Allgemeine Mechanik der Punkte und starren Systeme. Ein Lehrbuch für Hochschulen. I. Bd. Mechanik der Punkte und Punktsysteme. II. Bd. Mechanische Summen und starre Gebilde. (Q1533914)

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Allgemeine Mechanik der Punkte und starren Systeme. Ein Lehrbuch für Hochschulen. I. Bd. Mechanik der Punkte und Punktsysteme. II. Bd. Mechanische Summen und starre Gebilde.
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    Allgemeine Mechanik der Punkte und starren Systeme. Ein Lehrbuch für Hochschulen. I. Bd. Mechanik der Punkte und Punktsysteme. II. Bd. Mechanische Summen und starre Gebilde. (English)
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    1890
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    Während vor dreissig Jahren der deutsche Student nur auf Uebersetzungen oder Bearbeitungen französischer Lehrbücher der Mechanik verwiesen werden konnte, ist seitdem ein völliger Umschwung eingetreten. Die Jacobi'schen ``Vorlesungen über Dynamik'', welche 1866 zuerst erschienen, beleuchteten die allgemeinen analytischen Grundlagen der Behandlung der Aufgaben der Mechanik und wiesen dem Hamilton'schen Principe seine Stelle im Mittelpunkte der Dynamik an. Als erstes grösseres deutsches Lehrbuch folgte die ``Theorie der Bewegung und Kräfte'' von Schell (1870), danach als ursprüngliches Erzeugnis eines Forschergeistes von eigenartigem Gepräge ``Vorlesungen über mathematische Physik'' von G. Kirchhoff (1876). Die beiden letzteren Werke bildeten neben der ``Theoretischen Physik'' von Thomson und Tait (1871/74) seitdem die am meisten studirten Lehrbücher der Mechanik unter der deutschen akademischen Jugend. Zu ihnen gesellt sich jetzt (ausser dem kleineren Werke von W. Voigt, vgl. F. d. M. XXI. 1889. 837, JFM 21.0837.01) die ``Allgemeine Mechanik'' des Herrn Budde mit dem ausgesprochenen Zwecke, ein pädagogisch brauchbares System aufzustellen, das nicht bloss vom Leichteren zum Schwereren aufsteige, sondern die Anwendbarkeit jedes Satzes auf praktische Aufgaben verdeutliche. Zu diesem Zwecke teilt der Verf. das Gebiet nicht nach Principien, sondern nach dem Objecte ein: die Mechanik der Punkte, zuerst die des einzelnen Punktes, dann die mehrerer Punkte, bildet das erste Buch; nach Einschiebung eines Zwischenstücks über wichtige Summen (Massenintegrale, Schwerpunktsbestimmungen, Anziehungssummen, Trägheitsmomente) werden im zweiten Buche die starren Gebilde behandelt. Was in diese Einteilung nicht hineinpasst, wie z. B. die Theorie der Fadencurven und der biegsamen unausdehnbaren Flächen, ist fortgelassen worden, ein Mangel, dessen Beseitigung im Interesse der Vollständigkeit wünschenswert gewesen wäre. Die Hydromechanik hat natürlich ebenfalls keinen Platz gefunden. Das Werk ist nicht aus Vorlesungen hervorgegangen, sondern in Erinnerung an Schwierigkeiten bei der Aneignung des Stoffes und in der Absicht geschrieben, die hierbei gemachten Erfahrungen für andere nützlich zu verwerten, besonders, damit der Studirende nach Durcharbeitung der theoretischen Mechanik einer concreten Aufgabe gegenüber nicht hülflos dastehe. Die langjährige litterarische Thätigkeit des Verfs. und seine umfassenden Kenntnisse in der Mathematik und Physik haben bei der Abfassung zusammengewirkt, sodass ein Werk entstanden ist, das gleich ausgezeichnet ist durch seine klare und verständliche Sprache wie durch die scharf gegliederte und lichtvolle Entwickelung der Gedanken. Als besonders charakteristische Stellen seien hervorgehoben die Erörterung der physikalischen Grundlagen (S. 111 ff.) mit Anlehnung an Streintz und C. Neumann, das Hamilton'sche Princip für einen einzigen Punkt (S. 200 ff.), vor allem aber das zweite Buch mit der Mechanik der starren Gebilde, in welchem der Verf. teils eigene Untersuchungen zuerst veröffentlicht, teils die Ergebnisse der Forschungen von anderen Gelehrten anschaulich vorträgt. Die Theorie der Vectoren (welchen Namen der Verf. statt des deutschen Ausdrucks ``Strecken'' von den Engländern übernimmt) wird hier in ihrer mannigfachen Bedeutung dargestellt, und die Ball'sche Theorie der Windungen und Dynamen erscheint wohl zum ersten Male in einem deutschen Lehrbuche vollständig als organischer Teil in das allgemeine System der Mechanik hineingearbeitet. Ein Register der Begriffsbestimmungen und eine Litteraturübersicht beschliessen das Ganze. Einzelne eingestreute Aufgaben dienen als Fingerzeige für die Anwendungen. Das verdienstvolle Werk ist für das Studium warm zu empfehlen. Aus einem Gusse hervorgegangen, wirkt es wie ein einheitliches Kunstwerk auf den Leser; auch manches vom Verf. liebevoll gepflegte krause Beiwerk möchte man nicht an ihm entbehren.
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