Éléments de la théorie des fonctions elliptiques. Tome I. Introduction. --- Calcul différentiel (\(\text{I}^{\text{re}}\) Partie). (Q1525258)

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Éléments de la théorie des fonctions elliptiques. Tome I. Introduction. --- Calcul différentiel (\(\text{I}^{\text{re}}\) Partie).
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    Éléments de la théorie des fonctions elliptiques. Tome I. Introduction. --- Calcul différentiel (\(\text{I}^{\text{re}}\) Partie). (English)
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    1893
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    An Methoden, die zur Begründung der Theorie der elliptischen Functionen dienen können, ist kein Mangel: Man kann, der historischen Entwickelung folgend, bei den elliptischen Integralen anfangen; man kann, wie es Jacobi später that, mit den \(\vartheta\)-Functionen beginnen; man kann wie es von Liouville und Eisenstein geschehen ist, von der doppelten Periodicität ausgehen; man kann nach dem Vorgange von Weierstrass die Existenz eines algebraischen Additionstheorems zu Grunde legen. Auch die Theorie der algebraischen Differentialgleichungen erster Ordnung mit eindeutigen Integralen sowie die Lehre von der Aequivalenz der binären quadratischen Formen und den zugehörigen Invarianten führt auf die elliptischen Functionen, und es liessen sich leicht noch andere Methoden und Modificationen der genannten Methoden angeben. Theoretisch betrachtet, sind diese Methoden mit einander gleichberechtigt. Vom Standpunkte der Praxis aus steht es anders: da fragt es sich, wen man in die Theorie der elliptischen Functionen einführen will. Halphen hat in seinem leider unvollendet gebliebenen, schönen ``Traité des fonctions elliptiques et de leurs applications'' eine Theorie der elliptischen Functionen zu schaffen versucht, die jeder verstehen und anwenden kann, ``der sich den exacten Wissenschaften widmet und, ohne Mathematik zu studiren, das Bedürfnis hat, sie zu kennen.'' Mit Recht hat er daher eine im wesentlichen auf Abel zurückgehende Methode gewählt: die Function \(\wp(u)\) wird vermöge des Integrals erster Gattung zuerst für reelle, dann für rein imaginäre Werte von \(u\) definirt und darauf mit Hülfe des Additionstheorems ihre Existenz für beliebige complexe Werte von \(u\) erschlossen. Die Herren Tannery und Molk wollten dagegen ein Buch für die Bedürfnisse der Studirenden schreiben, und es muss daher als durchaus zweckentsprechend bezeichnet werden, dass sie die doppelte Periodicität der elliptischen Functionen zum Ausgangspunkte genommen und die Theorie alsdann in der Art entwickelt haben, wie es Hr. Weierstrass that, nachdem er aus der Existenz eines algebraischen Additionstheorems die doppelte Periodicität hergeleitet hat. Freilich gehören zum Verständnisse dieser Entwickelungen gewisse functionentheoretische Vorkenntnisse, und, um auf einem sicheren Grunde bauen zu können, geben daher die Verfasser in der ersten Hälfte des vorliegenden Bandes eine sorgfältig und geschickt geschriebene Einführung in die Theorie der eindeutigen Functionen einer complexen Veränderlichen, die auch an und für sich von Interesse ist. Das erste Capitel der Einleitung bezieht sich auf die Theorie der