Dialog über die beiden hauptsächlichsten Weltsysteme, das Ptolemäische und das Kopernikanische. Aus dem Italienischen übersetzt und erläutert von Emil Strauss. (Q1528389)

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Dialog über die beiden hauptsächlichsten Weltsysteme, das Ptolemäische und das Kopernikanische. Aus dem Italienischen übersetzt und erläutert von Emil Strauss.
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    Dialog über die beiden hauptsächlichsten Weltsysteme, das Ptolemäische und das Kopernikanische. Aus dem Italienischen übersetzt und erläutert von Emil Strauss. (English)
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    1892
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    Wenn die Discorsi, das reifste Werk Galilei's, das er als Greis nach seiner Verurteilung durch das Inquisitionsgericht in bewundernswerter Geistesklarheit verfasst hat, durch die Oettingen'sche Uebersetzung unter den Ostwald'schen Klassikern der exacten Wissenschaften den Deutschen näher geführt sind, so hat der früh verstorbene Strauss in der erstmaligen Verdeutschung des ``Dialogo sopra i due massimi sistemi del mondo Tolemaico e Copernicano'' dasjenige Werk uns bequem zugänglich gemacht, welches für die Beseitigung des Ptolemäischen Systems mehr als irgend ein anderes Buch geleistet hat, welches aber auch dem Verfasser trotz seiner siebzig Jahre die Verfolgung zugezogen hat, die mit jener Verurteilung endigte. Zur Einleitung giebt der Uebersetzer eine ausführliche Geschichte des Buches, eine Geschichte, welche fast zu einer vollständigen Biographie Galilei's auswächst; so sehr hängt das Buch mit dem Lebenswerk seines Verfassers zusammen. Statt des in Padua geplanten Werkes De systemate mundi oder De systemate seu constitutione universi, wie Galilei im Sidereus nuncius oder in dem Briefe an Belisario Vinta ankündigte, ist unter dem Einflusse der Verdammung der Kopernikanischen Weltanschauung 1616 und in Folge der Verspätung der Abfassung jenes angekündigten Werkes allmählich ein anderes entstanden. Nicht eine Darstellung der astronomischen Folgerungen der neuen Anschauungen hat Galilei im Dialog geliefert; es handelte sich darum, das Kopernikanische System mit den physikalischen Thatsachen in Einklang zu bringen, denen gegenüber es absurd erscheinen musste, so lange das Beharrungsgesetz nicht bekannt war. An die Wurzel des Baumes der peripatetischen Philosophie war die Axt zu legen, wenn die Geister von den teleologischen und anthropocentrischen Anschauungen befreit werden sollten. ``Ein grosser Teil der Anziehungskraft, die der Dialog noch heute unvermindert auf den Leser übt, beruht gerade darauf, dass er uns die Macht der überkommenen Lehren in anschaulichster Weise schildert, indem er ihnen zugleich einen tödlichen Schlag versetzt''. Mit der Widerlegung der Aristotelischen und sonstigen Beweise für die grundverschiedene Natur von Himmel und Erde und mit den Argumenten für die Verwandtschaft zwischen beiden beschäftigt sich der erste Tag des Dialogs. Die Vereinbarkeit der alltäglichen Bewegungserscheinungen auf der Erde mit deren Axendrehung bildet der Hauptsache nach den Inhalt des zweiten Tages. Der dritte handelt von der Bewegung der Erde um die Sonne, enthält aber auch einen langen Abschnitt über den im Jahre 1572 neu erschienenen Stern in der Cassiopeia, worin gegen Chiaramonte bewiesen werden soll, dass auch der Himmel Veränderungen unterworfen ist. Der vierte Tag endlich behandelt das Problem, wie mit Hülfe der Erdbewegung die Gezeiten zu erklären sind. -- Auf den Seiten 497 bis 573 giebt Strauss Anmerkungen zu einzelnen Stellen und entfaltet in ihnen eine grosse Kenntnis der zum Verständnisse des Werkes nötigen älteren wie neueren Litteratur. Die beiden besten Kenner der Zeit Galilei's, Wohlwill und Favaro, haben mit grosser Freundlichkeit Auskunft erteilt auf alle Fragen, die von Strauss ihnen vorgelegt wurden, der sich ausserdem selbst wohlbewandert im Aristoteles und Plato und den neueren Philosophen und Naturforschern erweist. Angesichts der vorliegenden Leistung müssen wir es beklagen, dass es dem jugendlichen Forscher nicht beschieden gewesen ist, noch andere Früchte zur Reife zu bringen. Die Ausstattung des Werkes ist der Verlagshandlung würdig. Eine Nachbildung des Titelkupfers, welches Aristoteles, Ptolemäus und Kopernikus im Gespräche darstellt, und des Titelblattes der ersten Ausgabe des Dialogs von 1632 gehen der Uebersetzung voran. Die Inhaltsangaben sind, wie im Original, als Marginalnoten gedruckt. Ein genau gearbeitetes Namen- und Sachregister macht den Beschluss des Werkes, das nach dem Wunsche des Uebersetzers in allen Bibliotheken der höheren Lehranstalten zur Einsicht für die Schüler vorhanden sein sollte.
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