Lehrbuch der Algebra. In zwei Bänden. Erster Band. Mit 28 eingedruckten Abbildungen. (Q1524553)

From MaRDI portal





scientific article
Language Label Description Also known as
English
Lehrbuch der Algebra. In zwei Bänden. Erster Band. Mit 28 eingedruckten Abbildungen.
scientific article

    Statements

    Lehrbuch der Algebra. In zwei Bänden. Erster Band. Mit 28 eingedruckten Abbildungen. (English)
    0 references
    1895
    0 references
    In dem Vaterlande von Gauss, dem die Theorie der Gleichungen ihre feste Grundlage und die fruchtbarsten Gedanken verdankt, gab es kein originales Handbuch der Algebra. Das an sich vortreffliche ``Traité d'Algèbre supérieure'' von Serret, der im Jahre 1885 gestorben ist und in den letzten 13 Jahren seines Lebens zu leidend war, um einschneidende Aenderungen vornehmen zu können, diente in der deutschen Uebersetzung noch immer als das beste Compendium der Algebra. Nun hat sich inzwischen die Theorie der Invarianten, der Gruppen, der algebraischen Functionen so mächtig entfaltet, dass ihr Einfluss die Lehre von den Gleichungen notwendig umgestalten musste. Daher wird ein Werk, das, wie das vorliegende, diesen Einfluss darstellt, nicht nur für den Studirenden, sondern auch für den Forscher sich als äusserst nützlich erweisen: es kennzeichnet den gegenwärtigen Stand der mathematischen Forschung auf dem Gebiete der Algebra. Der Ursprung des Buches aus wirklich gehaltenen Vorlesungen ermöglicht einem weiten Leserkreise das Eindringen in seinen Inhalt, bedingt aber auch das Innehalten gewisser Grenzen, die mancher vielleicht lieber überspringen möchte. Ohne besondere Kenntnisse vorauszusetzen, führt der Verf. den Leser mit kundiger Hand in das weite Gebiet der modernen Algebra ein. Von den drei ``Büchern'', in welche der Inhalt verteilt ist, dient das ganze erste Buch zur Entwickelung der nötigen Grundlagen, wegen deren der Studirende also keine anderen Werke zu Rate zu ziehen braucht. Die ersten Sätze über rationale Functionen, die Elemente der Rechnung mit Determinanten, die Eigenschaften der Wurzeln algebraischer Gleichungen, erläutert an einigen algebraisch lösbaren Gleichungen, insbesondere den kubischen und biquadratischen, die Behandlung der symmetrischen Functionen und ihr Gebrauch bei der Elimination, die lineare Transformation und die in ihr wurzelnde Invariantentheorie, endlich die Tschirnhausen-Transformation, das sind die in den sechs Abschnitten des ersten Buches in klarer und fasslicher Darstellung vorgeführten Gegenstände. Ebenfalls in sechs Abschnitte gegliedert, geht das zweite Buch auf die Ermittelung der Wurzeln algebraischer Gleichungen ein. Die Realität der Wurzeln, der Sturm'sche Satz, die Abschätzung der Wurzeln, die genäherte Berechnung der Wurzeln, die Kettenbrüche und die Theorie der Einheitswurzeln sind die Titel, um welche der. reichhaltige Stoff gruppirt ist. Dem Sturm'schen Probleme werden die Grundzüge der Charakteristikentheorie angereiht, und an diese schliesst sich nach Kronecker's Vorgang die Darstellung des ersten Gauss'schen Beweises des Fundamentalsatzes der Algebra an. Der Abschnitt über die genäherte numerische Berechnung der Wurzeln berücksichtigt die hauptsächlichsten Methoden, welche zu diesem Zwecke ersonnen sind. Doch will Ref. nicht unbemerkt lassen, dass ihm aus England die Anfrage zugegangen ist, warum die dort sehr beliebte Methode von Homer (dargestellt in Hattendorif's ``Höherer Analysis'', Hannover, 1880) gar nicht erwähnt worden sei. Zwar hat auch Ref. sich praktisch mit ihr nicht befreunden können; doch ist es vielleicht wünschenswert, dass sie in einem Handbuche erwähnt werde. --- Die Kettenbrüche geben Veranlassung, diejenigen Probleme mit einzubeziehen, welche sonst in der Zahlentheorie behandelt werden: die Lösung unbestimmter Gleichungen, die Entwickelung reeller quadratischer Irrationalzahlen in Kettenbrüche, die Lösung der Pell'schen Gleichung. Am eigenartigsten, ausgeprägt tritt die Darstellung der modernen Theorien der Algebra in dem dritten Buche hervor, betitelt ``algebraische Grössen'', abermals in sechs Abschnitte geteilt. Der erste derselben, überschrieben ``die Galois'sche Theorie'', entwickelt die von Herrn Dedekind und vom Verf. aufgestellten Begriffe des Körpers von Functionen und lehrt die Entstehung und die ersten Eigenschaften der Permutationsgruppen kennen. Hierauf folgt sofort in den nächsten beiden Abschnitten die Anwendung dieser Theorie auf Gleichungen im allgemeinen und die cyklischen Gleichungen im besonderen. Der Kreisteilung ist ein besonderer Abschnitt gewidmet, ebenso der Frage nach der algebraischen Auflösbarkeit der Gleichungen. Zuletzt werden die Wurzeln metacyklischer Gleichungen betrachtet und ihre Eigenschaften an denjenigen des fünften Grades beleuchtet. Nach der Vorrede hat der Verf. bei dieser Bearbeitung des ganzen Gebietes der Algebra dafür Sorge getragen, eine einheitliche Ausdrucksweise festzuhalten, die wegen des Mangels eines solchen massgebenden Werkes eben noch nicht überall bestand, und hat sich dabei des Rates einsichtsvoller Fachgenossen bedient. Das Interesse, welches sich an das Werk knüpft, wird durch die Namen derer bekundet, die in der Vorrede als bei der Entstehung helfend und ratend genannt werden: Dedekind, der alte Freund des Verf., mit dem er im Jahre 1880 die im Journal für Mathematik (Bd. 92) veröffentlichte Theorie der algebraischen Functionen einer Veränderlichen geschaffen hat; Felix Klein, der in seiner Leipziger Antrittsrede 1880 (vgl. oben S. 90, JFM 26.0090.02) über den Mangel an guten mathematischen Lehrbüchern für den Universitätsunterricht geklagt hatte; endlich Hess, Fr. Meyer, Fricke, die dem Verf. bei dem Drucke und bei der Ueberwachung der Ausführung zur Seite standen.
    0 references

    Identifiers