unendlichen Reihen und Producte mit constanten Gliedern, das zweite auf solche mit Gliedern, die von einer Veränderlichen abhängen. Hervorgehoben zu werden verdienen die sehr klaren Auseinandersetzungen über den Begriff der Fortsetzung einer analytischen Function, die durch die Anwendung auf die homogene lineare Differentialgleichung: \[ y'' + py' + qy = 0 \] erläutert wird. Das dritte Capitel bezieht sich auf zwei fundamentale Sätze von Weierstrass und Mittag-Leffler: es handelt sich, kurz gesagt, um die Product- und um die Partialbruchdarstellung eindeutiger analytischer Functionen mit einer wesentlich singulären Stelle. Die zweite Hälfte des Bandes enthält den ersten Teil des ``Calcul différentiel''. Sie besteht aus zwei Capiteln. Das erste, weniger umfangreiche, ist allgemeinen Betrachtungen über eindeutige periodische Functionen gewidmet. Es endet mit der Aufgabe, man soll eine ganze transcendente Function \(\sigma(u)\) herstellen, deren Nullstellen durch die Zahlen \(am+bn\) gegeben sind; \(a\) und \(b\) bedeuten ein Paar primitiver Perioden, \(m\) und \(n\) beliebige ganze Zahlen. Mit der Lösung dieser Aufgabe beginnt das zweite Capitel, und wir treten nunmehr in die eigentliche Theorie der elliptischen Functionen ein. Der fernere Gang der Untersuchung ist etwa folgender. Nachdem die Function \(\sigma(u)\) durch das unendliche Product: \[ \sigma(u) = u\prod{}'\left(1 - \frac us\right)e^{\frac us+\frac12\frac{u^2}{s^2}}\qquad(s = 2m\omega_1 + 2n\omega_3) \] definirt worden ist, werden die Functionen \[ \zeta(u) = \frac{\sigma'(u)}{\sigma(u)} \] und \[ \wp(u) = -\zeta'(u) \] eingeführt, und ihre Eigenschaften bei Vermehrung des Argumentes \(u\) um ganze Perioden untersucht. Hier haben die Herren Tannery und Molk eine Abweichung von den Weierstrass'schen Bezeichnungen eintreten lassen: die halben Perioden, die bei Weierstrass mit \(\omega\), \(\omega'\), \(\omega''\) bezeichnet werden, heissen hier \(\omega_1\), \(\omega_3\), \(-\omega_2\). Nur zögernd haben sich die Verfasser zu dieser Aenderung entschlossen; schliesslich hat die Erwägung den Ausschlag gegeben, dass die neue Bezeichnungsweise ``erlaubt, die Formeln ausserordentlich zusammenzuziehen und da nur eine Formel zu schreiben, wo man sonst drei schreiben müsste''. Es ist bemerkenswert, dass unabhängig von Tannery und Molk zu derselben Zeit derselbe Vorschlag von anderer Seite gemacht worden ist. Herr Study hat in seiner Abhandlung: ``Sphärische Trigonometrie, orthogonale Substitutionen und elliptische Functionen'' (vergl. das Referat Seite 798 dieses Bandes, JFM 25.0798.02) genau dieselben Grössen \(\omega_1\), \(\omega_2\), \(\omega_3\) eingeführt, indem er sich von dem Gedanken leiten liess, ``möglichst viele gleichartige Formeln (solche Formeln, die eine Gruppe bilden) in einen einzigen Ausdruck zusammen zu fassen, soweit es ohne Zerstörung der Uebersichtlichkeit möglich schien.'' Mit Recht bemerkt Herr Study, dass die Einführung der \(\omega_1\), \(\omega_2\), \(\omega_3\) im Grunde nur ``die consequente Durchführung der Weierstrass'schen Bezeichnungsweise'' bedeutet. Welche Vorteile sie gewährt, zeigt folgendes Beispiel. Bei den Functionen \(\sigma\), \(\sigma_1\), \(\sigma_2\), \(\sigma_3\) gelten für die Vermehrung des Argumentes