Zur allgemeinen Transformationstheorie. I. Ueber Differentialgleichungen, die eine continuirliche Gruppe gestatten. (Q1521900)

Der Verf. bemerkt, dass er bei vielen seiner Untersuchungen über Differentialgleichungen das folgende Princip verwertet hat: Gestattet ein System von Differentialgleichungen eine endliche oder infinitesimale Punkttransformation (Berührungstransformation), so führt diese Transformation jedes andere Gleichungssystem, das zu dem ersten in einer durch Punkttransformation (Berührungstransformation) invarianten Beziehung steht, in ein ebensolches System über. Er erläutert sodann dieses Princip kurz an einzelnen Beispielen und geht ausführlicher ein auf seine schon 1882 kurz skizzirte Integrationstheorie solcher Gleichungen: \[ Af = \frac {\partial f}{\partial z} + \sum_k ^{1\dots r} \varphi_k (z).X_kf = 0, \] wo \(X_1f, \dots, X_rf\) unabhängige infinitesimale Transformationen einer \(r-\)gliedrigen Gruppe sind. Dabei wird vorausgesetzt, dass man irgend eine Mannigfaltigkeit \(W_i (x_1, \dots, x_n, z) = 0\) \((i = 1, \dots, q)\) kennt, die von Integralcurven des zu \(Af=0\) gehörigen simultanen Systems erzeugt ist, und zwar hängt der Grad des Vorteils, den dieser Umstand mit sich bringt, von der Zusammensetzung der grössten Untergruppe der Gruppe: \(X_1f, \dots, X_rf\) ab, die eine beliebige Mannigfaltigkeit \(W_i (x_i, \dots, x_n, a_0) = 0\) \((i = 1, \dots, q\); \(a_0 = {\text{Const.}})\) invariant lässt. Eine Theorie derselben Art lässt sich nun auch für lineare homogene gewöhnliche Differentialgleichungen \(n^{\text{ter}}\) Ordnung entwickeln. Diese wird kurz auseinandergesetzt (vgl. hierzu die ausführliche Darstellung des Verf., Leipz. Ber. 1891, S. 253 ff.) und insbesondere auf Differentialgleichungen \(y^{(n)} + X_{n-1} (x)y^{(n-1)} + \cdots +X.y = 0\) mit algebraischen Coefficienten angewandt, wobei sich eine Reihe neuer Sätze ergiebt. Ferner wird gezeigt, dass die beschriebene Integrationstheorie der linearen Differentialgleichungen sich auf eine viel allgemeinere Klasse von Differentialgleichungen übertragen lässt. Den Schluss bilden Betrachtungen über Differentialgleichungen, die eine endliche oder unendliche continuirliche Gruppe gestatten.