Elliptische Functionen und algebraische Zahlen. (Q1532178)
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Language | Label | Description | Also known as |
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English | Elliptische Functionen und algebraische Zahlen. |
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Elliptische Functionen und algebraische Zahlen. (English)
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1891
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Das vorliegende Werk giebt zum ersten Male eine zusammenfassende Darstellung der Beziehungen, welche zwischen den elliptischen Functionen und der Algebra und Zahlentheorie bestehen und, nachdem Abel und Jacobi, Hermite und Kronecker Bahn gebrochen hatten, Gegenstand einer umfangreichen und interessanten Litteratur geworden sind. Es bildet so eine wertvolle Ergänzung zu Halphen's leider unvollendet gebliebenem Traité des fonctions elliptiques. Der erste ``analytische'' Teil bringt eine Theorie der elliptischen Functionen, welche alles Wesentliche für den Gebrauch dieser Functionen enthält, und im besonderen die Hülfsmittel liefert, welche die Untersuchungen des zweiten ``algebraischen'' und des dritten ``zahlentheoretischen'' Teils erfordern. Der Verfasser beginnt mit der Betrachtung der elliptischen Integrale, leitet in einfacher Weise die bekannten Normalformen her und lehrt die Zerlegung in Integrale der drei Gattungen; hier findet schon das Jacobi'sche Transformationsproblem seine Stelle, und die Begriffe der Modular- und Multiplicatorgleichungen treten auf. Die Mittel zur Darstellung und Untersuchung der elliptischen Functionen, welche zunächst durch die Umkehrung der elliptischen Functionen, welche zunächst durch die Umkehrung des elliptischen Integrals erster Gattung definirt werden, gewährt die Einführung der \(\vartheta\)-Functionen. Ihre Theorie wird auf die Betrachtung der allgemeineren \(T\)-Functionen basirt, welche einen besonderen Fall der doppelt-periodischen Functionen dritter Art bilden, indem sie den Bedingungsgleichungen genügen: \[ \begin{aligned} & T(u+\omega_1)=e^{-\pi i[a_1(2u+\omega_1)+b_1]}.T(u), \\ & T(u+\omega_2)=e^{-\pi i[a_2(2u+\omega_2)+b_2]}.T(u). \end{aligned} \] Bei der Productdarstellung der \(\vartheta\)-Functionen werden die vier Functionen des Periodenverhältnisses \(\omega\) eingeführt: \[ \begin{aligned} & \eta(\omega)=q^{\frac{1}{12}}\varPi(1-q^{2n}), \\ & f(\omega)=q^{-\frac{1}{24}}\varPi(1+q^{2n-1}), \\ & f_1(\omega)=q^{-\frac{1}{24}}\varPi(1-q^{2n-1}), \\ & f_2(\omega)=\sqrt 2\;q^{\frac{1}{12}}\varPi(1+q^{2n}),\end{aligned} \qquad (n=1,2,3,\dots,\infty) \] welche später für die algebraische Theorie der Transformation wie für die zahlentheoretischen Anwendungen grosse Bedeutung gewinnen. Nachdem noch die Transformationen der \(\vartheta\)-Functionen ausführlich behandelt und im besonderen bei der Untersuchung der linearen Transformation die Weierstrass'sche \(\sigma\)-Function durch ihre Invarianteneigenschaft eingeführt worden ist, werden die elementaren Eigenschaften der elliptischen Functionen abgeleitet. Die Betrachtung der Modulfunctionen bringt endlich die Lösung des Umkehrproblems zum Abschluss. Einen Anhang zum ersten Teil bilden zwei Anwendungen der elliptischen Functionen, eine geometrische: die Bestimmung der Oberfläche des dreiaxigen Ellipsoids, und eine mechanische: die Theorie der Rotation eines festen Körpers um seinen Schwerpunkt. Den zweiten algebraischen Teil eröffnet ein einleitendes Capitel, in welchem die algebraischen Voraussetzungen entwickelt werden. Die elementaren