um ganze Perioden die Formeln (vergl. ``Formeln und Lehrsätze zum Gebrauche der elliptischen Functionen''. Nach Vorlesungen und Aufzeichnungen des Herrn K. Weierstrass bearbeitet und herausgegeben von H. A. Schwarz, S. 22, Formel (6), JFM 25.0757.01): \[ \begin{aligned} \sigma(u+2\omega) &= -e^{2\eta(u+\omega)}\sigma(u)\\ \sigma_1(u+2\omega) &= -e^{2\eta(u+\omega)}\sigma_1(u)\\ \sigma_2(u+2\omega) &= +e^{2\eta(u+\omega)}\sigma_2(u)\\ \sigma_3(u+2\omega) &= +e^{2\eta(u+\omega)}\sigma_3(u)\end{aligned} \] \[ \begin{aligned} \sigma(u+2\omega'') &= -e^{2\eta''(u+\omega'')}\sigma(u)\\ \sigma_1(u+2\omega'') &= +e^{2\eta''(u+\omega'')}\sigma_1(u)\\ \sigma_2(u+2\omega'') &= -e^{2\eta''(u+\omega'')}\sigma_2(u)\\ \sigma_3(u+2\omega'') &= +e^{2\eta''(u+\omega'')}\sigma_3(u)\end{aligned} \] \[ \begin{aligned} \sigma(u+2\omega') &= -e^{2\eta'(u+\omega')}\sigma(u)\\ \sigma_1(u+2\omega') &= +e^{2\eta'(u+\omega')}\sigma_1(u)\\ \sigma_2(u+2\omega') &= -e^{2\eta'(u+\omega')}\sigma_2(u)\\ \sigma_3(u+2\omega') &= +e^{2\eta'(u+\omega')}\sigma_3(u).\end{aligned} \] An Stelle dieser zwölf Formeln treten bei Tannery und Molk (Seite 191) Formel (\(\text{XII}_2\)) die drei übersichtlichen Formeln: \[ \begin{aligned} \sigma(u+2\omega_\alpha) &= -e^{2\eta_\alpha(u+\omega_\alpha)}\sigma(u),\\ \sigma_\alpha(u+2\omega_\alpha) &= -e^{2\eta_\alpha(u+\omega_\alpha)}\sigma_\alpha(u),\qquad(\alpha,\beta = 1,2,3;\,a\gtrless\beta)\\ \sigma_\alpha(u+2\omega_\beta) &= -e^{2\eta_\beta(u+\omega_\beta)}\sigma_\alpha(u).\end{aligned} \] Doch fahren wir in unserem Berichte fort. Es folgt nunmehr der Beweis der fundamentalen Gleichung \[ \wp(u) - \wp(v) = -\frac{\sigma(u+v)\sigma(u-v)}{\sigma^2(u)\sigma^2(v)}, \] aus der sich sofort die Additionstheoreme für \(\zeta(u)\) und \(\wp(u)\), die Weierstrass'schen Relationen zwischen \(\sigma\)-Producten und die Existenz der Differentialgleichung: \[ \wp'^2(u) = 4\wp^3(u) - g_2\wp(u) - g_3 \] ergeben. Nachdem noch gezeigt ist, wie man \(\sigma(u)\) durch ein einfaches Product darstellen kann, wodurch sich erst die Vorzeichenbestimmung in der Legendre'schen Relation: \[ \eta_1\omega_3 - \eta_3\omega_1 = pm\frac{\pi i}2 \] ergiebt, werden die drei Cofunctionen: \[ \sigma_\alpha(u) = \frac{e^{-\eta_\alpha u}\sigma(u+\omega_\alpha)}{\sigma(\omega_\alpha)}\qquad(\alpha = 1,2,3) \] eingeführt; sie stimmen trotz der Aenderung in der Bezeichnung der Perioden mit den Weierstrass'schen Functionen \(\sigma_\alpha(u)\) genau überein. Gerade die auf diese Functionen bezüglichen Formeln nehmen vermöge der Einführung der \(\omega_1\), \(\omega_2\), \(\omega_3\) eine überaus einfache Gestalt an. Den Schluss bilden Betrachtungen über die Transformation der Function \(\sigma(u)\). Es sollen noch drei Bände folgen, in denen auch die Jacobi'schen Functionen ihre Stelle finden werden; denn es ist die Absicht der Verfasser, die Leser des Buches nicht nur in den Stand zu setzen, einfache Anwendungen der elliptischen Functionen durchführen zu können, sondern sie auch zu befähigen, ``in die reiche und bewunderungswürdige Litteratur über die elliptischen Functionen einzudringen und insbesondere auch die Untersuchungen von Kronecker und Herrn Hermite verstehen zu lernen.''
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