind, da es sich in praxi nicht um ein einziges kugelförmiges Atom, sondern um eine sehr große Zahl solcher handelt. Ein sehr reiches Material für eine solche Prüfung bieten die Spektra der einatomigen Gase. Ein solches Spektrum besteht aus einer Reihe verschiedener Einzelspektra, die sich über einander lagern, und deren jedes durch eine besondere transzendente Gleichung bestimmt wird. Die einzelnen Gruppen von Linien zu trennen und mit den Wurzeln der zugehörigen Gleichungen rechnerisch in Beziehung zu setzen, erscheint kaum möglich, zumal die Konstanten, von denen jene Gleichungen abhängen, nicht bekannt sind. Nimmt man aber zwei verschiedene einatomige Gase, so ergibt sich, wenn nur annähernd \(a = a'\) und die Dichten beider Gase wenig verschieden sind, \[ \frac{n}{n'} = \frac{T'}{T} = \root 3\of{\frac{G'}{G}}, \] wo \(G\) und \(G'\) die Atomgewichte sind. Mittels dieser Formel hat der Verf. für eine Reihe von Beispielen aus den beobachteten Spektrallinien eines Elements die entsprechenden eines andern Elements berechnet. In vielen Fällen war die Gleichung annähernd erfüllt, in anderen war allgemeiner (wegen \(a' \gtrless a\) und \(\delta' \gtrless \delta\), unter \(\delta\) die Dichte verstanden), \[ \frac{T}{T'} =C\, \root 3\of{\frac{G}{G'}}, \] wo \(C\) eine Konstante. Diese Rechnungen, auf die hier nicht näher eingegangen werden kann, nehmen einen großen Teil der Arbeit ein. Zum Schluß\ wird das Auftreten von Serien von Spektrallinien besprochen. Man kann nicht erwarten, daß\ eine allgemeine Diskussion der hier abgeleiteten transzendenten Gleichungen zu solchen Serien führen wird. Nur bei speziellen Relationen zwischen den vorkommenden Konstanten ist ein solches Resultat zu erwarten. Der Verf. macht zur Aufstellung solcher Relationen einen rechnerischen Anstanz, der aber mehr den Charakter einer empirischen Formeln hat, und den wir daher übergehen.
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