Untersuchung eines besonderen Falles des Problems von der Stabilität der Bewegung. (Q1526542)

Das in Frage stehende Problem beruht auf folgendem: Es wird ein System von Differentialgleichungen gegeben: \[ \frac{dx_1}{dt} = X_1,\quad \frac{dx_2}{dt} = X_2,\quad\dots,\quad \frac{dx_n}{dt} = X_n,\tag{1} \] wo \(X\), \(X_1\), \(X_2\), ..., \(X_n\) gegebene holomorphe Functionen mit reellen Coefficienten der Veränderlichen \(x_1\), \(x_2\), ..., \(x_n\) sind, welche Functionen verschwinden, wenn \[ x_1 = x_2 =\cdots= x_n = 0. \] Es muss geprüft werden, ob man für jede gegebene positive Zahl \(l\) eine andere positive Zahl \(\varepsilon\) so wählen darf; dass jedesmal, wenn die Anfangswerte der Grössen \(x_s\) (welche \(t=0\) entsprechen) unter folgenden Bedingungen genommen werden: \[ |x_1|\leqq\varepsilon,\quad |x_2|\leqq\varepsilon,\quad\dots,\quad |x_n|\leqq\varepsilon, \] die Ungleichheiten \[ |x_1|<l,\quad |x_2|<l,\quad\dots,\quad |x_n|<l \] für alle positiven Werte von \(t\) existiren. Setzen wir voraus, dass \(t\) die Zeit bedeutet und \(x_1\), \(x_2\), ..., \(x_n\) die gegebenen Functionen der Coordinaten und Geschwindigkeiten eines materiellen Systems sind, welches System unter der Wirkung der gegebenen Kräfte sich befindet, dann entspricht jede reelle Lösung der Gleichungen (1) einer gewissen Bewegung unseres Systems. Das oben gestellte Problem wird dann dasjenige darstellen, welches der Autor Stabilitätsproblem der Bewegung \[ x_1 = x_2 =\cdots= x_n = 0 \] in Beziehung auf die Grössen \[ x_1,\; x_2,\;\dots,\;x_n \] nennt. In der Mehrzahl der Fälle ist es für die Lösung der Frage nach der Stabilität genügend, in den Reihen für \(X_1\), \(X_2\), ..., \(X_n\) nur Glieder von der ersten Ordnung in Beziehung auf die Grössen \(x\), zu betrachten. Aber es giebt Fälle, in denen man auch die Glieder höherer Ordnung beachten muss. Solche Fälle nennt der Autor ``besondere''. In dem bisher gedruckt vorliegenden ersten Capitel der besprochenen Studie wird nur ein System von 2 Differentialgleichungen betrachtet: \[ \frac{dx}{dt} = y + X,\qquad \frac{dy}{dt} = Y, \] wo \(X\) und \(Y\) holomorphe Functionen der Veränderlichen \(x\) und \(y\) sind, welche in ihrer Entwickelung keine Glieder haben, die von einem niedrigeren als dem zweiten Grade sind. Bei der Untersuchung bedient sich der Autor der Principien, welche er in seinem Werke ``Problem von der Stabilität der Bewegung'' (F. d. M. XXIV. 1892. 876, JFM 24.0876.02) aufgestellt hat, und er bedient sich derselben Mittel, welche er bei der Betrachtung ähnlicher, wenn auch weniger complicirter, Fragen dort angewandt hat. Eine eingehende Analyse der ersten 21 Paragraphen führt den Autor zur Unterscheidung von 10 Fällen, welche in Abhängigkeit von der Entwickelung der Functionen \(X\) und \(Y\) sind, und welche in verschiedenen Beziehungen zu dem Problem von der Stabilität der Bewegung stehen. Der \S\ 22 enthält eine kurze Zusammenfassung der gefundenen Resultate; \S\ 23 liefert einige Beispiele, welche äusserst glücklich die allgemeine Theorie illustriren.