Die Hesse'sche und die Cayley'sche Curve. (Q1511686)

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Die Hesse'sche und die Cayley'sche Curve.
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    Die Hesse'sche und die Cayley'sche Curve. (English)
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    Diese vier Aufsätze (siehe auch JFM 31.0589.01, JFM 31.0589.02 und JFM 31.0589.03) bringen eine bemerkenswerte Weiterentwickelung der Theorie der ebenen Curven dritter Ordnung \(C\) nach geometrischer wie formentheoretischer Richtung. Die Arbeiten von White gehen von dem allgemeinen Gedanken aus, die Theorie der irrationalen Covarianten, die in letzter Zeit erhebliche Fortschritte in der Formentheorie und Geometrie gezeitigt hat, für die Theorie der Curven \(C\) zu verwerten. Im besonderen gehen diese Arbeiten von einem fruchtbaren Hilbert'schen Verfahren aus (F. d. M. 20, 199, 1888, JFM 20.0199.01). Die Covariante zweiten Grades in den Coefficienten einer ternären kubischen Form \(C = a_x^3\) ist \((aa'u)^2a_xa_x'\). Gleich Null gesetzt, stellt sie, je nachdem die \(x\) oder die \(u\) als variabel betrachtet werden, den Polkegelschnitt der Geraden \((u)\) oder den Polarkegelschnitt des Punktes \((x)\) dar. Ersetzt man die Variabeln \((u)\) durch die Symbole einer ternären Form \(n\)-ter Ordnung \(A_x^n\), so stellt \((aa'A)a_x a_x'A_x^{n-2} = 0\) die ``Polo-\(n\)-ic'' der Curve \(A = A_x^n = 0\) bez. \(C\) dar. Hilbert fragt nach den Kegelschnitten \(A = A_x^2 = 0\), die mit ihren ``Polkegelschnitten'' coincidiren, so dass also \((aa'A)^2a_xa_x' = \lambda A_x^2\). Es ergeben sich nur zwei verschiedene Werte \(\lambda = \pm\sqrt{\frac16S}\), wo \(S\) die bekannte Invariante von \(C\) bedeutet. Jede der beiden Formen \(A\) enthält noch drei linear homogen eingehende willkürliche Parameter, d. h. die betreffenden Kegelschnitte bilden noch je ein Netz ``\(P(A)\)'' resp. ``\(P(B)\)''. White nennt solche Kegelschnitte ``autopoloconics.'' Behufs Untersuchung dieser beiden Netze legt White die Hesse'sche Normalform \(a_x^3 = x_1^3 + x_2^3 + x_3^3 + 6mx_1x_2x_3 = 0\) zu Grunde. Bedeuten \(A_{ik}\) die Coefficienten von \(A\), und setzt man, den erhaltenen Bedingungen gemäss, \(\frac{A_{23}}{A_{11}} = \frac{A_{31}}{A_{22}} = \frac{A_{12}}{A_{33}} = A\), so kommt \(4mA(m+A)+1=0\). Mithin giebt es zwei Werte ``\(A\)'' und ``\(B\)'' für \(A\). Nun sind diese beiden Netze von autopoloconics bez. \(C\) die Polarkegelschnittnetze zweier Curven dritter Ordnung \(A = A_x^3 = 0\), \(B = B_x^3 = 0\), die aus \(C\) dadurch hervorgehen, dass man \(m\) durch \(A\), resp. \(B\) ersetzt. Aus Symmetriegründen folgt dann der Satz: ``Die drei Curven dritter Ordnung \(A\), \(B\), \(C\) bilden ein geschlossenes System derart, dass die beiden Netze der autopoloconics einer jeden die Polarkegelschnittsnetze bez. je einer der beiden andern sind.'' Zugleich ersieht man, dass die drei Curven \(A\), \(B\), \(C\) eine gemeinsame Cayley'sche Curve besitzen, und dass umgekehrt die drei Curven dritter Ordnung, die bekanntlich zu einer gegebenen Cayley'schen Curve gehören, durch die erstere Eigenschaft charakterisirt sind. Eine analoge Betrachtung geht dualistisch vor. Eine Klassencurve \(u_a^n = 0\) wird vermöge \((aa' u)^2 a_xa_x'\) transformirt in \((aa' u)^2 a_a a_a' u_a^{n-2} = 0\); geht sie dabei in sich über, so heisst sie ``autopolar'' bez. \(C\). Es giebt dann wiederum zwei getrennte Scharscharen von autopolaren Klassenkegelschnitten ``\((\alpha)\)'' und ``\((\beta)\)'', und diese sind zugleich die Polkegelschnitte zweier Curven dritter Klasse mit gemeinsamer Hesse'scher Curve, und letztere ist auch Hesse'sche Curve