Lehrbuch der Algebra. In zwei Bänden. 2. Band. (Q1520571)

From MaRDI portal
scientific article
Language Label Description Also known as
English
Lehrbuch der Algebra. In zwei Bänden. 2. Band.
scientific article

    Statements

    Lehrbuch der Algebra. In zwei Bänden. 2. Band. (English)
    0 references
    0 references
    1896
    0 references
    Die Bedeutung des Werkes, welche schon bei Besprechung des ersten Bandes (cf. F. d. M. 26, 102, 1895, JFM 26.0102.01) gewürdigt worden ist, tritt naturgemäss noch viel mehr im zweiten Bande hervor, der die Behandlung aller in das Gebiet gehörigen Fragen und Probleme bis zu den Forschungsergebnissen der letzten Jahre führt. Das erste Buch beginnt mit einer ganz allgemeinen Theorie der endlichen Gruppen, untersucht dann ihrer Wichtigkeit wegen insbesondere die Abel'schen Gruppen (in denen bei der Composition das commutative Gesetz gilt) und wendet die für diese gefundenen Sätze auf die Kreisteilungstheorie an. Für die wirkliche Bildung aller einfachen Gruppen, ein bisher nur zum Teil gelöstes Problem, erweisen sich die Sätze von Sylow (Math. Ann. Bd. 5) und Frobenius (Berliner Sitzungsberichte vom 4. Mai 1893) von grosser Wichtigkeit. Im zweiten Buche werden als wirksames Mittel zur Bildung von Gruppen die linearen Substitutionen und ihre Invarianten der Untersuchung unterworfen. Den wichtigsten speciellen Fall derselben bilden die gebrochenen linearen Substitutionen. Die Lösung der Aufgabe, alle endlichen Gruppen linearer gebrochener Substitutionen zu finden (wodurch auch alle endlichen Gruppen der mit ihnen isomorphen orthogonalen ternären Substitutionen und der binären linearen Substitutionen von der Determinante 1 bestimmt sind) führt zu den Polyeder-Gruppen, die zunächst als die einzig mögliche Lösung und sodann als wirklich existirend nachgewiesen werden. Aus den linearen Substitutionen lassen sich die aus der Theorie der elliptischen Functionen stammenden Congruenz-Gruppen ableiten, die es ermöglichen, ganze Reihen von einfachen Gruppen zu bilden. Im dritten Buche werden die Resultate der allgemeinen Gruppentheorie auf die Galois'sche Gruppe einer Gleichung angewandt. Es ergiebt sich zunächst, dass die Grade der Partialresolventen (Indices einer Compositionsreihe der Gruppe der Gleichung), deren Wurzeln behufs Lösung der Gleichung successive adjungirt werden müssen, in ihrer Gesamtheit unveränderlich, also wahre Invarianten der Gleichung sind. Besteht diese Indexreihe der Gruppe einer irreductiblen Gleichung aus lauter Primzahlen, so ist die Gleichung metacyklisch (durch Radicale lösbar). Die Untersuchung von metacyklischen Gleichungen beliebigen Grades lässt sich auf die solcher metacyklischen Gleichungen zurückführen, deren Grad eine Primzahlpotenz ist. Als Beispiel für die Anwendung der algebraischen Theorien auf die Geometrie werden die beiden Probleme der Wendepunkte einer Curve dritter Ordnung und der Doppeltangenten einer Curve vierten Ordnung ausführlich behandelt. Im nächsten Abschnitte beginnt die allgemeine Theorie der Gleichungen fünften Grades mit dem Beweis des von Kronecker zuerst ausgesprochenen Satzes, dass eine allgemeine Gleichung von höherem als dem vierten Grade keine rationalen Resolventen mit nur einem Parameter besitzt. Alsdann folgt die Zurückführung der Auflösung der allgemeinen Gleichung fünften Grades mittelst einer accessorischen Quadratwurzel auf das Ikosaeder-Problem und die Lösung der Ikosaeder-Gleichung durch elliptische Functionen und hypergeometrische Reihen. Als ein Beispiel für eine ternäre lineare Substitutionsgruppe wird darnach die vom Grade 168 und ihre Beziehung zu den Gleichungen siebenten Grades behandelt. Das vierte Buch ist der Theorie der algebraischen Zahlen gewidmet. Da sich die für rationale Zahlen geltenden arithmetischen Grundgesetze bekanntlich nicht ohne weiteres auf algebraische Körper übertragen lassen, haben verschiedene Mathematiker (Kummer, Dedekind, Kronecker) in verschiedener Weise eine Erweiterung des Rechenmaterials vorgenommen. Zwischen diesen Theorien sucht H. Weber einen Zusammenhang herzustellen durch Einführung des Begriffes ``Functional'' (ganze oder gebrochene Function von beliebig vielen Veränderlichen, deren Coefficienten Zahlen eines algebraischen Körpers sind, bei denen es nicht auf die Variabeln, sondern nur auf die Coefficientensysteme ankommt). Die noch besonders definirten ``ganzen Functionale'' (zu denen als Specialfall auch die ganzen algebraischen Zahlen gehören) unterliegen ähnlichen Gesetzen der Teilbarkeit wie die ganzen rationalen Zahlen. So ergiebt sich das Resultat, dass sich die ganzen algebraischen Zahlen eines Körpers in derselben Weise wie die ganzen rationalen Zahlen in Primfactoren zerlegen lassen, welche freilich im allgemeinen nicht mehr Zahlen, sondern Functionale sind. Der folgende Abschnitt behandelt die Beziehungen unter den verschiedenen Grössen eines algebraischen Körpers, Basis des Körpers, die dem Kronecker'schen Fundamentalsystem entsprechende Minimalbasis, die Basen der Functionale, leitet eine Reihe von Sätzen her, die elementaren Sätzen der rationalen Zahlentheorie analog sind, definirt die Aequivalenz zweier Functionale eines Körpers und dementspechend die Klasseneinteilung. Für den Satz, dass die Klassenanzahl eines Körpers eine endliche sei, wird der von Minkowski gegebene Beweis entwickelt, aus welcem sich gleichzeitig ergiebt, dass ausser dem Körper der rationalen Zahlen kein anderer Körper existiert, dessen Körperdiscriminante \(\pm 1\) wäre. Im Anschluss an eine Arbeit Hensel's wird sodann die Aufgabe gelöst, jede beliebig gegebene natürliche Primzahl in ihre Primfactoren zu zerlegen. Setzt man an Stelle des absoluten Rationalitätsbereiches einen beliebigen algebraischen Körper, so ergeben sich für die Theorie eines solchen Zahlkörpers, dessen Elemente Wurzeln algebraischer Gleichungen mit Coefficienten sind, die dem ersten Zahlkörper angehören, gewisse Modificationen, welche unter Berücksichtigung der Arbeiten von Dedekind und Hilbert auseinandergesetzt werden. Die Ergebnisse der allgemeinen Theorie der algebraischen Zahlen werden nunmehr specialisirt 1) für algebraische Körper zweiter Ordnung, 2) für die Kreisteilungskörper. Aus einer langen Reihe von Entwickelungen, zu denen namentlich auch die Bestimmung der Klassenanzahl eines algebraischen Körpers gehört, resultirt der allgemeine Satz, dass alle im absoluten Rationalitätsbereich Abel'schen Körper Kreisteilungskörper sind, ein Satz, der die grosse Bedeutung der Kreisteilungskörper zeigt. -- Schliesslich wird noch die Existenz nicht-algebraischer Zahlen nachgewiesen und der Beweis für die Transcendenz der Zahlen \(e\) und \(\pi\) mitgeteilt.
    0 references
    0 references