Sätze über endliche Gruppen, der Begriff der Abel'schen Gruppen, die Begriffe eines algebraischen Körpers, der Galois'schen Gruppe einer Gleichung und der Galois'schen Resolvente, die wesentlichen Eigenschaften der Abel'schen Gleichungen, die wichtigsten Sätze über ganze algebraische Functionen einer Veränderlichen, das alles wird auf wenigen Seiten sehr klar dargestellt. Es folgt die Theorie der Multiplication und Teilung der elliptischen Functionen, welche zum Studium der Teilungsgleichungen für die Perioden und ihrer Galois'schen Gruppe führt. Hiermit ist der Uebergang zur Theorie der Transformationsgleichungen gegeben, von denen die Modular- und die Multiplicatorgleichungen besondere Fälle sind. Es handelt sich jetzt einmal um die wirkliche Aufstellung von Transformationsgleichungen, wobei die Arbeiten von Joubert, Kiepert, Klein, Schläfli und von Herrn Weber selbst die Grundlage bilden, und dann um die Untersuchung der zugehörigen Galois'schen Gruppe, welche bei Transformationsgleichungen für einen Primzahlgrad durchgeführt wird und in Galois' berühmtem Satze über die Erniedrigung des Grades der Modulargleichungen gipfelt. Den Schluss des Abschnittes bildet die eingehende Behandlung der Transformation fünften Grades, welche zur Auflösung der Gleichungen fünften Grades führt. Der Ausgangspunkt des dritten zahlentheoretischen Teils ist die complexe Multiplication der elliptischen Functionen; hier sind Kronecker's Arbeiten von massgebendem Einflusse gewesen. Es zeigt sich zunächst, dass complexe Multiplication nur stattfinden kann, wenn das Periodenverhältnis \(\omega\) einer ganzzahligen quadratischen Gleichung mit negativer Determinante: \[ A\omega^2+B\omega+C=0 \] genügt. Weiter ergiebt sich, dass jeder complexen Multiplication eine Klasse quadratischer Formen: \[ Ax^2+Bxy+Cy^2 \] zugeordnet ist, und dass die zu einer Determinante \(D=B^2-4AC\) gehörigen Werte der absoluten Invariante \(j(\omega)\), welche passend ``Klasseninvarianten'' genannt werden, einer ganzzahligen Gleichung genügen, deren Grad gleich der zur Determinante \(D\) gehörigen Klassenanzahl ist, statt der Klasseninvariante \(j(\omega)\) kann man ebenso gut eine primitive Zahl des zugehörigen algebraischen Körpers nehmen, welche ebenfalls als Klasseninvarianten, welche sich mit Hülfe der Ergebnisse des zweiten Abschnittes in grossem Umfange durchführen lässt; ein Verzeichnis von Rechnungsresultaten ist dem Werke als Anhang beigegeben. Nachdem dann für den einfachsten Fall die Kronecker'sche Relation zwischen Klassenanzahlen hergeleitet ist, wird die Zerlegung der Klassengleichungen in Factoren behandelt, welche den Geschlechtern der Formklassen entsprechen. Mit Hülfe der Composition der quadratischen Formen wird die Galois'sche Gruppe der Klassengleichungen studirt und der Satz gewonnen, dass sie bei Adjunction der Quadratwurzel aus der Determinante der quadratischen Form Abel'sche Gleichungen sind, also, was schon Abel als Vermutung ausgesprochen hatte, durch Wurzelzeichen aufgelöst werden können. Die Irreducibilität der Klassengleichungen nachzuweisen gelingt aber erst, indem die Zerlegung der Zahlen eines algebraischen Körper in die dem Körper angehörigen Primfactoren hinzugenommen wird. Hierauf wird Kronecker's merkwürdige Grenzformel für den Ausdruck \[ \sum_{x,y}(Ax^2+Bxy+Cy^2)^{-\varrho-1}-\frac{\pi}{\varrho\sqrt{-D}} \] hergeleitet und zur Untersuchung der Normen von Klasseninvarianten benutzt. Das letzte Capitel ist der Teilung der elliptischen Functionen mit singülaren Moduln gewidmet.
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