Leçons nouvelles sur l'analyse infinitésimale et ses applications géométriques. Première partie. Principes généraux. (Q1527434)

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Leçons nouvelles sur l'analyse infinitésimale et ses applications géométriques. Première partie. Principes généraux.
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    Leçons nouvelles sur l'analyse infinitésimale et ses applications géométriques. Première partie. Principes généraux. (English)
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    1894
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    Das Werk des Hrn. Méray, welches sich als neue Vorlesungen über die Infinitesimalanalysis ankündigt, ist etwas anderes, als der Titel vermuten lässt; es ist ein Lehrgang der Functionentheorie nach den Anschauungen des Verf., und obschon er im Vorworte zum ersten Teile sagt, dass das Studium desselben fast nichts weiter voraussetzt als die Kenntnis der elementaren Algebra mit Einschluss der linearen Gleichungssysteme, so dürfte es für solche Leser, welche von der Infinitesimalrechnung in der That noch nichts wissen, kaum verständlich sein, weil es ohne Verweilen über alle Begriffe hinwegführt, ohne zur Erläuterung irgend welche Beispiele von besonderen Functionen zu benutzen, deren Namen nirgends vorkommen. Um gleich die Grundanschauung des Verfassers voranzustellen, so ist für ihn die Entwickelbarkeit einer Function in eine Potenzreihe, die er série entière nennt, selbstverständliche Erscheinungsform einer Function, so wie sie uns in den physikalischen Gesetzen entgegentritt. Die ``nicht analytischen'' Functionen erklärt er für Gebilde der Phantasie, um die man sich nicht zu kümmern brauche, weil sie ja doch nur in metaphysischen Dissertationen vorkommen. Der Taylor'sche Satz ist bei ihm daher so selbstverständlich wie bei Lagrange, an den er vielfach direct anknüpft, während er die Nachfolger von Cauchy in der Vorrede mit Spott überschüttet. Giebt man diese Prämissen zu, so entrollt sich die Gedankenreihe des Verfassers auf streng logische Weise. Er zeigt, von der ganzen Zahl anfangend, wie der Zahlbegriff sich erweitert, bis man zu dem Begriff der stetigen Variabilität complexer Zahlen gelangt. Dabei vermeidet er hier wie im ganzen Werke streng die Hineinziehung geometrischer Begriffe, worin er eine Abirrung aus dem Gebiete der reinen Zahl erblickt. Nachdem er dann die Hauptsätze über Convergenz von Reihen vorgetragen hat, geht er auf die besonderen Eigenschaften der Potenzreihen über, in denen er Verallgemeinerungen der Eigenschaften ganzer Polynome findet. Die Entwickelung einer Function \(f(x+h,y+k)\) nach Potenzen von \(h\) und \(k\) definirt dann die ``Ableitungen'' dieser Function, wobei immer auf die ``Holotropie'' der Function in den Convergenzbereichen gehörige Rücksicht genommen wird. Dieser summarischen Darstellung der Differentialrechnung, bei der dann auch die Differentiale eingeführt werden, folgt sofort die ``umgekehrte Rechnung der Ableitungen'', d. h. die Integralrechnung, unbestimmte Integrale, wiederholte Integration, bestimmte Integrale in einem Capitel von 40 Seiten. Die ``zusammengesetzten Functionen'' (d.h. Functionen von Functionen) beanspruchen ein besonderes Capitel. Danach aber wird zu den totalen Differentialgleichungen übergegangen, und nach Einschiebung eines Capitels über implicite Functionen (Elimination, Vertauschung der Variabeln) zu den partiellen Differentialgleichungen. Es handelt sich natürlich nur um die allgemeinste Frage, wie man ``alle Lösungen eines beliebigen gegebenen Systems von Differentialgleichungen entdecken'' könne. Das letzte Capitel endlich handelt von der ferneren Untersuchung der unmittelbaren Systeme totaler Differentialgleichungen. Als Vorläufer dieses Werkes, von dem nur der erste Band zu besprechen ist, der zweite jedoch 1895 ebenfalls schon erschienen ist, wird vom Verf. der Nouveau Précis d'analyse infinitésimale bezeichnet, den er 1872 veröffentlicht hat. Da die ersten Schriften des Hrn. Méray bis 1854 zurückreichen, haben wir es mit wohldurchdachten Arbeiten eines ausgereiften Geistes zu thun. Seine Ausdrücke sind vielfach eigentümlich gebildet, und in der arithmetisirenden Tendenz, sowie in der Benutzung der Potenzreihen begegnet er sich mit unserem deutschen Veteranen Weierstrass, dessen Schriften er nicht gelesen zu haben bekennt, und an dessen Tiefe und Schärfe, sowie weitschauende Umsicht er allerdings nicht heranreicht.
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