Studien über die geodätische Abbildung. (Q1517307)

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Studien über die geodätische Abbildung.
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    Studien über die geodätische Abbildung. (English)
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    1899
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    Verf. führt seine interessanten geometrischen Untersuchungen aus den Münchener Berichten fort (F. d. M. 24, 730, 1892, JFM 24.0730.01), die aus einem Problem der Praxis hervorgegangen und für die Bestimmung der Erdgestalt wichtig sind. Zwei beliebige Flächenstücke \(F\) und \(F'\) ohne gerade Linien seien auf folgende Weise auf einander abgebildet: Für drei beliebige Punkte \(A\), \(B\), \(C\) von \(F\) und ihre entsprechenden \(A'\), \(B'\), \(C'\) von \(F'\) möge, wie auch immer die Punkte auf \(F\), bezüglich \(F'\) gelegen sind, der \(\angle ABC=\angle A'B'C'\) sein. Der \(<ABC\) soll dabei der Winkel sein, den die beiden Ebenen, welche durch die Lotlinie von \(B\) und die Punkte \(A\), bez. \(C\) gelegt sind, mit einander bilden. Unter der Lotlinie irgend eines Punktes \(A\) von \(F\) sei eine ganz beliebige, also nicht notwendig zur Fläche senkrechte Linie, welche durch den Punkt \(A\) gelegt ist, verstanden. In der Praxis kann also für die Lotlinie jede wohl definirte Richtung, nicht nur diejenige der Schwere, verwandt werden. Analoge Definitionen mögen für \(F'\) gelten. Eine derartige, vom Verf. geodätisch genannte Abbildung ist im allgemeinen nicht ähnlich; doch geht, wie in der früheren Arbeit gezeigt wurde, \(F'\) und sein Lotliniensystem \(\Sigma'\) aus \(F\) und dessen Lotliniensystem \(\Sigma\) durch eine projective Transformation \(\mathfrak T\) hervor. Bei der betrachteten Abbildung lassen sich von jeder Lotlinie der Fläche \(F\) zwei Ebenen legen, die gleichzeitig den unendlich fernen Kugelkreis \(\omega\) und einen Kegelschnitt \(\Omega\), der aus \(\omega\) durch die projective Transformation \(\mathfrak T^{-1}\) hervorgeht, berühren. Die Discussion des Verhaltens dieser zwei erwähnten Grenzflächen zu einander lehrt, dass bei einer geodätischen Abbildung entweder: 1. \(F'\) ähnlich zu \(F\) ist, oder 2. die Lotlinien von \(F\)(und dann auch die zu \(F'\)) sich in einem endlichen oder unendlich fernen Punkte schneiden, oder 3. die Lotlinien dualistisch den Sehnen einer allgemeinen Raumcurve vierter Ordnung erster Species entsprechen und einen Teil einer Congruenz bilden, welche aus allen Geraden auf den Flächen der confocalen Schar \(\omega+\lambda\Omega=0\) besteht. Eine derartige Congruenz sei mit \(\Gamma\) bezeichnet. Im zweiten Falle kann ohne eine besondere Annahme nichts über die Beziehung von \(F'\) zu \(F\) ausgesagt werden; daher beschränkt sich Verf. im Folgenden auf die Untersuchung der ersten und dritten Möglichkeit. Kann man die Abbildung derartig einrichten, dass irgend eine Eigenschaft, welche aus der Zugehörigkeit des Lotliniensystems \(\Sigma\) zu einer Congruenz \(\Gamma\) folgen würde, bei der Abbildung nicht vorhanden ist, so muss \(F'\) ähnlich zu \(F\) sein. Wenn \(\Sigma\) einer Congruenz \(\Gamma\) angehört, so können nur zwei gewisse Ebenen mehr als zwei und dann unendlich viele reelle Lotlinien enthalten; kann man also z. B. die Abbildung auf eine Fläche ausführen, deren Lotlinien alle eine Gerade schneiden, so ist diese Abbildung notwendig ähnlich. Um weitere Kriterien, die mit Hülfe astronomischer Messungen über die Aehnlichkeit bisweilen eine Entscheidung liefern, angeben zu können, ordnet Verf. der Fläche \(F\) einen unendlich fernen Punkt \(\Pi\) zu und \(F'\) einen unendlich fernen Punkt \(\pi'\), die er Polpunkte nennt; die Ebene, gelegt durch \(\pi\) und die Lotlinie \(a\), welche durch den Punkt \(A\) geht, heisse Meridianebene; wenn \(\pi\) auf \(a\) liegt, also die Meridianebene unbestimmt wird, so heisse der Fusspunkt \(A\) von \(a\) ein Pol von \(F\). Der von \(a\) mit der Linie \(A\pi\) gebildete Winkel heisse die Poldistanz von \(A\), sein Complement die Breite. Wenn für zwei entsprechende Punkte \(A\) und \(A'\) die Poldistanzen gleich sind, so sage man, die geodätische Abbildung erfülle für \(A\) die Breitenbedingung. Bei zwei Lotlinien \(a\) und \(b\) sei unter der Längendifferenz der Winkel der zwei durch \(A\) und \(B\) gehenden Meridianebenen verstanden. Die Längenbedingung ist für \(A\) und \(B\) erfüllt, wenn für F und F' die beiden Längendifferenzen gleich sind. Im Falle 3) haben nur dann unendlich viele Lotlinien in \(F'\) und \(F\) gegen eine bestimmte Lollinie \(a'\), bezw. \(a\) die nämliche Längendifferenz, wenn diese Differenz einen oder den anderen von drei Werten hat. Wenn zu vier Längendifferenzen jedesmal mehr als acht Lotlinien gehören, welche die Längenbedingung erfüllen, so muss \(F'\) ähnlich zu \(F\) sein. Um an die Beobachtungen der Praxis anzuknüpfen, sei in einem Punkte \(A'\) von \(F'\), der kein Pol ist und dem die Länge Null zugeschrieben wird, die Breite gemessen und das Azimut eines Punktes \(C'\), und es sei die Abbildung so eingerichtet, dass der entsprechende Punkt \(A\) die gleiche Breite wie \(A'\) und \(C'\) in \(A\) das gleiche Azimut wie \(C'\) in \(A'\) hat. Soll es möglich sein, die Aehnlichkeit zwischen \(F\) und \(F'\) auszuschliessen, so dürfen im allgemeinen ausser der Lotlinie \(a\) nur noch drei andere Lotlinien, von denen zwei parallel sind, existiren, welche die Längen - und Breitenbedingungen gleichzeitig erfüllen. Vier Längen- und Breitenbestimmungen reichen dann jedenfalls aus, um die Aehnlichkeit von \(F\) und \(F'\) zu constatiren. Solange \(\omega\) von \(\Omega\) verschieden ist, kann die Breitenbedingung nicht für alle Punkte von \(F\) erfüllt sein; ist dieselbe für alle Punkte von \(F\) erfüllt, so muss die geodätische Abbildung von \(F'\) auf \(F\) ähnlich sein. Es mag noch bemerkt werden, dass die Resultate teils synthetisch, meistens aber analytisch geometrisch hergeleitet werden und die Verwertbarkeit neuerer geometrischer Begriffe und Methoden auch bei einem praktischen Problem zeigen: Bei dem Beweise des letzten Satzes werden zum Nachweis, dass, wenn die Breitenbedingung für jede Lotlinie von \(F\) erfüllt ist, sie für jede Linie von \(\Gamma\) gilt, auch Potenzreihen und deren Fortsetzungen verwandt.
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