Weiteres zur kinetischen Theorie des Verdampfungsprocesses. (Q1520126)

Da die Resultate der früheren Untersuchungen des Verf. über die kinetische Theorie des Verdampfungsprocesses (s. F. d. M. 27, 777, 1896, JFM 27.0777.02) unbefriedigende Uebereinstimmung mit den aus dem Gesetz von van der Waals gefolgerten Gleichungen zeigten, so werden hier die Grundlagen der Rechnung erweitert. Früher war der Einfluss der Stösse unberücksichtigt geblieben, die in der Grenzschicht zwischen Füssigkeit und Dampf stattfinden; jetzt werden solche Zusammenstösse in den Kreis der Betrachtung gezogen. Dabei werden die Molecüle als starre Kugeln behandelt und wird die Dicke der Grenzschicht als unendlich klein angenommen, so dass die Geschwindigkeitsänderung momentan erfolgt. Wenn wieder \(G_i=G_a=G\) die wahrscheinlichste Geschwindigkeit in Flüssigkeit und Dampf, \(c\) aber die Uebergangsgeschwindigkeit bedeutet, so ergiebt sich: \[ c^2=G^2 \int_{v_i}^{v_a} \frac{dv}{v-b}\,. \] Eine zweite Verbesserung wird an dem Ausdruck für die specifische Verdampfungswärme angebracht. Bei dessen Ableitung war früher angenommen, dass bei dem Hindurchfahren durch die Grenzschicht die Molecüle dieselben Kräfte erfahren, gleichviel ob Dampf und Flüssigkeit im Gleichgewicht stehen, oder ob eins auf Kosten des anderen zunimmt. Dies ist aber nicht streng richtig, denn bei der Verdampfung bleibt die Grenzschicht nicht in Ruhe, sondern verschiebt sich, und die auf die hindurchfahrenden Molecüle wirkenden Kräfte müssen nach einem anderen Gesetze von dem Orte abhängen, als wenn die Grenzschicht unverändert bliebe. Der Ausdruck für die Verdampfungswärme wird nun: \[ Q = \frac{G^2}{2\mathfrak U} \cdot \int_{v_i}^{v_a} \frac{dv}{v-b}\text{ oder gleich } \frac{BT}{\mathfrak U} \cdot \int_{v_i}^{v_a} \frac{dv}{v-b}\,, \] wo \(\mathfrak U\) das mechanische Wärmeäquivalent und \(B\) die Constante des Boyle-Gay-Lussac'schen Gesetzes für den Dampf bedeutet.