derjenigen Curve dritter Klasse, die (in Reye'schem Sinne) apolar zu \(C\) ist. Zwischen den beiden Netzen \((A)\) und \((B)\) einerseits und den beiden Scharscharen \((\alpha)\) und \((\beta)\) andererseits herrscht eine Reihe interessanter Beziehungen. In der anschliessenden Abhandlung liefert Gordan mit symbolischen Mitteln die zugehörigen formentheoretischen Entwickelungen, indem er eine allgemeine Form \(a_x^3\) zu Grunde legt. Er stützt sich dabei auf eine grundlegende, von ihm in Gemeinschaft mit Clebsch herausgegebene Arbeit (F. d. M. 5, 96, 1873, JFM 05.0096.01). Die Hauptcombinanten des Polarkegelschnittnetzes \(a_x^2 a_y\) sind die Elementar-Covarianten von \((abc) a_x^2 b_y^2 c_z^2\), d. h. die Hesse'sche Form \(\varDelta\) und die Cayley'sche Form \(s\); alle andern Combinanten sind simultane Formen von \(\varDelta\) und \(s\). Bezeichnet \(\pi = u_\pi^3\) die zu \(C = a_x^3\) apolare Form dritter Klasse, so besitzen \(C\) und \(\pi\) dieselben Haupt-Combinanten; die Hesse'sche Curve von \(C\) ist die Cayley'sche von \(\pi\) und die Hesse'sche von \(\pi\) die Cayley'sche von \(C\). Die Untersuchung von White wird dahin charakterisirt, Curven zu finden, welche entweder die Cayley'sche oder die Hesse'sche mit \(C\) gemein haben. Die invarianten Bildungen von \(\varkappa C + \lambda\varDelta\) werden mittels des Aronhold'schen Processes \(\delta C= \varDelta\) berechnet. Daraufhin lassen sich die Curven aufstellen, die dieselbe Hesse'sche und die dieselbe Cayley'sche Curve besitzen; von jeder Art giebt es ein Tripel. Aus den erhaltenen Formeln folgen noch insbesondere die Apolarität der Netze \((A)\) und \((B)\), sowie die Relationen, welche ein Tripel \(A\), \(B\), \(C\) charakterisiren. In der zweiten Abhandlung stellt Gordan die Curven \(\bar\varDelta\) und \(\bar s\) auf, deren Hesse'sche und Cayley'sche Curven gegebene Curven dritter Ordnung, bezw. Klasse sind. Das Ergebnis richtet sich ganz nach der Natur der gegebenen Curve; es kann 3 verschiedene \(\bar\varDelta\), \(\bar s\) geben, oder eine, oder ganze Scharen, oder endlich keine. Zu dem Behuf geht eine genaue Einteilung der Curven dritter Ordnung \(C\) nach ihren projectiven Ausartungsmerkmalen voraus. Man hat 10 Arten von \(C\), die mit \(C_1\), \(C_2\), ..., \(C_{10}\) bezeichnet werden: 1. Die \(C_1\) haben keinen Doppelpunkt. Die Invariante \(S\) ist \(\neq0\). 2. Die \(C_2\) haben keinen Doppelpunkt, aber es ist \(S = 0\). 3. Die \(C_3\) haben einen Doppelpunkt. 4. Die \(C_4\) haben zwei Doppelpunkte, d. h. sie zerfallen in einen Kegelschnitt und eine ihn in zwei Punkten schneidende Gerade. 5. Die \(C_5\) haben drei Doppelpunkte, d. h. sie zerfallen in ein Dreieck. 6. Die \(C_6\) haben einen Rückkehrpunkt. 7. Die \(C_7\) zerfallen in einen Kegelschnitt und eine ihn berührende Gerade. 8. Die \(C_8\) zerfallen in drei durch einen Punkt gehende Gerade. 9. Die \(C_9\) arten in zwei Gerade aus, von denen eine doppelt zählend ist. 10. Die \(C_{10}\) arten in eine dreifache Gerade aus. Für diese 10 Arten von Curven \(C\) werden mittels geeigneter ``normaler'' Coordinatendreiecke Normalformen angegeben, sodann die Werte der Covarianten \(\varDelta\), \(s\) und der Invarianten \(S\), \(T\), \(R\), und deren charakteristische Beziehungen aufgestellt. Hat man auf Grund der letzteren Relationen erkannt, zu welcher Art eine vorgelegte Curve \(C\) gehört, so handelt es sich noch darum, die Curve in die bezügliche Normalform zu transformiren, mit anderen Worten, das zugehörige Normaldreieck (das Product seiner Seiten, resp. Ecken) aufzustellen. Das erfordert bei \(C_1\) eine biquadratische und eine kubische Gleichung, bei \(C_2\) und \(C_5\) eine kubische, bei \(C_3\) und \(C_4\) eine quadratische Gleichung; zu den fünf letzten \(C\) gehören Scharen von Normaldreiecken. Nunmehr lassen sich die Arten der Curven \(C\) bestimmen, von denen gegebene Curven \(C\) Hesse'sche, resp. Cayley'sche sind, und damit die Arten der Curven \(\bar\varDelta\) und \(\bar s\), die zu den verschiedenen \(C\) gehören. Den Curven \(C_1\) und \(C_2\) entsprechen je 3 Curven \(\bar\varDelta\), den Curven \(C_3\), \(C_4\), \(C_5\) je eine Curve \(\bar\varDelta\), endlich den \(C_5\), \(C_9\), \(C_{10}\) Scharen von \(\bar\varDelta\). Andererseits entsprechen den Curven \(C_1\) und \(C_2\) je 3 Curven \(\bar s\), den übrigen \(C\) Curvenscharen. Zum Schlusse werden die \(\bar\varDelta\) und \(\bar s\) für die \(C_1\) und \(C_2\) ohne Hülfe der Normalformen bestimmt, was eine Ersparnis in der Auflösung von Hülfsgleichungen mit sich bringt. White dehnt in der zweiten Abhandlung seine Transformations-Ueberlegungen auf höhere Covarianten aus. Jede Covariante (Comitante), von demselben Grade in zwei contragredienten Reihen von Variabeln \(x\), \(u\) lässt sich als Symbol einer Transformation auffassen. So geht vermöge der bilinearen Form \(a_x u_a\) als ``Operator'' aus \(A_x^3\) durch ``vollständige'' Transformation die neue Form \(A_a A_{a'} A_{a''} a_x a_x' a_x''\) hervor, andererseits durch ``partielle'' Transformation die neuen Formen \[ A_a A_x^2 a_x = A_x'^3,\quad A_a' A_x'^2 a_x = A_x''^3\text{ etc.}, \] und analog für höhere, als bilineare Formen. Hier kann man wiederum nach solchen Curven fragen, die durch derartige Transformationen in sich übergehen; es werden das irrationale Covarianten von \(C = A_x3 = 0\) sein. Für eine \(A_x^3\) giebt es sieben Covarianten gleicher Ordnung und Klasse, drei von Ordnung und Klasse \((2, 2)\), und vier von Ordnung und Klasse \((3, 3)\). In der ersten Abhandlung waren Kegelschnitte untersucht, die bei vollständiger Transformation von der Gattung \((2, 2)\) invariant blieben. Nunmehr geht der Verf. dazu über, Curven dritter Ordnung zu studiren, die sich bei partiellen Transformationen von der Gattung \((2, 2)\), sowie solche, die sich bei vollständigen Transformationen von der Gattung \((3, 3)\) invariant verhalten. Im ganzen ergeben sich so acht neue Curven \(C\), die alle äquianharmonisch sind; ihnen stehen dualistisch acht Curven dritter Klasse gegenüber. So z. B. ergiebt sich bei Verwendung des Operators \(\Theta = (aa' u)^2 a_xa_x'\) (wenn \(C\) wieder mit \(a_x^3\) bezeichnet wird) durch Rechnungen, die den früheren analog sind: ``Die autopolo-cubics einer allgemeinen Curve \(C\) sind einmal die beiden früheren Curven dritter Ordnung, deren Polarkegelschnitte autopoloconics bez. \(C\) sind, sodann aber noch vier Büschel specieller Curven dritter Ordnung.'' Von diesen Büscheln ist etwa das erste von der Gestalt: \[ c_1(x_1^2x_2 + x_2^2x_3 + x_3^2x_1) + c_2(x_1x_2^2 + x_2x_3^2 + x_3x_1^2) = 0. \] Von den vier Operatoren \((3, 3)\) lautet der erste: \(G_3 = (acu)(abu)^2b_xc_x^2\); die bei ihm invarianten Curven, dritter Ordnung bestehen einmal aus acht getrennten, sodann noch aus dem syzygetischen Büschel \(\varkappa C + \lambda\varDelta\). Zwischen diesen neuen Curven dritter Ordnung, resp. Klasse herrschen wiederum durchsichtige Apolaritätsbeziehungen. Der Referent ist auf die vorliegenden, ersichtlich verallgemeinerungsfähigen Untersuchungen ausführlicher eingegangen nicht nur, weil sie an sich ein nicht geringes Interesse beanspruchen, sondern auch weil die neue Zeitschrift, in der sie erschienen sind, in Deutschland noch wenig verbreitet sein dürfte.
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