Die Theorie der Parallellinien von Euklid bis auf Gauss, eine Urkundensammlung zur Vorgeschichte der nichteuklidischen Geometrie, in Gemeinschaft mit Fr. E. herausgegeben von P. St. Mit 145 Figuren im Text und der Nachbildung eines Briefes von Gauss. (Q1524461)

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Die Theorie der Parallellinien von Euklid bis auf Gauss, eine Urkundensammlung zur Vorgeschichte der nichteuklidischen Geometrie, in Gemeinschaft mit Fr. E. herausgegeben von P. St. Mit 145 Figuren im Text und der Nachbildung eines Briefes von Gauss.
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    Die Theorie der Parallellinien von Euklid bis auf Gauss, eine Urkundensammlung zur Vorgeschichte der nichteuklidischen Geometrie, in Gemeinschaft mit Fr. E. herausgegeben von P. St. Mit 145 Figuren im Text und der Nachbildung eines Briefes von Gauss. (English)
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    1895
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    Wir haben es hier mit einem erfreulichen Beitrage zur Einführung in das noch immer schwierige Studium der Parallelenfrage zu thun. Gerade diejenige Auffassung dieser Frage, welche an die Alten anknüpft, ist so recht geeignet, jeden Mathematiker auf den für ihn allein massgeblichen Standpunkt zurückzuführen wonach es sich nämlich für ihn nur um die Untersuchung handeln kann, ob das Parallelenaxiom in rein logischem Sinne von den übrigen Axiomen abhängig sei oder nicht. In dieser Beziehung haben die Verfasser sehr recht gethan, das erste Buch des Euklid selbst an die Spitze zu stellen. Es folgt der Beweis der fünften Forderung Euklid's von John Wallis, öffentlich vorgetragen in Oxford am Abend des 11. Juli 1663, der dadurch bemerkenswert ist, dass Wallis die euklidische Forderung durch die andere ersetzt, dass sich zu jedem Dreieck ein ähnliches in beliebig grossem Massstabe zeichnen lasse. Besonders freudig zu begrüssen ist die vollständige Wiedergabe von Saccheri's Euklides ab omni naevo vindicatus (1733), worin bekanntlich die wesentlichen Resultate der Untersuchungen Legendre's über das Parallelenaxiom vorweggenommen sind. Die darauf folgende ``Theorie der Parallellinien'' von Joh. Heinr. Lambert (aufgesetzt im September 1766), auf deren Bedeutung Herr Stäckel zuerst gehörig hingewiesen hat, muss wohl als durch Saccheri wenigstens insofern beeinflusst angesehen werden, als auch Lambert die Frage dadurch zu erledigen sucht, dass er die drei Hypothesen, die nach moderner Terminologie entweder die parabolische oder die elliptische oder die hyperbolische Geometrie zur Folge haben, getrennt behandelt und die letzten beiden als absurd nachzuweisen sucht. Aber Lambert hat auch erkannt, dass die zweite Hypothese auf der Kugel verwirklicht ist, und muss insofern als ein Vorläufer Riemann's betrachtet werden, ja er hat sogar die kühne Vermutung ausgesprochen, dass für die dritte Hypothese eine imaginäre Kugelfläche dasselbe leiste. Es folgen Briefe und Besprechungen von Gauss, die auf die Parallelenfrage Bezug haben, endlich Briefe Schweikart's, sowie Stücke aus der Theorie der Parallellinien (1825) und aus der Geometriae prima elementa (1826) von F. A. Taurinus, die Schweikart und Taurinus als ein bis jetzt nicht beachtetes, jedoch sehr beachtenswertes Mittelglied zwischen Saccheri und Lambert einerseits und Gauss, Lobatschefskij und Bolyai andererseits erkennen lassen. Alle diese Documente sind, so weit sie nicht schon deutsch abgefasst sind, sorgfältig ins Deutsche übertragen. Jede Urkunde ist zur Orientirung des Lesers mit einer Einleitung versehen, und diese Einleitungen liefern zusammen einen schätzenswerten Beitrag zur Geschichte der Parallelenfrage. Ausserdem ist der Text in dankenswerter Weise mit erläuternden Anmerkungen versehen. Mit einer dieser Anmerkungen (S. 52**)) können wir uns nicht ganz einverstanden erklären. Wenn dort gesagt wird: ``Der Satz vom Aussenwinkel, der hier benutzt wird, setzt die unendliche Länge der geraden Linie voraus und ist bei der Hypothese des stumpfen Winkels (elliptische Geometrie) nicht allgemein gültig. Deshalb sind alle hier und im Folgenden gegebenen Beweise für Sätze, die bei der Hypothese des stumpfen Winkels gelten sollen, ungenügend'', so ist eine solche Bemerkung an sich durchaus correct, aber nicht vom Standpunkte des Saccheri aus. Dieser will doch die Hypothese des stumpfen Winkels nicht für sich entwickeln, sondern er will nur den Widerspruch nachweisen, zu dem diese Hypothese führt, wenn man zugleich an dem vor Riemann allen Geometern als selbstverständlich erscheinenden und deshalb nicht besonders hervorgehobenen Postulate der unendlichen Länge der geraden Linie festhält. Das Verfahren des Saccheri scheint uns also durchaus einwandsfrei zu sein. Zu S. 207 hätten wir eine Anmerkung gewünscht, welche angiebt, worin der dort von Lambert gemachte Fehlschluss beruht. Hier wird nämlich stillschweigend die Voraussetzung gemacht, dass durch drei Punkte, die nicht in einer Geraden liegen, stets ein Kreis gelegt werden könne, welche Voraussetzung für die hyperbolische Geometrie der parabolischen oder euklidischen gegenüber gerade charakteristisch ist. Jeder Urkunde ist die auf sie bezügliche Litteratur beigefügt, und den Schluss des Buches bildet ein Verzeichnis von Schriften über die Parallelentheorie, die bis zum Jahre 1837 erschienen sind.
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