On the Dirichlet principle. (Translated by L. Laugel.) (Q1513896)

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On the Dirichlet principle. (Translated by L. Laugel.)
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    On the Dirichlet principle. (Translated by L. Laugel.) (English)
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    1900
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    (Siehe auch JFM 31.0418.01) Unter dem Dirichlet'schen Princip versteht Hilbert diejenige Schlussweise auf die Existenz einer Minimalfunction, die Gauss (1839), Thomson (1847), Dirichlet (1856) und andere Mathematiker zur Lösung sogenannter Randwertaufgaben angewandt haben, und deren Unzulässigkeit zuerst von Weierstrass erkannt worden ist. In seinem Vortrage zeigt er, dass dieses Princip dennoch zur Auffindung von strengen und einfachen Existenzbeweisen dienen kann, oder vielmehr das allgemeinere Princip, dass ``eine jede Aufgabe der Variationsrechnung eine Lösung besitzt, sobald hinsichtlich der Natur der gegebenen Grenzbedingungen geeignete einschränkende Annahmen erfüllt sind und nötigenfalls der Begriff der Lösung eine sinngemässe Erweiterung erfährt.'' Die von ihm ausgebildete Schlussweise wird von Hilbert an zwei Beispielen auseinandergesetzt. 1. Auf einer gegebenen Fläche \(z=f(x,y)\) zwischen zwei gegebenen Punkten \(P\) und \(P^{(1)}\) die kürzeste Linie zu ziehen. Aus der Gesamtheit der Curven, die auf der Fläche liegen und \(P\) und \(P^{(1)}\) verbinden, sondere man eine Schar von Curven \(C_n\) \((n = 1, 2, 3,\dots,\infty)\) aus, deren Längen \(L_n\) für \(n=\infty\) als Grenze die untere Grenze \(l\) der Längen aller Curven auf der Fläche zwischen \(P\) und \(P^{(1)}\) besitzen. Man trage von \(P\) aus auf \(C_n\) die Länge \(\frac12L_n\) ab, bis zum Punkt \(P_n^{(\frac12)}\). Dann besitzen die Punkte \(P_n^{(\frac12)}\) eine Verdichtungsstelle \(P^{(\frac12)}\), wo \(P^{(\frac12)}\) wiederum ein Punkt der Fläche ist. Dasselbe Verfahren wende man auf die Punkte \(P\) und \(P^{(\frac12)}\) an und erlange dadurch einen Punkt \(P^{(\frac14)}\), ebenso auf \(P^{(\frac12)}\) und \(P^{(1)}\), wodurch \(P^{(\frac34)}\) erlangt werde. Indem man dieses Verfahren unbegrenzt fortsetzt, erhält man eine unendliche Punktmenge \(P^{(a)}\), von der sich, wenn \(f(x,y)\) nebst den ersten Ableitungen nach \(x\) und \(y\) stetig ist, zeigen lässt, dass sie überall dicht ist und daher eine stetige Curve definirt, welche die gesuchte kürzeste Linie ist. 2. Eine Potentialfunction \(z=f(x,y)\) zu finden, die auf einer gegebenen Randcurve in der \(xy\)-Ebene gegebene Randwerte annimmt. Der Einfachheit halber wird dabei angenommen, dass die gegebene Randcurve eine stetige Tangente und Krümmung, die gegebene Randfunction eine stetige Ableitung besitzt. Auf der \(xy\)-Ebene errichte man in den Punkten der Randcurve Lote, auf denen man die betreffenden Randwerte abtrage. Man erhält so eine Raumcurve, durch die man sich alle möglichen Flächen gelegt denke. Existirt dann eine Fläche \(z=f(x,y)\), für die das Integral \[ J(f) = \iint \left\{\left(\frac{\partial f}{\partial x}\right)^2 + \left(\frac{\partial f}{\partial y}\right)^2\right\} dx\,dy \] ein Minimum ist, so ist sie notwendig eine Potentialfläche, und damit ist die Randwertaufgabe gelöst. Um die Existenz einer solchen Fläche nachzuweisen, denkt sich Hilbert wieder aus der Gesamtheit der Flächen, deren Rand durch die Raumcurve gebildet wird, eine Schar \(z=F_n(x,y)\) \((n=1,2,\dots,\infty)\) ausgesondert, deren zugehörige Integralwerte \(J_n=J(F_n)\) sich der unteren Grenze \(i\) des Integralwertes \(J\) für alle Flächen als Grenze nähern. Jede dieser Flächen lässt sich, wie leicht zu zeigen, durch eine Fläche \(z=\overline{F_n}(x,y)\) ersetzen, so dass der zu \(z=\overline{F_n}(x,y)\) gehörige Integralwert \(J(\overline{F_n})\) kleiner oder gleich dem zu \(z=F_n(x,y)\) gehörigen Integralwert \(J_n\) wird, und zugleich \(z=\overline{F_n}(x,y)\) an keiner Stelle eine Tangente besitzt, deren Winkel mit der \(xy\)-Ebene grösser als ein gewisser der Raumcurve eigentümlicher Winkel \(\varphi\) ausfällt. Aus der Reihe der Functionen \(\overline{F_n}(x,y)\) sondere man eine solche Reihe von Funcionen \(f_n(x,y)\) aus, dass der Grenzwert \(\lim\limits_{n=\infty} f_n(x,y)\) für alle diejenigen Punkte \(x\), \(y\) innerhalb der gegebenen ebenen Randcurve existirt, deren Coordinaten \(x\), \(y\) rationale Zahlen sind. Man beweist dann leicht, dass die unendliche Reihe von Functionen \(f_n(x,y)\) für das Innere der Curve einschliesslich des Randes gleichmässig convergirt, woraus folgt, dass \(\lim\limits_{n=\infty} f_n(x,y)=f(x,y)\) eine stetige Function der Veränderlichen \(x\) und \(y\) ist. Die Fläche \(z=f(x,y)\) ist dann die gesuchte Potentialfläche. Den Hauptvorteil der neuen Methode erblickt Hilbert darin, ``dass sie nur die Minimums-Eigenschaft benutzt und von der speciellen Natur der Aufgabe, d. h. von den besonderen Eigenschaften der geodätischen Linie, bezw. der Potentialfunction keinen Gebrauch macht; das Schlussverfahren ist daher auch auf allgemeinere Probleme der Flächentheorie und der mathematischen Physik anwendbar.'' In der That ist diese neue Methode in zwei Göttinger Dissertationen aus dem Jahre 1901 von Noble für die Extreme von einfachen bestimmten Integralen, von Hendrick für gewisse Fälle von Doppelintegralen angewandt worden.
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    The existence of minima for functioinals.
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